Nur der Tod lebt ewig (Unheimlicher Roman/Romantic Thriller) (German Edition)
ihren Körper hindurch. Sie spürte eisige Kälte und zuckte erschreckt zusammen.
„Ich - ich verstehe das nicht“, murmelte sie dann verwirrt. „Ich habe doch schon erlebt, dass Sie gegen einen Balken geschlagen haben. Warum geht Ihre Hand jetzt durch meinen Körper hindurch?“
„Ach, das ist nichts weiter. Für mich ist nur das aus festen Stoff, was auch aus meiner Zeit stammt“, erklärte er wegwerfend.
„Interessant“, murmelte Marc. „Aber gut zu wissen.“
„Ganz wie du meinst. Nun, der Rest meiner Geschichte ist relativ schnell erzählt. Irgendwann verließen wir unser Versteck wieder und machten weiter. Aber die Sehnsucht nach meiner Frau und den Kindern wurde so stark, dass ich es nicht mehr aushalten konnte. Also liefen wir Clydesdale an. Und hier schnappte die Falle zu. Ihr wisst, dass die gesamte Hafenanlage sehr geschützt liegt. Aber man kann sie auch relativ mühelos sperren. Ich weiß bis heute nicht, wo sich die drei Schiffe versteckt gehalten haben, doch innerhalb weniger Minuten war die Zufahrt blockiert. Ein Kampf wäre zwecklos gewesen und hätte nur unnötig Menschenleben gekostet. Mir blieb nichts anderes übrig als die Flagge zu streichen. Zwölf meiner Männer standen auch weiterhin zu mir und teilten meinen Tod, mit einem Strick an der höchsten Rahe aufgehängt. Es war ein Tod, wie er mir wohl zustand. Aber meine Männer hätten niemals einfach so verscharrt werden dürfen. Und das ist einer der Gründe, warum ich bis heute keine Ruhe gefunden habe. Ich will und muss dafür sorgen, dass die Seeleute eine ordentliche Bestattung bekommen. Nun habt ihr zwei endlich die entscheidenden Schritte unternommen.“
„Wollen Sie mir tatsächlich erzählen, dass es in all den vielen Jahrzehnten niemanden gegeben hat, der bereit gewesen wäre, die sterblichen Überreste Ihrer Besatzung auszugraben und beerdigen?“, fragte Sophie verblüfft.
„Du musst bedenken, dass über Jahrhunderte hinweg Geister als Ausgeburt des Bösen galten. Dann verlor sich so langsam das Wissen um das Übersinnliche, und ihr modernen aufgeklärten Menschen glaubt nur noch das, was ihr sehen und wissenschaftlich erklären könnt. Mit Verlaub, meine Kinder, aber auch das ist absoluter Unsinn. Nun, mittlerweile habt ihr das ja selbst erkannt.“
„Wie Sie meinen“, stimmte die Frau zögernd zu. „Aber was ist der andere Grund, aus dem Sie noch immer hier herumspuken?“
„Du bist zu neugierig, Mädchen. Wenn es soweit kommen sollte, dass du das wissen musst, willst du es schon erfahren. Für heute Nacht dürfte es mehr als genug sein. Ich werde mich jetzt zurückziehen. Ihr solltet noch einen Spaziergang machen, um eure Köpfe zu lüften“, empfahl er lakonisch und verschwand mal wieder im Nichts.
Sophie und Maut blieben eine Weile stumm sitzen.
„Unglaublich“, murmelte der Mann nach einiger Zeit.
„Und doch halte ich jedes Wort für wahr“, gab sie. „Komm, er hat recht, lass uns einen Spaziergang machen, denn wir können jetzt ohnehin noch nicht schlafen.“
Er nahm ihre Hand, gemeinsam traten sie hinaus in die milde Nachtluft und schmeckten den salzigen Atem der See. Unbewusst schlugen sie den Weg zu dem Ort ein, an dem die begrabenen Seeleute gefunden worden waren. Keiner von ihnen bemerkte, dass hinter einer Hausecke verborgen ein Augenpaar mit brennendem Blick jeden Schritt verfolgte.
Marc und Sophie standen schließlich vor der großen Grube, aus der ein seltsamer Geruch aufstieg - eine Mischung aus dem animalischen Duft frischer Erde und dem modrigen Atem des Todes. Sophie schauderte es, und doch starrte sie in das schwarze Loch, als gäbe es da etwas Neues zu entdecken.
„Komm weg von hier“, bat Marc. „Das ist nichts, wo man sich bei Nacht aufhalten sollte.“
„Ach, wirst du jetzt etwa abergläubisch?“, fragte sie gespielt spöttisch.
„Nein, wohl kaum, aber es kann gefährlich werden, wenn einer von uns hineinstürzen sollte.“ Damit hatte er nicht so ganz unrecht.
Doch beide wurden völlig überrascht, als in ihrem Rücken Schritte zu hören waren; sie hatten keine Gelegenheit mehr sich umzudrehen. Gleichzeitig erhielten sie einen heftigen Stoß in den Rücken und stürzten in die scheinbar bodenlose Schwärze. Sophie kam nicht einmal mehr dazu, einen Schrei auszustoßen. Die Erde rutschte von oben nach, verstopfte ihr den Mund und erstickte jeden Laut.
*
Nur wenige Meter entfernt vom Ort des grausigen Geschehens trafen sich zwei dunkel gekleidete
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