Nur Der Tod Kann Dich Retten
sich die Hand.
In Delilahs Augen schimmerten Tränen, und sie blickte zur Decke, als wollte sie sie zurückhalten.
»Okay, das reicht«, sagte Greg.
»Was für ein Problem hast du heute Abend bloß?«, blaffte Joey zurück. »Schwingt die Prinzessin schon den Pantoffel?«
»Du benimmst dich wie ein Arschloch.«
»Ach ja? Besser als wie eine Memme.«
»Ey, Jungs, entspannt euch«, sagte irgendjemand. »Das ist hier schließlich ‘ne Party.«
»Man sollte trotzdem nicht vergessen, wer seine Freunde sind«, gab Joey prompt zurück.
»Ich bin hier weg«, sagte Greg, fasste Megans Hand und zog sie aus dem Zimmer.
»Bis später, Schwuchtel«, rief Joey ihnen nach.
»Wohin gehen wir denn?«, fragte Megan.
»Das wirst du schon sehen.«
Megan sagte nichts, als sie die Haustür erreichten, aber sie überlegte fieberhaft, was sie machen sollte. Einerseits war dies ihre große Chance, mit Greg alleine zu sein. Andererseits war dies Gregs große Chance, mit ihr alleine zu sein. Und so sehr
sie Ersteres genoss, so unsicher war sie, ob sie für Letzteres schon bereit war. Greg konnte wirklich süß sein. Aber er konnte auch ein... ein echtes Arschloch sein, was er allein in den letzten zehn Minuten eindrucksvoll unter Beweis gestellt hatte.
Sie spürte, wie er an ihrem Arm zupfte, und drehte sich auf der Suche nach ihrem Bruder zu der Tanzfläche im Wohnzimmer um. Sie sollte ihm zumindest sagen, dass sie ging, dachte sie, den großen Familienstreit nach Lianas Totenwache noch gut im Gedächtnis. Aber sie wusste auch, dass er sie mit den Augen ihrer Mutter ansehen und drängen würde, nicht zu gehen, was nicht nur ihr, sondern auch ihm den Abend verderben könnte, der doch für beide so vielversprechend begonnen hatte. Sie entschied, dass sie mit Greg gehen und Tim später von ihrem Handy aus anrufen würde, um ihm zu versichern, dass alles in Ordnung war.
Aber anstatt mit ihr durch die Haustür zu verschwinden, steuerte Greg die Treppe nach oben an. Mit angehaltenem Atem ließ Megan sich die Stufen hinaufführen, vorbei an einem holzgetäfelten Arbeitszimmer, einem Bad aus blauem Marmor und einem weiteren Zimmer auf der rechten Seite, unter dessen Türspalt der Geruch von Marihuana in den Flur drang. »Vielleicht sollten wir lieber wieder runtergehen«, flüsterte Megan, und jedes Wort kratzte schmerzhaft in ihrem Hals.
»Psst.«
Sie gingen weiter den Flur hinunter bis zu einem großen Zimmer, in dem ein riesiges Doppelbett mit einem Baldachin auf vier Pfosten stand. »Greg, ich denke nicht -«
»Genau. Nicht denken.« Er zog sie in das Zimmer und schloss die Tür hinter ihnen.
»Was machst du?«
»Das.« Er nahm sie die Arme und küsste sie. Megan bekam sofort weiche Knie. Dann hörte sie ein Klicken und begriff, dass er die Tür abgeschlossen hatte. »Greg, nicht...«
»Was nicht?« Er zog sie zu dem Bett.
»Ich glaube, wir sollten hier nicht sein.«
»Warum nicht?«
»Weil das nicht unser Haus ist.« Megan sah sich in dem Zimmer um und registrierte zufällige Details: die cremefarbenen, von Familienfotos bedeckten Wände, die Golf- und Angel-Pokale auf der kunstvoll geschnitzten und handbemalten Kommode, das Dutzend gold-braun gestreifter Kissen, die auf dem cremefarbenen Überbett lagen, die luxuriösen Samtvorhänge an den vier Pfosten des Betthimmels, die zwei hellbraunen Stühle an einem kleinen runden Tisch vor dem großen Schlafzimmerfenster mit Blick in den Garten.
»Hast du noch nie die Redensart gehört, dass man sich einfach wie zu Hause fühlen soll?«
»Ich glaube nicht, dass das damit gemeint war«, sagte Megan, als Greg sie neben sich auf das Bett zog. Sie hörte die Matratze unter der weichen Überdecke quietschen wie das Zirpen einer Grille.
»Ist doch egal, was irgendwer meint«, sagte Greg und küsste sie auf den Hals.
Sie streifte ein Seidenkissen mit dem Arm und fragte sich in einem Anflug von Panik, ob die Kissen in einer bestimmten Ordnung arrangiert waren und jemand bemerken würde, dass sie durcheinandergebracht worden waren. »Vielleicht sollten wir uns dahin setzen«, sagte sie und wies mit dem Kopf auf die beiden Stühle am Fenster.
Greg nutzte die Gelegenheit, um eine Reihe zärtlicher Küsse auf ihr gerecktes Kinn zu platzieren. »Vielleicht solltest du aufhören zu reden«, schlug er sanft vor.
Und dann küsste er sie seitlich auf den Mund, dann direkt auf die Lippen, wie er es ihr an jenem Nachmittag in der Schule unter dem Baum angekündigt hatte, als er ihr erzählt
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