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Nur Der Tod Bringt Vergebung

Nur Der Tod Bringt Vergebung

Titel: Nur Der Tod Bringt Vergebung Kostenlos Bücher Online Lesen
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Wunsch geäußert, mit ihr alleine zu sprechen?»
    Fidelma konnte förmlich sehen, wie sich die Gedanken des Mannes überschlugen. Seine Augen weiteten sich, als er an die Zeugin seines Auftritts dachte.
    «Ach ja …»
    «Also doch?»
    «Ich habe sie einmal aufgesucht.»
    «Wann und zu welchem Zweck?»
    Athelnoth war vorsichtig geworden. Fidelma verspürte sogar ein gewisses Mitleid mit ihm, während er verzweifelt auf eine passende Ausrede sann.
    «Gleich nach dem prandium, am ersten Tag der Debatte, ihrem Todestag. Ich wollte etwas zurückgeben, das ihr gehörte. Etwas, das sie während der Reise von Catraeth nach Streoneshalh verloren hatte.»
    «Wirklich?» Eadulf kratzte sich am Ohr. «Warum habt Ihr es nicht schon vorher zurückgegeben?»
    «Ich … hatte es gerade erst entdeckt.»
    «Und Ihr habt ‹es› ihr zurückgeben – was auch immer es war?»
    «Eine Brosche.» Athelnoths Stimme klang jetzt sicherer. «Und ich habe sie nicht zurückgegeben.»
    «Warum?»
    «Als ich die Äbtissin aufsuchte, war sie nicht allein.»
    «Warum habt Ihr die Brosche nicht trotzdem dort gelassen?»
    «Ich wollte mit ihr persönlich sprechen.» Athelnoth zögerte. «Deshalb beschloß ich, sie ihr später zurückzugeben.»
    «Und das habt Ihr dann auch getan?»
    «Wie bitte?»
    «Ihr habt sie ihr später zurückgegeben?»
    «Nein. Später war die Äbtissin tot.»
    «Ihr besitzt ihre Brosche also noch immer?»
    «Ja.»
    Schwester Fidelma streckte stumm die Hand aus.
    «Ich habe sie nicht bei mir.»
    «Auch gut», meinte Fidelma lächelnd. «Dann werden wir Euch zu Eurem cubiculum begleiten. Ich nehme an, die Brosche ist dort?»
    Athelnoth nickte zögernd.
    «Wir folgen Euch», sagte Eadulf.
    Gemeinsam wandten sie sich zum Gehen. Athelnoth schien sich äußerst unwohl in seiner Haut zu fühlen.
    «Was ist an der Brosche denn so wichtig?» fragte er zögernd.
    «Solange wir sie nicht gesehen haben, läßt sich das schwer feststellen», gab Fidelma mit ruhiger Stimme zurück. «Im Augenblick verfolgen wir alles, was mit der Äbtissin im Zusammenhang steht.»
    Athelnoth schnaubte wütend. «Falls Ihr nach verdächtigen Personen sucht, kann ich Euch eine nennen. Als ich zur Äbtissin kam, um ihr die Brosche zu bringen, war diese seltsame Schwester bei ihr.»
    Fidelma hob die Augenbrauen.
    «Ihr meint Schwester Gwid?»
    Athelnoth nickte. «Die mißgünstige Piktin, die so grobschlächtig aussieht und sich ständig über jede Kleinigkeit ereifert. Die Pikten sind die Erzfeinde unseres Volkes. Mein Vater hat im Krieg gegen sie sein Leben gelassen. Jedenfalls ist diese Gwid der Äbtissin nicht von der Seite gewichen.»
    «Wen sollte das wundern?» gab Eadulf zurück. «Sie war ihre Sekretärin.»
    Athelnoth verzog das Gesicht.
    «Mir war es von Anfang an ein Rätsel, warum Äbtissin Étain sie zu ihrer Sekretärin berufen hatte. Aus Mitleid vielleicht? Das Mädchen folgte der Äbtissin wie ein Hund. Fast hatte man das Gefühl, sie hielt Étain für die Wiedergeburt einer Heiligen.»
    «Aber Étain hat Gwid ausdrücklich eingeladen, nach Witebia zu kommen und ihr als Sekretärin zu dienen», sagte Fidelma. «Hätte sie so etwas aus Mitleid getan?»
    Athelnoth zuckte mit den Schultern und führte sie stumm durch den schattigen Kreuzgang zu seinem cubiculum.
    Es war eine kleine, zweckmäßig eingerichtete Zelle, die sich in nichts von den anderen cubicula in der Abtei unterschied. Doch daß Athelnoth eine eigene Kammer anstelle eines einfachen Bettes in einem dormitorium zugewiesen worden war, zeugte von seiner wichtigen Stellung in der Kirche Northumbriens – eine Tatsache, die Fidelma wortlos zur Kenntnis nahm.
    Athelnoth stand zögernd auf der Schwelle und blickte auf die kargen Sandsteinwände.
    «Die Brosche …?» erinnerte ihn Fidelma an den Grund ihres Kommens.
    Mit einem Nicken ging Athelnoth zu dem Holzhaken, an dem seine Sachen hingen. Darunter befand sich auch die epera, eine Ledertasche, in der reisende Glaubensbrüder ihre Habseligkeiten aufbewahrten.
    Er griff mit der Hand in die Tasche, runzelte die Stirn und durchsuchte ihren Inhalt noch einmal gründlich.
    Mit verwirrter Miene wandte er sich zu Fidelma und Eadulf um.
    «Sie ist nicht da. Ich kann sie nirgends finden.»
     

XI
     
    Fidelma sah Athelnoth fragend an.
    «Und Ihr habt die Brosche eigenhändig in Eure Tasche gesteckt?»
    «Ja. Gestern nachmittag.»
    «Wer könnte sie herausgenommen haben?»
    «Keine Ahnung. Niemand wußte, daß sie sich in meinem Besitz

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