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Nur der Tod sühnt deine Schuld

Nur der Tod sühnt deine Schuld

Titel: Nur der Tod sühnt deine Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Cassidy
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erlitt.
    Vielleicht beruhte Greys Attraktivität für sie auf der Tatsache, dass er der Einzige war, der seine Unterstützung anbot. Vielleicht hätte sie sich an jeden geklammert, der so freundliche Augen hatte wie er.
    Haley sah zum Haus hinüber. Sie hoffte, dass die Reinigungsfirma ihren Job erledigt hatte. Eigentlich hätte sie vorher vorbeikommen müssen, um nachzusehen, aber dafür war zwischen Mollys Termin bei Dr.Tredwell und der Beerdigung keine Zeit gewesen.
    Haley stieg aus und ging zum Haus. Sie wünschte sich, in eine Jogginghose schlüpfen, sich auf dem Sofa zusammenrollen und ihren Tränen freien Lauf lassen zu können. Außer bei dem kurzen Zusammenbruch am ersten Tag bei Tolliver hatte sie noch keine Träne vergossen, obwohl ihre Kehle die ganze Zeit wie zugeschnürt war.
    Als Haley die Haustür öffnete, schlug ihr der Geruch von frischer Farbe und Möbelpolitur entgegen. Ein kurzer Blick genügte, um zu sehen, dass die Firma ihre Arbeit, für die sie bezahlt worden war, auch ordentlich gemacht hatte. Nichts erinnerte an einen Tatort, nichts daran, dass hier ein Mord geschehen war.
    Monica hatte nach dem Tod ihrer Mutter weitreichende Veränderungen im Haus vorgenommen. Der verschnörkelte, überladene Einrichtungsstil, den ihre Mutter geliebt hatte, war durch klare, elegante Linien ersetzt worden.
    Haley nahm eine kobaltblaue Vase mit zartem Schmetterlingsmotiv von einem Bord der Wohnwand im Wohnzimmer herunter. Das Glas fühlte sich angenehm kühl an und beruhigte ihre Nerven, die angesichts der bevorstehenden Stunden flatterten.
    Haley erinnerte sich an den Tag, als Monica die Vase gekauft hatte. Sie waren gemeinsam durch eine Mall in der Nähe gebummelt und auf eine kleine Boutique gestoßen, die Lampen, Uhren und eine große Kollektion von Fenton-Glas im Sortiment hatte.
    Die Verkäuferin hatte ihnen erklärt, dass Fenton-Stücke Sammlerobjekte seien, bekannt für ihre wunderschönen Farben und ausgefallenen Designs. Monica hatte sich in das blaue Glas verliebt und ihr erstes Stück an diesem Tag gekauft, dem Tag, an dem sie erfahren hatte, dass sie mit Molly schwanger war.
    »Jedes Mal, wenn irgendetwas Bedeutsames im Leben meines Kindes passiert, werde ich ein weiteres Stück kaufen«, hatte sie verkündet.
    Und genau das hatte sie getan. Eine blaue Glocke erinnerte an Mollys erstes Lächeln, ein Rotkehlhüttensänger an ihre ersten Gehversuche. Und zur Erinnerung an Mollys ersten deutlich vernehmbaren Pups kaufte Monica ein Windlicht. Über dieses bedeutsame Ereignis hatten sich die beiden Schwestern halb totgelacht.
    Haley stellte die Vase vorsichtig zurück auf das Bord und spürte, wie der Kloß in ihrem Hals immer dicker wurde. Sie verließ das Wohnzimmer und ging durch den Flur nach hinten.
    Das erste Zimmer gehörte Molly, ein Feuerwerk aus Pink, Orange und Hellgrün. Flauschige Kissen und Plüschtiere bevölkerten das Bett. Die Regale waren voller Bücher und Puppen. Alles war sauber und ordentlich, und Haley fragte sich, ob eine von Monicas letzten Taten auf dieser Erde darin bestanden hatte, Mollys Zimmer aufzuräumen und ihr Bett zu machen.
    Gegenüber von Mollys Zimmer, auf der anderen Seite des Flurs, befand sich das Gästebad. Handtücher hingen fein säuberlich bereit, und in einer eleganten beigefarbenen Schale lag ein frisches Stück Seife.
    Dann kam das Gästezimmer, ein in Pastelltönen gehaltener Raum, in dem Haley schlief, wenn sie zu Besuch war. Ganz am Ende des Flurs war Monicas Schlafzimmer. Haley öffnete die Tür und betrat den leeren Raum.
    Der Geruch nach frischer Farbe und neuem Teppich stieg ihr in die Nase. Haley hatte die Reinigungsleute angewiesen, das Bett und die Kommode zu entfernen und alle persönlichen Gegenstände einzupacken. Ein paar Kartons standen im begehbaren Schrank, die meisten Sachen hatten sie jedoch im Keller verstaut.
    Das dahinterliegende Bad war noch voll mit Monicas Sachen. Als Haley sich wieder zu dem leeren Raum umdrehte, dem Raum, in dem ihre Schwester geschlafen und geträumt hatte, hatte sie das Gefühl, an dem Kloß in ihrem Hals zu ersticken.
    Sie taumelte in den Flur und schlug die Tür so kräftig hinter sich zu, dass der Knall Tote hätte aufwecken können. Auf einmal war Haley wütend. Sie war so unglaublich wütend wie noch nie zuvor in ihrem Leben. Sie machte die Tür wieder auf und knallte sie noch einmal zu … und noch einmal … und noch einmal.
    Erst als sie merkte, dass das Telefon klingelte, hielt sie inne. Sie

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