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Nur Der Tod Bringt Vergebung

Nur Der Tod Bringt Vergebung

Titel: Nur Der Tod Bringt Vergebung Kostenlos Bücher Online Lesen
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Zusammenhang stehen, in Mißkredit zu bringen. Wulfric brüstet sich überall damit, vor nicht einmal zwei Tagen Bruder Aelfric von Lindisfarne gehängt zu haben, und verspricht öffentlich, das gleiche mit jedem Mönch Columbans zu tun, der es wagt, in sein Gebiet einzudringen.»
    «Bruder Eadulf hat recht», stimmte Fidelma zu. «Wir haben drei Zeugen befragt, die übereinstimmend ausgesagt haben, daß Canna sich bei seinen Prophezeiungen ganz allgemein ausgedrückt hat. Vier Zeugen, darunter Äbtissin Hilda, können das beschwören. Erst nach dem Mord sagte Canna, er habe eine genaue Vorhersage getroffen.»
    «Aber warum sollte der Bettler lügen?» fragte Oswiu. «Er muß doch gewußt haben, daß er sich damit verdächtig macht – und daß, wer im Verdacht steht, durch schwarze Magie den Tod eines anderen Menschen herbeigeführt zu haben, sein Leben verwirkt hat.»
    «Er lügt, weil er sich durch eine große Prophezeiung, an die man sich noch nach Generationen erinnern wird, unsterblich machen will», antwortete Fidelma. «Er hat die Wahrheit verdreht und behauptet nun, seine Voraussage sei genauer gewesen, als sie es in Wirklichkeit war.»
    «Selbst um den Preis des Todes?» fragte Oswiu ungläubig.
    «Die Iren haben wenig Angst vor dem Jenseits», warf Eadulf ein. «Sie gehen freudig in den Tod. Schon in der Zeit, ehe sie sich dem Wort Christi zuwandten, glaubten sie an ein zweites Leben der ewigen Jugend, das alle Lebewesen nach ihrem irdischen Tod erwartet. Canna suchte Ruhm in dieser Welt und war bereit, in der anderen Welt ein neues Leben zu beginnen.»
    «Ein Irrer also?»
    Fidelma zuckte mit den Schultern.
    «Wer könnte das mit Bestimmtheit sagen? Ruhm und Unsterblichkeit – ein wenig sind wir doch alle davon besessen. Jedenfalls sollte er nicht für eine Tat bestraft werden, die er nicht begangen hat, und so habe ich ihn freigelassen. Ich riet ihm, sich in Zukunft an die Wahrheit zu halten, wenn er nicht wolle, daß er wegen seiner Eitelkeit in allen fünf Königreichen Irlands zum Gespött der Leute wird.» Sie hielt inne und lächelte zufrieden. «Inzwischen dürfte er ein gutes Stück Weg zum Königreich Rheged hinter sich gebracht haben.»
    «Vater!» meldete sich Alhfrith wieder zu Wort. «Das darfst du nicht dulden. Es ist eine Beleidigung meiner …»
    «Ruhe!» donnerte Oswiu. «Ich habe die Angelegenheit entschieden.»
    «Unser wichtigstes Ziel muß darin bestehen herauszufinden, wer Äbtissin Étain tatsächlich getötet hat. Warum mit den Folgen einer alltäglichen menschlichen Schwäche noch weiter Zeit vergeuden?» sagte Fidelma und bedachte Alhfrith mit einem kühlen Blick.
    Oswiu hob die Hand, um den Zornesausbruch abzuwehren, der seinem Sohn schon auf den Lippen lag.
    «Ihr habt recht. Ich, König Oswiu, billige Euer Tun, Schwester. Canna, der Astrologe, hat seine Freiheit wieder. Er kann in Frieden gehen oder bleiben. Lieber wäre es mir allerdings, er würde tatsächlich das Weite suchen.» Er sah seinen wutschnaubenden Sohn eindringlich an. «Und deshalb soll in dieser Sache auch nichts weiter unternommen werden. Ist das klar, Alhfrith?»
    Alhfrith schlug schweigend die Augen nieder.
    «Ist das klar?» wiederholte der König drohend.
    Alhfrith hob den Kopf und nickte stumm.
    «Gut.» Oswiu lehnte sich lächelnd auf seinem Stuhl zurück. «Dann werden wir jetzt weiter der Synode beiwohnen, während Ihr und der gute Bruder Eadulf Eure Untersuchung fortsetzt.»
    Schwester Fidelma nickte zustimmend.
    «Viel Zeit ist vergeudet worden», erwiderte sie ruhig. «Deshalb werden Eadulf und ich uns unverzüglich an die Arbeit machen.»
    Als sie vor das Gemach der Äbtissin traten, wischte Bruder Eadulf sich mit der Hand den Schweiß von der Stirn.
    «Ihr habt Euch in Alhfrith einen erbitterten Feind geschaffen, Schwester Fidelma.»
    Die junge Frau schien davon unbeeindruckt.
    «Ich habe diesen Streit nicht angezettelt. Alhfrith ist ein verbitterter Mann und hadert mit sich und der Welt. Es fällt ihm sehr viel leichter, sich Feinde zu schaffen als Freunde zu finden.»
    «Dennoch», sagte Eadulf, «Ihr solltet Euch in acht nehmen. Wulfric ist ihm treu ergeben und tut alles, was Alhfrith ihm sagt. Wahrscheinlich hat er, was Canna betrifft, auf Alhfriths Anweisung gelogen. Könnte Alhfrith Étain getötet haben, um die Synode dadurch in seinem Sinne zu beeinflussen?»
    Fidelma schloß diese Möglichkeit nicht aus und sagte dies auch, als sie gemeinsam in den Kreuzgang einbogen.
    «Was nun?»

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