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Nur Der Tod Bringt Vergebung

Nur Der Tod Bringt Vergebung

Titel: Nur Der Tod Bringt Vergebung Kostenlos Bücher Online Lesen
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Gefahr ist vorüber.»
    Zögernd löste Eadulf seinen Griff.
    «Das war eine gefährliche Ecke. Ihr wurdet vom plötzlichen Licht und der Gischt geblendet.»
    «Es geht schon wieder», sagte sie, verärgert über ihre eigene Ungeschicklichkeit. «Jetzt verstehe ich, warum sich die Brüder an diesen Ort zurückziehen. Die kleine Höhle am Ende des Ganges wird ständig vom Seewasser ausgespült. Einen besseren Ort für ein defectorum kann es kaum geben.»
    Nachdenklich betrachtete sie die Öffnung in den Klippen. Sie mußte direkt unterhalb der Abtei an der Küste liegen.
    «Wenigstens wissen wir jetzt, wo Seaxwulfs Leichnam geblieben ist», sagte sie und deutete auf die gegen die Felsen schlagende weiße Gischt.
    «Aber wo ist derjenige, der ihn hierhergeschleift hat?» fragte Eadulf. «Wir haben Spuren gesehen, die in den Tunnel hineinführten. Wäre der Mörder auf dem gleichen Weg hinausgegangen, hätte er ebenfalls Spuren hinterlassen müssen.»
    Fidelma nickte dem sächsischen Mönch anerkennend zu.
    «Vielleicht waren wir ihm zu dicht auf den Fersen. Er hat uns durch den Tunnel kommen hören und konnte deshalb nicht mehr zurück. All das deutet daraufhin» – sie sah sich in der kleinen Höhle um – «daß es noch einen anderen Ausgang geben muß.» Mit einem triumphierenden Lächeln deutete sie auf die gegenüberliegende Seite.
    Eine schmale, in den Fels gehauene Treppe führte nach oben.
    Sie ging voran. Fast kam sie auf den von der salzigen Gischt glitschigen Steinen wieder ins Rutschen, doch sie fing sich und kletterte unbeirrt die Stufen hinauf.
    Der Aufstieg dauerte eine Weile, dann fand sie sich zwischen Dornensträuchern und hohem Gras oberhalb der Klippen wieder. Das Klostergebäude lag unmittelbar hinter ihr.
    «Schwester Fidelma!» rief eine Stimme ganz in der Nähe. «Wo um alles auf der Welt kommt Ihr denn so plötzlich her?»
    Erschrocken sah Fidelma sich um und sah in Äbtissin Abbes erstauntes Gesicht. Neben der Äbtissin stand Bruder Taran und sah sie mit großen Augen an.
    Fidelma mußte lachen.
    «Nicht von dieser Welt», antwortete sie.
    Abbe blickte sie verständnislos an und schrie erschrocken auf, als sie Eadulf ebenfalls die zwischen den Dornbüschen verborgene Treppe heraufkommen sah.
    «Vom Innern der Erde», erklärte Eadulf und klopfte sich den Staub ab.
    Äbtissin Abbe riß entgeistert die Augen auf.
    «Wo führt diese Treppe hin? Und was habt Ihr dort unten getan?»
    «Das ist eine lange Geschichte», antwortete Fidelma ausweichend. «Seid Ihr schon lange hier?»
    Die Äbtissin lächelte matt.
    «Ein Weilchen. Bruder Taran und ich haben einen Spaziergang über die Klippen gemacht, um vor der Fortsetzung der Debatte am Nachmittag noch ein wenig frische Luft zu schnappen. Ich sagte gerade zu Bruder Taran, wie sehr mir Étain fehlt. Sie hat es immer so gut verstanden, die Gemüter zu beruhigen. Der Streit zwischen den beiden Parteien wird immer hitziger. Manchmal fürchte ich, uns steht ein zweites Konzil von Nicaea bevor.»
    Als die Äbtissin bemerkte, daß Eadulf nicht verstand, wovon die Rede war, fügte sie erklärend hinzu:
    «Als Arius von Alexandria beim Konzil von Nicaea zu sprechen begann, war ein gewisser Nikolaus von Myra so empört, daß er Arius ohrfeigte. Es kam zu einem großen Durcheinander, und die versammelten Brüder und Schwestern flohen aus dem Saal, um nicht von Arius’ Anhängern oder Gegnern erschlagen zu werden. Soweit ich weiß, gab es mehrere Tote. Ich habe einfach Angst, daß Wilfrid irgendwann einmal auf Colmán losgeht.»
    Fidelma sah sie eindringlich an.
    «Habt Ihr außer uns noch irgend jemanden hier gesehen?»
    Abbe schüttelte den Kopf und wandte sich dann an ihren Begleiter.
    «Was ist mit Euch, Bruder Taran? Ihr wart schon hier, als ich nach draußen kam.»
    Taran hob die rechte Hand und rieb sich die Nasenwurzel, als könne er damit seinem Gedächtnis auf die Sprünge helfen.
    «Ich habe Schwester Gwid und Wighard, Deusdedits Sekretär, beobachtet.»
    «Waren sie allein oder zusammen hier?» fragte Eadulf.
    «Schwester Gwid war allein. Sie schien in Eile zu sein und lief in Richtung Hafen. Wighard ging durch die Küchengärten dort drüben in Richtung Abtei. Warum fragt Ihr?»
    «Einfach so», erwiderte Fidelma rasch. «Ich glaube, wir sollten jetzt ebenfalls in die Abtei zurückkehren …»
    Sie hielt inne.
    Von der Abtei her kam Schwester Athelswith auf sie zugestürzt. Sie hatte ihren Rock geschürzt und lief, so schnell es ihre Würde und

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