Nur der Tod lebt ewig (Unheimlicher Roman/Romantic Thriller) (German Edition)
Leute waren hier irgendwie zuhause, sie gehören hierher.“
Wiederum hatte Clarke das Gefühl, sie verschweige ihm etwas, aber er zuckte nur nachlässig die Schultern.
„Wenn Sie es wünschen, will ich sehen, was ich tun kann.“
„Danke, ich weiß Ihre Mühe wohl zu schätzen.“
Der Polizist fühlte sich irgendwie ausgegrenzt, aber im Augenblick gab alles für ihn hier nicht mehr viel zu tun. Er verabschiedete sich kurz und ging.
„Danke“, klang die Stimme des Piraten auf. „Du wirst es nicht bereuen.“
„Ich muss völlig verrückt sein“, schimpfte Sophie auf sich selbst. „Wie komme ich nur dazu, mich auch noch mit toten Piraten abzugeben?“
„Weil du ein gutes Herz hast“, erwiderte Marc prompt. „Du kannst mit den Leuten hier reden, vielleicht findet sich eher tatsächlich eine einfache Lösung für dieses Problem. Denn wenn ich deine finanzielle Situation richtig einschätze, wirst du nicht das Geld für zwölf Beerdigungen aufbringen können.“
*
Der letzte Gast verließ kurz nach elf die Schankstube, Sophie schloss eine halbe Stunde später aufatmend die Tür hinter Francis O’Donnell, dann ließ sie sich müde auf einen Stuhl sinken und starrte in das flackernde Feuer am Kamin.
Sie hatte empörten Protest geerntet, als sie die Einwohner auf eine anständige Beerdigung für die Überreste der Piraten ansprach. Niemand in Clydesdale zeigte sich bereit, auch nur einen Penny dafür zu opfern. Selbst der Pfarrer hatte sich geweigert, auf dem Friedhof Platz zur Verfügung zu stellen.
Sophie fühlte sich niedergeschlagen. Sie hatte diese Sache zu ihrer eigenen gemacht, obwohl das ursprünglich gar nicht in ihrer Absicht gelegen hatte. Aber eine unwiderstehliche Macht hatte sie förmlich dazu gezwungen. Nun gut, wenn die Leute hier nicht wollten, würde sie eine andere Lösung finden müssen. Irgendwie! Auch wenn im Augenblick keine Ahnung hatte, wie diese Lösung aussehen sollte.
Verbissen ging sie daran, auch die letzten Spuren der späten Gäste zu beseitigen. Energisch wischte sie über die Tische, stellte Stühle zurecht und leerte die Aschenbecher aus. Dann wusch sie die Gläser aus und spritzte mit dem Wasser, bis eine starke kräftige Hand sie plötzlich anfasste.
„Mach dich jetzt nur nicht verrückt, bitte“, bat Marc mit leiser Stimme. „Wenn es gar nicht anders geht, werde ich meine Ersparnisse angreifen und diese Beerdigungen bezahlen, weil dir soviel daran liegt. Und wenn der Herr Pfarrer keinen Platz auf seinem Friedhof findet, dann gibt es eine ordentliche Seebestattung. Das wäre diesen Piraten vielleicht sogar lieber gewesen.“
„Das würdest du wirklich tun?“, fragte sie mit bebenden Lippen.
„Aber ja, für dich würde ich alles tun“, versprach er vorschnell.
„Gut zu wissen“, dröhnte Käpt’n Spenser dazwischen.
„Ach, Sie schon wieder“, murrte Marc, aber auf seinen Lippen lag ein Lächeln.
„Du hast doch nicht etwa vergessen, dass wir für heute Nacht eine Verabredung haben, Junge?“
„Wer könnte Sie denn vergessen, Kapitän?“, warf Sophie etwas anzüglich ein. Sie goss für Marc und sich selbst ein Glas Cidre ein, und die beiden jungen Menschen ließen sich am Kamin nieder. Der Architekt hatte alle elektrischen Lichter ausgeschaltet, nur die Flammen spendeten geringe Helligkeit. So war der Geist gut zu sehen, und man konnte ihn fast für ein Wesen aus Fleisch und Blut halten. Er lief im Schankraum auf und ab, während er nach den ersten Worten für seine Geschichte suchte.
„Lasst mich dort anfangen, wo die meisten Geschichten eines Piraten beginnen - auf einem Schiff nämlich.“ Er nestelte an dem Strick, der über seinen Rücken hing und knurrte unwillig.
„Nun gut, ich bin angefangen als Schiffsjunge für die Hanse, deren Schiffe damals London häufig angefahren haben. Wie ich nach London gelangte, ist eine andere lange Geschichte und gehört nicht hierher. Mein Vater jedenfalls war nicht gerade begeistert über meinen Berufswunsch und gedachte, mir die Flausen mit einer ordentlichen Tracht Prügel auszutreiben. Das bewog mich dazu, einfach davonzulaufen. Im Hafen gelangte ich, zum Glück muss ich sagen, an einen ehrlichen Kapitän, der gerade verlegen um einen Schiffsjungen war. Zu jener Zeit wurden die wenigsten Kinder, die man damals oft einfach von der Straße entführte, auf den Schiffen erwachsen. Das unmenschliche Leben an Bord mit Prügel, Hunger und viel harter Arbeit verhinderte, dass aus den Jungen
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