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Nur Der Mann Im Mond Schaut Zu:

Titel: Nur Der Mann Im Mond Schaut Zu: Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carin Gerhardsen
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hinabbegeben hatte, wo er auf die nächste Bahn wartete, rief ihn Lotten, ihre stets gut gelaunte Rezeptionistin, an.
    »Wo seid ihr denn alle? Nur Einar ist hier.«
    »Am Wochenende ist so einiges zusammengekommen, wie du vielleicht schon gehört hast. Wir sind alle unterwegs und bei der Arbeit. Vermisst du uns?«
    »Ständig!«, zwitscherte Lotten.
    »Und wie geht es Pluto?«
    Lotten war eine unvergleichliche Hundefanatikerin. Ihr Hund – ein Afghane, der im Übrigen gar nicht Pluto hieß, sondern einen prätentiösen französischen Namen trug – und der Königspudel von Micke, dem Hausmeister, schickten einander Weihnachtskarten und sogar Glückwunschkarten zum jeweiligen Geburtstag. Sjöberg fragte sich oft, ob diese Geburtstage einmal im Jahr gefeiert wurden oder sieben Mal, hatte aber noch nicht gewagt, danach zu fragen. Vermutlich, weil er nicht in der Lage wäre, die Frage ohne einen sarkastischen Unterton vorzutragen, obwohl er ansonsten – das musste er sich eingestehen – diesen positiven, lebensfrohen Menschen, der jeder Situation eine beschwingte und angenehme Atmosphäre verlieh, rundherum mochte.
    » Pluto «, antwortete Lotten mit gespieltem Schmollen, »ist leicht verkühlt, ansonsten geht es ihm blendend. Du, was ich eigentlich von dir wollte.«
    Effektiv und sachlich wie immer, trotz der fröhlichen Verpackung.
    »Eine Journalistin vom Aftonbladet hat angerufen, die über den Säugling aus dem Vitabergspark reden wollte. Ich wusste nicht, ob ich sie an dich oder Petra weiterleiten oder was ich sonst mit ihr anfangen sollte …«
    »Warte«, unterbrach er sie. »Ich kann dich gerade nicht verstehen.«
    Der Zug fuhr in die Station ein, und Lottens Stimme er trank im U-Bahn-Lärm. Sjöberg stieg in einen Wagen und nahm das Gespräch wieder auf.
    »Was hast du gesagt? Säugling?«
    »Ja, sie hat den Säugling im Vitabergspark erwähnt. Ich glaube nicht, dass das schon offiziell ist …«
    Die Türen schlossen sich, und der Zug verließ den Thorildsplan.
    »Wie heißt sie? Wie lautet ihre Telefonnummer?«
    Im Hörer begann es zu knistern.
    »… SMS … melde mich wieder …«
    »Ich habe keinen Empfang mehr!«, rief Sjöberg. »Setz Petra drauf an! Ich komme nach dem Mittagessen rein!«
    *
    Nachdem sie auch die Wollmar Yxkullsgatan und den Hornstull auf ihrer Liste der Kinderkliniken abgehakt hatte, fuhr Petra ohne Ergebnis zur Polizeiwache zurück, um mit Eriksson und Sandén den Stand der Dinge zu besprechen. Wenn sie Glück hatte, konnte sie sich sogar noch etwas Essbares einwerfen. Sie hatte gerade ihr Büro betreten, als Lotten anrief.
    »Ich habe hier eine Journalistin vom Aftonbladet in der Leitung. Sie ist schon den ganzen Vormittag hinter euch her.«
    »Hinter uns her?«, sagte Petra.
    »Ja, sie hat ein paar Fragen zu dem Säuglingsfund im Vitabergspark.«
    »Hat sie das Wort benutzt? Säuglingsfund?«
    »Ja, das hat sie tatsächlich«, lachte Lotten.
    »Dann muss sie wohl mit Conny sprechen. Ich habe keine Befugnis, mit der Presse zu reden.«
    »Ich habe Conny schon angerufen«, erklärte Lotten. »Er hat gesagt, dass du das übernehmen sollst.«
    »Das hat er gesagt? Als ich das letzte Mal mit ihm gesprochen habe, meinte er, dass wir damit noch hinter dem Berg halten sollten.«
    »Aber jetzt ist es wohl schon raus.«
    Petra seufzte. Ja, ganz offensichtlich war es das. Immer gab es jemanden, der sich nicht zurückhalten konnte und unbedingt die Boulevardpresse anrufen musste. Nachdem sie kurz darüber nachgedacht hatte, kam sie zu der Überzeugung, dass es vermutlich die junge Mutter aus dem 7-Eleven-Laden gewesen war, die sich von ein paar zusätzlichen Tausendern in der Haushaltskasse hatte verlocken lassen, und dass sie vielleicht ein bisschen Medienrummel um den kleinen Jungen aus dem Vitabergspark gebrauchen konnten, um endlich weiterzukommen.
    »Okay, stell sie durch«, sagte Petra, während sie gleichzeitig ihre Jacke auf den Schreibtisch warf.
    Sie hatte noch nie direkt mit der Presse kommuniziert, normalerweise übernahm das Sjöberg. Aber wenn man für die Ermittlungen in einem Fall verantwortlich war, dann gehörte das mit dazu. Da hieß es Zähne zusammenbeißen, um nicht zu viel zu sagen und keinen Raum zu lassen für eigene Interpretationen.
    »Soweit ich verstanden habe, leitest du die Ermittlungen«, sagte die Reporterin, nachdem sie sich vorgestellt hatte. »Wie schreibt sich dein Nachname?«
    Petra buchstabierte und hoffte, dass sie dieses Gespräch nicht bereuen

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