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Nur Der Mann Im Mond Schaut Zu:

Titel: Nur Der Mann Im Mond Schaut Zu: Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carin Gerhardsen
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die Straßen der Stadt, weil eine Dreijährige sich einen Spaß gemacht hatte. Der reine Wahnsinn. Aber da war ihre Intuition. Die sagte ihr etwas anderes.
    Barbro bewegte sich steif, sie hatte Muskelkater in den Waden. Sie war es gewohnt, lange Strecken zu Fuß zurückzulegen, aber gestern war sie beinahe sieben Stunden gewandert und hatte nur wenige, kurze Pausen gemacht. Das war mehr, als sie und ihre Freundinnen sonst auf sich nahmen. Trotzdem war sie nicht so ganz zufrieden mit ihrem Arbeitseinsatz. Es wäre schön gewesen, wenn sie gestern bereits ganz Södermalm hätte abhaken können. Aber jetzt war es nicht mehr zu ändern. Sie beschleunigte ihre Schritte ein wenig, als sie von der Götgatan in die Bondegatan abbog.
    *
    »Wann sollte der Nächste reinkommen?«, fragte Hamad.
    »Lass mal sehen … um halb zwei, ja«, antwortete Lotten und wandte sich ihm zu.
    Hinter ihr an der Pinnwand hingen jede Menge Ansichtskarten, die ausnahmslos Hunde aller möglichen Rassen darstellten. Aber es befanden sich dort auch seriöse Aushänge, beispielsweise die Liste mit Namen und Zeiten, die Lotten für Hamad zusammengestellt hatte. Einige von ihnen hatte er bereits abgearbeitet, aber keine der Befragungen hatte irgendetwas gebracht.
    »Du, dieses Mädchen, mit dem du vorhin gesprochen hast – kanntest du sie?«, fragte Lotten neugierig.
    »Welches Mädchen?«
    »Diese Vierzehnjährige, süß, blond … Du hast sie mit zu dir nach oben genommen.«
    »Ach so, Elise. Sie spielt bei einer unserer Ermittlungen eine Rolle.«
    »Worüber habt ihr denn gesprochen?«
    »Über ihre Schwester. Das ist das Mädchen, die auf der Finnlandfähre ermordet wurde. Warum fragst du?«
    »Reine Neugierde«, winkte Lotten ab. »Ich habe mich gefragt, woher ihr euch kanntet, das war alles.«
    Hamad war mit der Antwort nicht zufrieden.
    »Warum? Glaubst du etwa, dass ich …? Eine Vierzehnjährige?«
    »Aber Jamal! Auf so etwas würde ich doch nie kommen! So ein großer Kerl …«
    Hamad verdrehte die Augen und wollte wieder gehen, als Lotten plötzlich noch etwas einfiel.
    »Aber, du …«, sagte sie zu seinem Rücken.
    Er blieb stehen und drehte sich zu ihr um.
    »Ja?«
    »Hattest du sie herbestellt?«
    »Nein«, antwortete Hamad. »Sie wollte nur wissen, wie wir vorankommen.«
    »Aber deswegen ist sie eigentlich nicht hergekommen …«
    Er ging die paar Schritte zur Rezeption zurück und sagte:
    »Doch, da bin ich mir aber ziemlich sicher. Was meinst du denn?«
    Lotten schaute ihn an, selbst ganz überrascht von ihrer Entdeckung.
    »Mir hat sie gesagt, dass sie eine Brieftasche gefunden hätte. Sie hat nach dem Fundbüro gefragt.«
    Hamad wusste nicht, was er glauben sollte. Zuerst dachte er einfach nur: Dann hat sie eben eine Brieftasche gefunden, daran ist doch nichts Merkwürdiges. Als ihm aber aufging, dass Elise Johansson ihn angelogen hatte, sah er es in einem ganz anderen Licht. Sie hatte ihm gegenüber kein Wort über eine Brieftasche verloren. Was war eigentlich genau passiert, als sie sich in der Eingangshalle am Fuß der Treppe begegneten? Doch, sie hatte gesagt, dass sie auf dem Weg zu ihm war und nicht die Brieftasche oder das Fundbüro erwähnt. Sie hatte zwar etwas ängstlich ausgesehen, aber eigentlich hatte er auch gar nichts anderes erwartet. Das Mädchen war also hierherg ekommen, um eine gefundene Brieftasche abzugeben , hat das aber verschwiegen. Das konnte zwei Dinge bedeuten, schloss Hamad. Elise hatte eine Brieftasche gefunden, aber ihr schwante, dass er ihr nicht glauben würde. Oder – und das war die wahrscheinlichere Antwort – sie war auf eine andere Weise an die Brieftasche gekommen und bereute es jetzt.
    »Danke, Lotten!«, rief er, während er schon in Richtung Fundbüro lief. »Du bist Gold wert!«
    »Doch, ein junges Mädchen hat sie abgegeben«, bestätigte Ivarsson vom Fundbüro, nachdem er die Brieftasche herausgesucht hatte. »Sie hat sie gefunden, sagte sie. Wusste nicht mehr, wo. Aber ich glaube nicht, dass sie sie gefunden hat, denn dann hinterlassen sie Namen und Adresse. Ein bisschen Finderlohn nimmt man gerne mit, wenn man in dem Alter ist. Und viel Geld war auch drin. Sie hat wohl kalte Füße gekriegt.«
    »Habt ihr schon mit dem Besitzer gesprochen?«, fragte Hamad.
    »Nein, er ist noch nicht benachrichtigt.«
    »Gut. Ich möchte auch nicht, dass ihr ihn benachrichtigt. Ich kümmere mich solange um die Brieftasche.«
    Er eilte die Treppe hinauf und in sein Büro. Er setzte sich und legte die

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