Nur Der Mann Im Mond Schaut Zu:
saß mit grimmiger Miene vor seinem Computer und hämmerte in die Tastatur, und Hamad murmelte nur eine kurze Antwort, ohne die Augen von seinen Listen zu nehmen. Das Handy piepte, und als Sjöberg sah, dass es eine SMS von Åsa war, nutzte er die Gelegenheit, um auf den Flur zu gehen und sich ein paar Minuten Abwechslung von seiner eintönigen Arbeit zu gönnen.
»Kinder krank, bleibe bei Oma. Viele Küsse, arbeite dich nicht tot«, stand dort. Er war offensichtlich in Gnaden wieder aufgenommen worden. Die Mitteilung war bereits am Nachmittag geschickt worden, aber der verdammte Provider ließ sich manchmal viel Zeit damit, eine SMS zu befördern. Er löschte die Mitteilung und wählte die Nummer seiner Schwiegereltern.
»Ich habe deine Nachricht erst jetzt bekommen«, entschuldigte er sich, nachdem er Åsa an den Hörer bekommen hatte. »Was ist passiert?«
Åsa seufzte tief am anderen Ende der Leitung.
»Sowohl Simon als auch Sara haben die Windpocken bekommen«, stellte sie erschöpft fest. »Da können wir genauso gut hierbleiben, wo Mama und Papa ein bisschen helfen können.«
»Und du? Du musst doch arbeiten?«
»Ich werde auf jeden Fall ein paar Tage freinehmen. Ich müsste am Donnerstag wieder arbeiten, aber wenn es nicht geht, dann geht es eben nicht.«
»Windpocken«, sagte Sjöberg resigniert, »das dauert doch mehrere Wochen, oder?«
»Und ansteckend ist es auch«, sagte Åsa mit einem desillusionierten Lachen. »Dann wird wohl ein Monat vergehen, bis wir die Geschichte hinter uns haben.«
»Alle anderen Leute haben zwei Kinder. Warum müssen wir ausgerechnet fünf haben?«
»Tja, das hättest du dir vorher überlegen sollen!«
»Aber du kannst doch keine kranken Kinder im Zug mit nach Hause nehmen. Ich muss mit dem Bus kommen und euch abholen. Wie krank sind sie denn?«
»Es ist nicht so schlimm, ein bisschen Fieber«, sagte Åsa. »Aber sie jammern über das Jucken. Warte ruhig ein paar Tage ab, dann werden wir uns etwas überlegen.«
»Und die beiden kleinen Racker, die sind bestimmt gesünder als je zuvor, wenn ich mich nicht irre?«
Sjöberg meinte die beiden zweijährigen Zwillinge, die sie im Zusammenhang mit einem Fall, an dem er gearbeitet hatte, kurz nach ihrer Geburt adoptiert hatten. Ihre biologische Mutter war drogenabhängig und ahnte nichts von ihrer Schwangerschaft, als sie plötzlich, kurz vor ihrem Tod, die Zwillinge auf die Welt brachte. Sjöberg, der die beiden in ihren ersten Tagen regelmäßig im Krankenhaus besucht hatte, zögerte nicht eine Sekunde, die schon große Familie mit zwei weiteren Kindern zu bereichern, und Åsa musste er auch nicht lange überreden. Jonathan und Christoffer waren zwei – gelinde gesagt – lebhafte kleine Jungen.
»Stimmt, aber Opa ist begeistert«, sagte Åsa.
»Das glaube ich, aber er muss ja auch nicht hinter ihnen herräumen. Wie geht es dir, bist du müde?«
»Erschöpft«, antwortete Åsa ehrlich. »Aber wir sind ja zu dritt. Das macht die Sache leichter.«
»Ich werde meinen Teil übernehmen«, sagte Sjöberg, »wenn wir sie erst einmal nach Hause bekommen haben.«
»Mach dir darüber erst mal keine Gedanken. Was ist mit den Morden?«
Während er erzählte, spürte er, wie intensiv er sich nach Åsa sehnte. Nach seiner Lebensgefährtin und großen Liebe. Er brauchte sie, und er wollte sie bei sich haben. Ein paar Tage Junggesellenleben hatten vollauf gereicht. Jetzt wollte er seine Familie wiederhaben. Außerdem wollte er Trost in Åsas Armen finden, stillen Trost, einfach das Gefühl, dass sie zusammen waren. Den Zwischenfall – oder wie man es nun nennen wollte – mit Margit Olofsson hatte er zu den Akten gelegt, irgendwo ganz hinten verborgen. Keine weiteren Maßnahmen. Punkt.
Als Sjöberg zu den anderen zurückkam, verkündete Eriksson, dass die Auflistung der allein reisenden Männer auf der Amorella fertig sei. Wie konnte er so viel leisten, ohne sich je von seinem Stuhl zu erheben? Es handelte sich um etwa fünfzig Männer, die die Reise über die Ostsee ohne Begleitung gebucht hatten. Unter Hamads Verantwortung sollten diejenigen von ihnen, die in der Region Stockholm beheimatet waren, befragt werden. Sjöberg übernahm die Aufgabe, Jennifer Johanssons Schule zu besuchen, um sich mit der Hilfe ihrer Lehrer und Klassenkameraden ein noch genaueres Bild von ihr zu machen. Noch mehr Listen konnte er nicht verkraften, also beschloss er, für heute Feierabend zu machen. Hamad und Eriksson saßen immer noch da, als er
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