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Nur Der Tod Bringt Vergebung

Nur Der Tod Bringt Vergebung

Titel: Nur Der Tod Bringt Vergebung Kostenlos Bücher Online Lesen
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reuevoll.
    «Das sind die Worte einer unerschrockenen Vertreterin des Rechts. Fast hätte ich vergessen, daß die Brehon-Richter Eures Landes über dem Königshof stehen. Hier bei uns ist der König das Gesetz, und es gibt niemanden, der über ihn zu Gericht sitzen könnte.»
    Fidelma verzog das Gesicht.
    «Ich habe von den Mängeln Eurer sächsischen Ordnung gehört.»
    Äbtissin Hilda fuhr erschrocken zusammen.
    «Mein Kind, vergeßt nicht, daß Ihr mit dem König sprecht.»
    Aber Oswiu grinste nur.
    «Es gibt keinen Grund, sie zu tadeln, werte Base. Schwester Fidelma handelt in Übereinstimmung mit den Grundsätzen ihres Landes. In Irland wirkt der König nicht als Gesetzgeber, und er herrscht auch nicht durch göttliches Recht. Er ist nur der Verwalter eines Gesetzes, das von Generation zu Generation weitergegeben wurde. Jeder Gesetzeskundige, ein anruth oder ollamh, kann mit dem höchsten König des Landes rechtliche Streitgespräche führen. Ist es nicht so, Schwester Fidelma?»
    Fidelma lächelte.
    «Ihr habt gut begriffen, worum es uns geht, Oswiu von Northumbrien.»
    «Und Ihr scheint einen scharfen Verstand zu besitzen und ohne Furcht vor einer der Parteien zu sein», entgegnete Oswiu. «Das ist gut. Meine Base hat Euch sicherlich schon gebeten, das Verbrechen aufzuklären und herauszufinden, wer Étain von Kildare ermordet hat? Wie lautet Eure Antwort? Werdet Ihr die Sache untersuchen?»
    In diesem Augenblick war ein lautes Knarren zu hören. Schwester Gwid stand zitternd und verkrampft in der offenen Tür. Ihr Haar unter der Haube war zerrauft, ihre Lippen bebten, ihre Augen waren rot, und dicke Tränen liefen ihr über die bleichen Wangen. Laut schluchzend blickte sie wirr von einem zum anderen.
    «Was zum …?» hob Oswiu überrascht an.
    «Ist es wahr? O Gott, sagt mir, daß es nicht wahr ist!» schrie die verzweifelte Ordensschwester und rang verzweifelt die großen, knochigen Hände. «Ist Äbtissin Étain tot?»
    Schwester Fidelma erholte sich als erste von dem Schrecken, eilte zu Schwester Gwid, nahm sie am Arm und zog sie mit sich aus dem Zimmer. Draußen auf dem Flur winkte sie der besorgten Schwester zu, die für Äbtissin Hildas Wohl zuständig war und offenbar vergeblich versucht hatte, Gwid davon abzuhalten, in das Gemach zu stürmen.
    «Es ist wahr, Gwid», sagte Fidelma leise. Sie verspürte Mitleid mit dem linkischen Mädchen. «Laßt Euch von der Schwester in Euer dormitorium bringen. Legt Euch eine Weile hin, und ich werde zu Euch kommen, sobald ich kann.»
    Schluchzend ließ sich Gwid den Flur hinunterführen. Ihre breiten Schultern zuckten in schwerer Pein.
    Einen Augenblick hielt Fidelma inne, ehe sie sich zurück ins Gemach der Äbtissin begab.
    «Äbtissin Étain war in Emly Schwester Gwids Lehrerin», erklärte sie den anderen, als sie mit fragenden Blicken empfangen wurde. «Gwid sollte der Äbtissin während der Versammlung als Sekretärin zur Seite stehen. Sie hat Étain sehr verehrt und ist über ihren Tod verständlicherweise bestürzt. Wir alle haben mit unserer Trauer zu kämpfen.»
    Äbtissin Hilda seufzte mitfühlend.
    «Ich werde das arme Mädchen später trösten gehen», sagte sie. «Laßt uns vorher jedoch in dieser Sache zu einer Übereinkunft kommen.»
    Oswiu nickte. «Was sagt Ihr zu dem Vorschlag, Fidelma von Kildare?»
    Fidelma nickte.
    «Äbtissin Hilda hat bereits angedeutet, daß ich in diesem Fall ermitteln soll. Ich bin dazu gerne bereit, wenn auch nicht aus politischen Gründen, sondern weil ich dem Gesetz zu seinem Recht verhelfen will – und weil Étain meine Freundin war.»
    «Das war wohl gesprochen», entgegnete Oswiu. «Doch spielt Politik in dieser Sache unweigerlich eine große Rolle. Der Mord an einer so herausragenden Persönlichkeit kann in der Absicht geschehen sein, auf unsere Debatte Einfluß zu nehmen. Am naheliegendsten ist sicherlich die Vermutung, daß die Sprecherin Ionas von einem Anhänger Roms zum Schweigen gebracht wurde. Andererseits kann es durchaus sein, daß der Mörder gerade diese Vermutung schüren wollte, damit die Synode aus Mitgefühl Iona gegen Rom unterstützt.»
    Schwester Fidelma betrachtete Oswiu nachdenklich. Vor ihr stand kein prunksüchtiger Monarch mit einfältigem Gemüt, sondern ein König, der mit eiserner Faust über zwanzig Jahre lang in Northumbrien geherrscht hatte und jeden von außen oder innen kommenden Versuch, ihn auszuschalten und vom Thron zu stoßen, erfolgreich vereitelt hatte. Inzwischen erkannten

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