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Nur Der Tod Bringt Vergebung

Nur Der Tod Bringt Vergebung

Titel: Nur Der Tod Bringt Vergebung Kostenlos Bücher Online Lesen
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der Stadt, in der die Apostel Petrus und Paulus lebten, lehrten, litten und begraben sind. Ostern wird in ganz Italien, Gallien, Franken und Iberia am gleichen Tag gefeiert, was ich persönlich bezeugen kann, weil ich diese Länder bereist habe, um dort zu studieren und zu beten. In allen Teilen der Welt folgen die unterschiedlichsten Völker mit den unterschiedlichsten Sprachen der gleichen Datierung des Osterfests. Die einzige Ausnahme bilden diese Leute hier!» Mit einem spöttischen Grinsen zeigte er auf die Reihen der Vertreter Ionas. «Ich meine die Iren, die Pikten, die Bretonen und jene Vertreter unseres Volkes, die sich entschlossen haben, den Irrlehren Columbans zu folgen. Die einzige einleuchtende Begründung für ihre Unwissenheit lautet, daß sie von den beiden entlegensten Inseln im westlichen Ozean und dort wiederum aus den abgeschiedensten Gegenden stammen. Deshalb sind sie vom wahren Wissen abgeschnitten und fechten einen aussichtslosen Kampf gegen den Rest der Welt. Sie mögen heilig sein, aber sie sind nur wenige. Ihre Zahl ist viel zu gering, als daß sie in der allumfassenden Kirche Christi je eine Vorrangstellung einnehmen könnten.»
    Colmán sprang auf. Sein Gesicht war rot vor Zorn.
    «Das sind doch alles nur Ausflüchte, Wilfrid von Ripon. Ich habe Euch gesagt, auf wen sich unsere Kirche stützt: auf Johannes, den Lieblingsjünger Jesu. Sagt uns, auf wen Ihr Euch beruft, oder haltet endlich den Mund.»
    Beifälliges Gemurmel erhob sich im Saal.
    «Also gut. Rom erwartet Gehorsam von allen Anhängern des Christentums, weil es Rom war, wohin sich Simon, der Sohn Jonas, wendete, um seine Kirche zu gründen. Er war der Apostel, den wir Petrus nennen und den Christus als seinen ‹Felsen› bezeichnete. In Rom hat Petrus gelehrt, in Rom hat Petrus gelitten, und in Rom ist Petrus den Märtyrertod gestorben. Petrus ist unsere höchste Autorität, und um meinem Einwand Gewicht zu verleihen, werde ich Euch eine Stelle aus dem Matthäus-Evangelium vorlesen.»
    Wighard, der hinter ihm stand, reichte ihm ein bereits aufgeschlagenes Buch. Wilfrid begann zu lesen:
    «‹Und Jesus antwortete und sprach zu ihm: Selig bist du, Simon, Jonas Sohn; denn Fleisch und Blut hat dir das nicht offenbart, sondern mein Vater im Himmel. Und ich sage dir auch: Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich meine Kirche bauen, und die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen. Ich will dir des Himmelreichs Schlüssel geben …›»
    Wilfrid hielt inne und sah sich um.
    «Unsere Lehre stützt sich auf Petrus, der die Schlüssel zum Tor des himmlischen Königreichs in Händen hält!»
    Unter dem stürmischen Beifall seiner Anhänger nahm Wilfrid Platz.
    Schweigen setzte ein, als der Applaus verebbte. Eadulf stieß Fidelma an und deutete auf das Podium. Äbtissin Abbe war aufgestanden und verließ das sacrarium.
    In diesem Augenblick erhob sich auch Äbtissin Hilda. «Brüder und Schwestern im Glauben, damit sind die abschließenden Begründungen vorgebracht worden. Nun obliegt es unserem Herrscher, König Oswiu, von Gottes Gnaden Bretwalda all unserer Königreiche, sein Urteil abzugeben und zu entscheiden, welche Kirche, die Kirche Ionas oder die Kirche Roms, in unserem Königreich die Vorherrschaft bekommen soll.»
    Sie wandte sich zu Oswiu um. Die gespannten Blicke aller Anwesenden im Saal folgten ihr.
    Zu ihrem Erstaunen sah Fidelma, daß der blonde, hochgewachsene König Northumbriens sitzenblieb. Er wirkte unruhig und geistesabwesend. Zögernd ließ er den Blick über die ihm erwartungsvoll zugewandten Gesichter schweifen. Dann erhob er sich endlich von seinem Thron. Sein unnatürlich scharfer Tonfall sollte wohl seine Besorgnis verbergen.
    «Ich werde meine Entscheidung morgen mittag verkünden», sagte er knapp.
    Mit diesen Worten wandte sich der König ab und verließ das sacrarium. Empörtes Gemurmel erhob sich im Saal. Alhfrith, der Sohn des Königs, sprang auf und folgte seinem Vater. In seinem Gesicht spiegelte sich kaum verhohlener Zorn. Eanflaed, die Königin, schien besser in der Lage zu sein, ihre Gefühle zu verbergen, aber ihr Lächeln wirkte bitter. Auch Ecgfrith, Oswius zweiter Sohn, hatte ein gequältes Lächeln auf den Lippen, als er sein Gefolge um sich scharte und das sacrarium verließ.
    Kaum hatte sich die Tür hinter der königlichen Familie geschlossen, erhob sich allgemeines Geschrei.
    Fidelma warf Eadulf einen kurzen Blick zu und ging zur Tür.
    Draußen sagte Eadulf: «Unsere Brüder

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