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Nur der Tod sühnt deine Schuld

Nur der Tod sühnt deine Schuld

Titel: Nur der Tod sühnt deine Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Cassidy
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Arbeit geleistet.«
    »Das ist es ja gerade, was mir solche Sorgen bereitet«, gestand Haley. »Ich habe Angst, dass dieses intelligente, liebenswürdige Kind sich in einen neurotischen Teenager verwandelt, der nach jeder Mahlzeit erbricht und Antidepressiva schluckt, weil ich alles falsch gemacht habe.«
    Frank bog in die Einfahrt der Roberts’, schaltete den Motor aus und blickte Haley an. »Wissen Sie, wenn Sie sich wirklich Sorgen um sie machen, sollten Sie einen Termin mit dem Psychologen vereinbaren, den Dr.Grey Ihnen genannt hat. Und zwar unabhängig davon, ob Molly heute spricht oder nicht.«
    Haley dachte, dass sie vielleicht besser für sich selbst einen Termin vereinbaren sollte.

[home]
    6
    D er Tag versprach schwierig zu werden.
    Haley stand im Bad ihres Motelzimmers und starrte ihr Spiegelbild an. In Las Vegas hatte sie mittwochs immer bis mittags geschlafen. Dienstagabends war »Ladies Night« in Joey’s Lounge, und Haley arbeitete meist in der Spätschicht, so dass sie nicht vor fünf Uhr früh nach Hause kam.
    Aber heute war kein Mittwoch, an dem sie im Bett liegen bleiben konnte. Heute musste sie ihre Schwester beerdigen. Vorher hatte sie mit Molly noch einen Termin bei Dr.Jerry Tredwell.
    In den vergangenen Tagen hatte sie mehrfach an den attraktiven Dr.Greyson Banes denken müssen, den sie auf dem Polizeirevier kennengelernt hatte. Es war ja auch deutlich angenehmer, an ihn zu denken, als sich mit den Vorbereitungen für die Beerdigung zu beschäftigen.
    Die schwarze Hose und die graue Bluse, die sie trug, schienen ihre niedergeschlagene Stimmung widerzuspiegeln. Wann immer Haley mit Molly zusammen war, versuchte sie jedoch, fröhlich und optimistisch zu wirken, denn sie war überzeugt, dass ihre Nichte dringend Aufmunterung brauchte.
    Während der letzten beiden Tage war Haley pausenlos beschäftigt gewesen. Monicas Rechtsanwalt hatte sich mit ihr in Verbindung gesetzt, um ihr mitzuteilen, dass es ein Testament gab. Es überraschte sie nicht, dass Monica für den Fall ihres Todes genauso effizient vorgesorgt hatte, wie sie ihr ganzes Leben geplant hatte.
    Sie hatte ihren ganzen Besitz Molly und Haley vermacht und detaillierte Anweisungen für ihre Beerdigung hinterlassen.
    Haley hatte sofort alles Diesbezügliche veranlasst, aber als Erstes hatte sie am Montagmorgen die Reinigungsfirma mit der Säuberung des Hauses beauftragt. Heute Mittag sollte alles fertig sein. Haley würde das Lazy Ray’s verlassen und so lange in Monicas Haus ziehen, bis sie wusste, was sie endgültig tun würde.
    Da sie davon ausging, dass sich ein Teil der Trauergemeinde nach der Beerdigung in Monicas Haus einfinden wollte, hoffte Haley, dass es auch wirklich empfangsbereit war und Freunde und Nachbarn sich dort versammeln konnten, um ihrer Schwester zu gedenken.
    Jeden Tag war Haley zu den Roberts gefahren, um Molly zu besuchen, die immer noch nicht redete. Sie starrte die meiste Zeit auf den Boden, die schmalen Schultern hochgezogen, als erwarte sie jeden Moment den nächsten Schlag. Frank Marcelli hatte ebenfalls versucht, sie zum Sprechen zu bringen, aber auch seine Bemühungen waren erfolglos geblieben.
    Die polizeilichen Ermittlungen waren zum Stillstand gekommen, und alle Hoffnungen auf einen Durchbruch schienen sich auf Dr.Tredwell zu konzentrieren.
    Haley warf einen Blick auf die Uhr. Sie musste los. Um neun hatten sie und Molly den Termin. Die Beisetzung war am Nachmittag um drei. Noch nie hatte Haley sich so sehr vor etwas gefürchtet.
    Sie würde Molly zur Beerdigung ihrer Mutter mitnehmen und sie dann zu den Roberts zurückbringen. An dem anschließenden Zusammensein sollte das kleine Mädchen nicht teilnehmen. Haley wollte, dass alles perfekt war, wenn sie Molly nach Hause holte. Falls sie sie nach Hause holte.
    Als sie den Parkplatz des Motels verließ, dachte sie daran, dass der Psychologe hoffentlich nicht nur Molly half, sondern auch ihr selbst ein paar drängende Fragen beantwortete. Sie brauchte professionelle Hilfe bei den anstehenden Entscheidungen, denn sie wollte nur das Beste für Molly.
    Selma öffnete lächelnd die Tür und deutete ein Kopfschütteln an zum Zeichen, dass es noch immer keine Veränderung gab.
    Molly begrüßte Haley mit demselben ernsten Blick wie an den vergangenen vier Tagen. Weder Freude noch Ablehnung spiegelten sich auf dem Gesicht des kleinen Mädchens, nur Erschöpfung und Resignation.
    »Bist du fertig?«, fragte Haley. Molly nickte. Sie würden gleich zum ersten Mal

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