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Nur Der Mann Im Mond Schaut Zu:

Titel: Nur Der Mann Im Mond Schaut Zu: Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carin Gerhardsen
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wieder von ihrer Schulter. Ein klassischer Sekretärinnentyp mittleren Alters, komplett mit Rock, Bluse und Perlenhalsband, kam mit einem Tablett herein, auf dem zwei Gläser und zwei Flaschen Wasser standen, und stellte es auf dem Tisch ab. Sie nickte beiden freundlich zu, verließ den Raum wieder, ohne ein Wort zu sagen, und zog die Tür hinter sich zu.
    »Aha, es läuft also etwas zäh, sagst du«, seufzte Brandt und schaute sie mit einem Blick an, als wäre sie ein kleines Kind, das gefallen ist und sich wehgetan hat.
    Petra schenkte sich Wasser in ihr Glas und trank einen Schluck, während Brandt sie mit schiefem Kopf weiter beobachtete.
    »Aber es wird bestimmt bald einen Durchbruch geben«, sagte Petra in einem betont forschen Tonfall.
    »Bestimmt«, sagte Roland Brandt. »Ich habe den Artikel über dich im Aftonbladet gelesen.«
    »Über mich?«, erwiderte Petra mit einem Lachen. »Der war wohl eher über den Fall. Ich habe nur ein paar Fragen beantwortet.«
    »Und das hast du gut gemacht.«
    Was für ein verdammter Blick. Genau das musste gemeint sein, wenn es hieß: Er schaute ihr tief in die Augen . Ich muss ein bisschen Tempo in dieses Gespräch bringen, dachte Petra, damit es schnell überstanden ist.
    »Schön zu hören. Ich habe versucht, mich an die Fakten zu halten. Nicht zu viel zu sagen und keinen Raum für freie Assoziationen zu lassen. Du denkst doch nicht …«
    »Und du warst auch mit auf dem Bild«, unterbrach sie der Polizeidirektor. »Du hast gut ausgesehen.«
    Breites Lächeln.
    »Das muss ganz schön wehgetan haben«, sagte er und lenkte seine Blicke auf ihre übereinandergelegten Beine. »Die Hosen waren ganz kaputt.«
    »Ach, das war nicht so schlimm«, sagte Petra und wand sich in ihrem Sessel. »Ich musste das Kind ja aus den Büschen herausbekommen. Manchmal muss man eben Opfer bringen«, fügte sie mit einem Lachen hinzu, das in ihren Ohren geradezu hysterisch klang.
    »Magst du Kinder?«, fragte er überraschend.
    Petra wusste nicht, was sie mit sich anfangen sollte. Sie überlegte, gar nicht darauf zu antworten, aufzustehen und einfach wegzugehen, aber es gelang ihr, ihre Instinkte zu zügeln und sich zu besinnen. Um der Karriere willen, dachte sie. Um sich nicht alle Zukunftschancen durch eine einzige impulsive Handlung zu verderben. Der Kerl war ganz offensichtlich wahnsinnig. Aber dann lass ihn eben so sein, soll er dich doch mit seinen Blicken ausziehen und komische Dinge sagen, lass es ausnahmsweise einfach zu.
    »Ja, das tue ich«, antwortete sie und ließ langsam die Luft aus ihren Lungen entweichen, damit es nicht wie das lange Seufzen klang, das es im Grunde genommen war. »Ich mag Kinder sehr gerne.«
    Als er nicht darauf antwortete, sondern einfach nur dasaß und sie anschaute, fühlte sich Petra genötigt, noch mehr zu sagen. Das Schweigen war unerträglich.
    »Aber du findest nicht, dass ich mich blamiert habe? Bei dem Interview? Ich habe ja keine Erfahrung mit den Medien und war zuerst auch skeptisch, als ich …«
    »Petra, komm her«, unterbrach sie Roland Brandt mit einer Stimme, die vor Honig nur so troff. »Mach dir keine Gedanken, du hast eine ausgezeichnete Arbeit geleistet. Komm her.«
    Er winkte lässig mit der Hand. Petra war kurz davor, die Fassung zu verlieren, aber sie durfte das hier auf keinen Fall verbocken. Halt bloß durch, dachte sie und stand auf und machte zwei Schritte in seine Richtung.
    »Du leistest ausgezeichnete Arbeit, Petra«, sagte er und streckte seine linke Hand nach ihr aus.
    Ihre eigenen Hände hingen schlaff an ihrer Seite hinunter, und sie machte keine Anstalten, das zu ändern.
    »Als Beweis meiner Wertschätzung wollte ich dich heute Abend zu einem kleinen Essen einladen«, sagte er und lächelte sie mit einer Miene an, als wäre er der Weihnachtsmann.
    »Das ist nicht nötig«, erwiderte Petra schnell. »Ich bin froh, dass dir gefällt, was ich mache, aber heute Abend muss ich arbeiten.«
    Er nahm ihre Hand und zog sie zu sich heran. Petra wagte es nicht, sich zu sträuben, denn wenn sie es tat, würde sie deutlich zeigen, dass sie das Ganze als üble Anmache betrachtete und nicht als eine freundschaftliche Geste.
    »Mir gefällt, was du machst«, lächelte Brandt. »Ja, das kann man ruhig sagen, Petra. Und es gibt genug andere, die die Arbeit übernehmen können. Ich habe für heute Abend um acht schon einen Tisch für uns bei Mathias Dahlgren gebucht. Das ist nichts, was man ablehnen darf.«
    »Ich muss es aber trotzdem tun,

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