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Nur der Tod sühnt deine Schuld

Nur der Tod sühnt deine Schuld

Titel: Nur der Tod sühnt deine Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Cassidy
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aus?«
    »Oh, ich weiß nicht. Ich dachte immer, wenn jemand fähig ist, einen Mord zu begehen, müsste man ihm das von den Augen ablesen können oder an seinem Verhalten spüren.«
    »Das würde mir meinen Job verdammt erleichtern. Leider habe ich in all den Jahren keinen einzigen Mörder verhaftet, der wie ein Mörder aussah.«
    Angela kam geschäftig in die Küche und lächelte Haley und ihrem Mann zu. »Alles in Ordnung bei euch beiden?«
    »Ich habe Haley gerade ermuntert, etwas zu essen«, erwiderte Frank.
    »Unbedingt. Sie müssen bei Kräften bleiben, damit Sie die nächsten Tage durchstehen.« Angela warf ein paar schmutzige Pappteller in den Mülleimer. »Ich glaube, die Ersten wollen gehen.«
    Haley stellte ihren Teller ab. »Dann sollte ich sie wohl verabschieden und mich für ihr Kommen bedanken.«
    Als Haley die Haustür hinter dem letzten Trauergast schloss, war es bereits dunkel. Angela hatte mehrfach angeboten, beim Aufräumen zu helfen, aber Haley hatte abgelehnt.
    Die Stille des leeren Hauses war beinahe erlösend. Haley verriegelte die Tür und ging in die Küche, um das Chaos zu beseitigen.
    Beerdigungen brachten das Beste in den Menschen zum Vorschein, sie zeigten nicht nur Anteilnahme, sondern versorgten die Hinterbliebenen auch mit reichlich Essen. Obwohl in den vergangenen Stunden Unmengen vertilgt worden waren, waren immer noch Berge da.
    Haley öffnete einen Schrank und stieß auf Tupperdosen in allen Größen, Formen und Farben. Hier zeigte sich wieder einmal, wie sehr sie sich von ihrer Schwester unterschied. Haley benutzte als Vorratsdosen die alten Verpackungen von Butter und Schlagsahne.
    Sie brauchte fast eine Stunde, um all das übrig gebliebene Essen zu verstauen. Anschließend spülte sie das Geschirr, das nicht zum Wegwerfen war, von Hand.
    Morgen Mittag würde sie Molly nach Hause holen. Ob das die richtige Entscheidung war? Ob Dr.Tredwell recht hatte mit der Annahme, dass es das Beste für Molly war? Gott sei Dank würde Grey ihr zur Seite stehen.
    Zu dumm, dass er in den kommenden Wochen nicht rund um die Uhr da sein konnte, um Haley bei ihrer Verwandlung von der unbeständigen Singlefrau in die Ersatzmom und Hausfrau zu helfen.
    Haley hob einen Glasteller aus dem heißen Wasser und spülte ihn ab. Während sie ihn abtrocknete, warf sie einen Blick aus dem Küchenfenster. Sie wusste nicht, was lauter war, der Knall des auf dem Fußboden zersplitternden Glases oder ihr Schrei. Ein Augenpaar starrte sie durch das Fenster an.
    Das Summen war wieder da.
    Mitten im Kopf.
    Lästig.
    Pausenlos.
    Sie sah genau aus wie ihre Schwester.
    Diese blonden Haare. Die großen Augen.
    Genau wie die andere.
    Das Summen war wieder da.
    Es hatte aufgehört, als das Messer tief in Monicas Körper stieß.
    Es hatte aufgehört, als ihr Blut floss.
    Das Summen war wieder da, aber es konnte abgestellt werden.
    So wie vorher.
    Sie sah genau aus wie ihre Schwester.
    Das Miststück.

[home]
    9
    K onnten Sie erkennen, ob es ein Mann oder eine Frau war?« Der Streifenpolizist wirkte gelangweilt und ein wenig verärgert, dass man ihn wegen einer Sache gerufen hatte, die er offensichtlich als Zeitverschwendung betrachtete.
    »Nein, ich habe nur Augen gesehen. Erst waren sie da, und dann habe ich geschrien, und dann waren sie weg.« Haley stand auf der vorderen Veranda, die Arme um den Oberkörper geschlungen, und starrte die stille, dunkle Straße hinunter.
    Vielleicht lag es daran, dass ihre Schwester in diesem Haus ermordet worden war, oder daran, dass sie sich noch nie im Leben so einsam gefühlt hatte, auf jeden Fall hatte der Spanner Haley bis ins Mark erschüttert.
    Sie war von der Spüle zum Telefon gestolpert und hatte die 911 gewählt. Als es dann mehr als zwanzig Minuten dauerte, bis der Beamte eintraf, war sie nicht eben begeistert gewesen.
    Im Nachhinein war ihr klar, dass sie besser Frank Marcelli angerufen hätte. Er wäre innerhalb kürzester Zeit bei ihr gewesen. Aber als sie nach dem Telefon griff, fiel ihr nur die Notrufnummer ein. Sie hatte gehofft, ein ganzes Heer von Polizeibeamten würde ihr zu Hilfe eilen, und nicht nur dieser eine gelangweilte Polizist.
    »Sie können mir also keinerlei Beschreibung der Person geben, die durchs Fenster geschaut hat?«, fragte der Beamte leicht ungeduldig.
    »Ich war im Hellen und er im Dunkeln. Ich wette, er kann Ihnen eine großartige Beschreibung von mir geben. Aber ich konnte ihn nicht sehen.«
    »Sie sagen ›er‹. Sie glauben also, dass es ein

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