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Nur Der Tod Bringt Vergebung

Nur Der Tod Bringt Vergebung

Titel: Nur Der Tod Bringt Vergebung Kostenlos Bücher Online Lesen
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nur von meinen Gnaden und unter meiner Schirmherrschaft. Ich bin hier der Herr über das Gesetz, ich entscheide darüber, wer bestraft wird und wer nicht. Und Schwester Fidelma handelt in meinem Auftrag.»
    Auf Alhfriths Ruf hin war Wulfric ins Gemach der Äbtissin getreten. Mit einer heftigen Handbewegung forderte ihn Oswiu auf, es wieder zu verlassen. Der dunkelhäutige Than warf Alhfrith einen fragenden Blick zu, doch als er das von Scham und Zorn tief errötete Gesicht seines Herrn sah, zog er sich rasch zurück.
    Alhfrith mußte offenbar seine ganze Kraft aufbringen, um sich zu beherrschen. Die bleiche Narbe auf seiner Wange bildete einen unheimlichen weißen Striemen auf seinem rotglühenden Gesicht.
    Eadulf trat unruhig von einem Fuß auf den anderen.
    «Wenn es denn eine Strafe geben soll, Sire», ergriff er zum erstenmal das Wort, «dann soll sie mich treffen. Ich übernehme die volle Verantwortung. Ich habe Schwester Fidelmas Ansicht zugestimmt, daß der Astrologe, was den Mord an Étain betrifft, unschuldig ist. Und ich habe ihre Entscheidung, ihn freizulassen, um ihm einen unnötigen und ungerechtfertigten Tod auf dem Scheiterhaufen zu ersparen, voll und ganz unterstützt.»
    Fidelma schenkte dem sächsischen Mönch einen dankbaren Blick. Sie hatte nicht damit gerechnet, daß er mit so starken Worten für sie in die Bresche springen würde.
    Alhfrith rang empört nach Luft.
    «Ihr wollt unbedingt bestraft werden?» wandte Oswiu sich belustigt an den sächsischen Glaubensbruder.
    «Nein, Sire. Ich möchte nur zum Ausdruck bringen, daß ich für Cannas Freilassung ebenso verantwortlich bin.»
    Oswiu schüttelte grinsend den Kopf und wandte sich dann wieder Fidelma zu. Fidelma blickte dem northumbrischen König ruhig in die Augen. Eadulf zitterte – ein Wort von Oswiu, und sie hatten beide ihr Leben verwirkt.
    «Es ist Euer Glück, Fidelma von Kildare, daß ich mit Euren Sitten und Gebräuchen vertraut und außerdem in der Lage bin, meinen hitzköpfigen Sohn im Zaum zu halten. Aber Ihr hättet Euch fast übernommen. In meinem Königreich besitzt Ihr nicht die Macht, Gefangene freizulassen, ehe ich es nicht ausdrücklich gebilligt habe.»
    Fidelma senkte den Kopf.
    «Dann tut es mir aufrichtig leid, Oswiu von Northumbrien. Es war wohl ein Fehler, wie selbstverständlich davon auszugehen, daß Ihr, als Ihr mich als dálaigh beauftragt habt, diesen Mord aufzuklären, mir auch die Erlaubnis gabt, diese Aufgabe so auszuführen, wie ich es in meinem Heimatland getan hätte.»
    Oswiu runzelte die Stirn. Hatten die Worte der jungen Frau einen leicht spöttischen Unterton?
    «Ihr wußtet, daß Ihr ohne Befugnis handelt», sagte er ernst. «Ich kann einfach nicht glauben, daß Euch die Gesetze unseres Landes so fremd sind, wie Ihr es uns weismachen wollt.»
    Fidelma schlug bescheiden die Augen nieder.
    «Wirklich?» fragte sie mit fast übertriebener Unschuldsmiene.
    «Beim Donner! Ich glaube es einfach nicht.» Oswiu hielt inne, dann verzog sich sein Gesicht zu einem Grinsen. «Vielmehr glaube ich, Schwester Fidelma, daß Ihr eine sehr kluge Frau seid.»
    «Dafür danke ich Euch, König Oswiu.»
    Wütend schaltete sich Alhfrith ein.
    «Was ist mit dem Hexer? Laßt mich Wulfric und seine Krieger schicken, damit sie ihn wieder einfangen.»
    Oswiu brachte ihn mit einer Geste zum Schweigen, ohne seine blauen Augen von Schwester Fidelma abzuwenden.
    «Ihr sagt, dieser Bettler sei unschuldig?»
    «Ja», antwortete Fidelma. «Seine einzige Schuld bestand in der Sünde des Stolzes. Er ist Astrologe. Aus der Stellung der Gestirne hat er ein bevorstehendes Unheil abgelesen. Aber wir haben jene befragt, die ihn vor dem Ereignis gehört haben. Seine Prophezeiungen sind eher allgemeiner Natur gewesen. Erst nach Étains Tod hat er damit geprahlt, er habe den Tod der Äbtissin genau vorhergesagt, und damit den Mordverdacht auf sich gelenkt.»
    Oswiu nickte.
    «Ich habe die irischen Astrologen bei der Arbeit gesehen. Ich war stets beeindruckt von der Genauigkeit ihrer Voraussagen. Aber Ihr behauptet, er habe den Namen des Opfers vor dem Mord nicht genannt?»
    «Das kann nicht stimmen. Wulfric hat ihn gehört!» unterbrach Alhfrith laut.
    «Aber auch nur Wulfric», schaltete sich Eadulf ein. «Der einzige Zeuge, der erklärt, Canna habe den Mord an Étain und die Art ihres Todes vorausgesagt, ist Wulfric von Frihop – ein Than, der es darauf angelegt hat, die Iren im allgemeinen und alle, die mit der Kirche von Columban in

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