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Nur Der Mann Im Mond Schaut Zu:

Titel: Nur Der Mann Im Mond Schaut Zu: Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carin Gerhardsen
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Roland«, sagte Petra und hörte selbst, wie merkwürdig das klang. Sie war ja gar nicht »Roland« mit ihm. »Ich habe andere Pläne für den Abend.«
    Er zog an ihrem Arm, was hatte er vor? Kaum zu glauben, er versuchte sie auf seine Knie zu ziehen. Sie machte sich stark, standhaft, und blieb fest auf dem Boden stehen, Hand in Hand mit dem Polizeidirektor. So etwas gab es in Wirklichkeit doch gar nicht.
    »Das habe ich auch, Petra. Ich dachte, dass wir ein paar Stockwerke höher weitermachen, wenn wir gegessen haben.«
    Ein paar Stockwerke höher? Petra hatte keine Ahnung, wovon er sprach. Aber sie begriff sehr wohl, was es bedeutete, dass er ihre Hand losließ und stattdessen ihre rechte Pobacke packte. Damit war das Maß voll. Sie trat einen Schritt zurück aus der Reichweite des Polizeidirektors, der sich mit einem zufriedenen Grinsen in seinem Sessel breitmachte.
    »Tut mir leid, das sagen zu müssen«, sagte Petra, ohne noch einen Augenblick länger zu zögern, »aber das hier kann ich nur auf eine Weise deuten. Du baggerst mich an. Und das hier eben kann man als sexuelle Belästigung betrachten.«
    Dann wandte sie sich von ihm ab und ging zur Tür.
    »Soll das ein Witz sein, Petra?«, sagte der Polizeidirektor.
    Petra drückte die Türklinke hinunter.
    »Du hast doch gesagt, dass ich sexy bin?«, fuhr er mit einem Ausdruck in der Stimme fort, der in Petras Ohren wie Triumph klang.
    Die Tür öffnete sich.
    »Das habe ich nicht gesagt«, antwortete Petra eiskalt. »Jemand anderes hat es mir in den Mund gelegt.«
    Petra ging in den Korridor hinaus und verließ Roland Brandt, ohne sich noch einmal umzudrehen. Sie musste ständig an ihre eigenen Worte denken: »keinen Raum für freie Assoziationen lassen«.

Dienstagmorgen
    S jöberg hatte Kopfschmerzen. Am vorhergehenden Abend war er bereits um elf ins Bett gegangen, nachdem er ein paar alte Fischstäbchen und Makkaroni aus der Dose im Kühlschrank verschlungen hatte. Vollkommen erschöpft hatte er aus reiner Routine noch die Denksportaufgabe in der Zeitung gelöst, bevor er das Licht ausgemacht hatte. Er war so müde, dass er eingeschlafen war, sobald er die Augen geschlossen hatte.
    Fünf Stunden später wurde er von seinem eigenen Schrei geweckt. Margit Olofssons Gesicht, hübsch eingerahmt von ihrem langen, roten Haar, hatte ihn erneut mit seinem friedlichen Ausdruck aus dem Schlaf gerissen. Verwundert hatte sie ihn betrachtet, hatte einige Schritte oben in ihrem Fenster getanzt, dann fiel er. Hatte die Welt und die Dinge aus den Händen verloren und fiel.
    Obwohl er sich immer noch vollkommen entkräftet gefühlt hatte, war er danach nicht mehr zur Ruhe gekommen. Die Morgenzeitung war noch nicht gekommen, also war er aufgestanden, hatte sich vor den Fernseher gesetzt und sich durch die langweiligen Programme der Privatsender gezappt, bis er das Plumpsen im Flur gehört und sich gefragt hatte, ob es vielleicht Joakim Andersson war, der die Zeitung in den Briefschlitz gesteckt hatte. Nachdem er in der absoluten Stille der leeren Wohnung die ganze Zeitung Seite für Seite durchgelesen und in aller Ruhe ein ordentliches Frühstück verzehrt hatte, war er zur Arbeit gegangen.
    Jetzt saß er da und stellte die Vorgaben für die heutigen Vernehmungen zusammen, während er sich die Schläfen massierte. Es war kurz nach sieben, und am besten würde er sofort anfangen zu telefonieren und versuchen, möglichst viele der allein reisenden Männer zu erreichen, bevor sie sich auf den Weg zur Arbeit machten. Eigentlich hatte er vorgehabt, Lotten diese Aufgabe zu übertragen, aber sie war noch nicht aufgetaucht. Gerade als er den Hörer in die Hand nehmen wollte, klingelte sein Handy. Es war der Rechtsmediziner Kaj Zetterström, der sich in Åbo befand, um der Obduktion beizuwohnen und die Überführung des Leichnams zu organisieren.
    »Bist du schon so früh wach?«, fragte Sjöberg.
    »Wir sind euch eine Stunde voraus. Bist du so früh schon wach?«, entgegnete Zetterström.
    »Ja, heute schon. Warum hast du überhaupt angerufen, wenn du glaubst, dass ich noch gar nicht im Büro bin?«
    »Du bist tatsächlich nicht wach. Ich habe dich auf dem Handy angerufen. Wollte eine Mitteilung hinterlassen. Woher soll ich denn wissen, wo du dich gerade aufhältst?«
    »Ich gebe mich geschlagen. Wie läuft es da drüben?«
    »Hast du schon mit Nieminen gesprochen?«
    »Heute? Nein, noch nicht. Sollte ich?«
    »Er hat versucht, dich über das Handy zu erreichen. Wahrscheinlich hat er

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