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Nur der Tod sühnt deine Schuld

Nur der Tod sühnt deine Schuld

Titel: Nur der Tod sühnt deine Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Cassidy
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übermannt, sah sie ihn an. »Sie
muss
mich einfach lieben, Grey. Noch nie habe ich mir so sehr gewünscht, dass mich jemand liebt.«
    Grey streckte den Arm aus und legte seine Hand auf ihre. »Sie muss dich erst kennenlernen, bevor sie dir vertrauen kann. Und sie muss dir vertrauen, bevor sie dich lieben kann.«
    »Ich weiß, ich muss Geduld haben, richtig?«
    Grey lächelte. »Erraten.« Er zog seine Hand zurück, und sie konzentrierten sich auf ihr Frühstück. Nach einer Weile zeigte Grey auf das schmutzige Geschirr, warf einen Blick auf die Küchenuhr und stand auf. »Es tut mir leid, aber ich muss gehen. Ich hasse es, nach dem Essen einfach so wegzurennen, aber um halb zehn habe ich eine Lehrveranstaltung. Die kann ich nicht ausfallen lassen.«
    Haley erhob sich ebenfalls. »Bitte, du musst dich nicht entschuldigen. Ich kann dir gar nicht genug danken, dass du sofort hergekommen bist. Du bist mein Retter.«
    »Haley, ich bin nicht dein Retter. Ich war nur hier, als du jemanden gebraucht hast.«
    War es das, was diese Nacht für ihn gewesen war? Eine nette Geste gegenüber einer hilflosen Frau mit ein bisschen Sex als Dreingabe? Wenn das für ihn in Ordnung war, hatte Haley nichts dagegen. Oder doch?
    »Ruf mich an, wenn du etwas brauchst oder einfach nur reden willst«, sagte Grey an der Haustür. Zu Haleys Überraschung beugte er sich vor und küsste sie auf die Wange, ein inniger Kuss, der sie daran erinnerte, wie schön es mit Grey gewesen war. So schön, dass sie ihn gleich wieder wollte.
    Er öffnete die Tür und trat hinaus auf die Veranda, drehte sich dann aber noch einmal zu ihr um. »Haley, wenn du möchtest, dass Molly dich bedingungslos liebt, musst du einen Weg finden, dich selbst zu lieben. Du musst lernen, dich zu öffnen, verwundbar zu sein. Ich habe das Gefühl, dass du noch nicht besonders gut darin bist.«
    Er wartete nicht auf eine Antwort, sondern wandte sich ab und ging zu seinem Auto, das in der Einfahrt stand. Was wusste er schon, sagte sie zu sich selbst, als sie ihn zurücksetzen und wegfahren sah.
    Was wusste er schon von ihr und ihrem Leben? Er kannte sie erst seit vierzehn Tagen und gab ihr schon schlaue Ratschläge. Wenn man mit einem Mann schlief, meinte er sofort, das Recht zu haben, einen zu belehren oder zu kritisieren.
    Was wusste Grey Banes schon, wie es war, jemanden, den man liebte, zu verlieren? Sein Vater war nicht gestorben, als er zehn war. Seine Schwester war nicht brutal ermordet worden.
    Bevor Haley die Haustür schloss, warf sie einen Blick zum Nachbarhaus hinüber. Angela war wahrscheinlich längst aufgestanden und hatte garantiert schon Brot gebacken, Blumengestecke gebastelt und die Spielkleidung ihrer Töchter farblich aufeinander abgestimmt.
    Sofort schalt Haley sich wegen ihrer gehässigen Gedanken. Angela hatte gestern Nacht ruhig und umsichtig reagiert, und sie war ihr dankbar dafür. Eine hysterische Haley und eine verängstigte Molly um zwei Uhr morgens vor ihrer Tür hatten sie nicht aus der Ruhe bringen können.
    Haley fand, dass Angela ihrer Mutter und ihrer Schwester ähnelte. Es gab nicht viel, was sie nicht mit Anmut und Tüchtigkeit bewältigt hätte.
    Zurück im Haus, griff Haley als Erstes zum Telefon und rief Angela an. Eigentlich hatte sie nur wissen wollen, ob Molly wach war, so dass sie sie nach Hause holen konnte, doch Angela bestand darauf, dass Molly den Tag bei ihnen verbrachte. Sie hatte einen Kinobesuch und ein Abendessen außer Haus mit den Kindern geplant.
    »Meine Mädchen würden sich freuen, wenn Molly mitkäme«, versicherte sie Haley.
    »Ich habe das Gefühl, Sie auszunutzen«, protestierte Haley.
    »Aber nein, das tun Sie nicht«, erwiderte Angela. »Meine Töchter sind immer viel pflegeleichter, wenn Molly dabei ist. Außerdem haben Sie heute sicher einiges zu erledigen, nach dem, was gestern Nacht passiert ist.«
    Das stimmte. Und das, was sie zu erledigen hatte, tat Haley besser, wenn Molly nicht im Haus war. Sie wollte auf keinen Fall, dass das kleine Mädchen mit ansah, wie die Türschlösser ausgetauscht wurden, oder dass sie hörte, was Haley Tolliver zu sagen hatte.
    Molly sollte glauben, das Feuer wäre durch Haleys Unachtsamkeit entstanden; sie hätte sich spätabends noch etwas gekocht und vergessen, den Herd auszuschalten. Molly sollte nicht erfahren, dass jemand ins Haus gekommen war und versucht hatte, sie beide umzubringen.
    Haley rief den erstbesten Schlüsseldienst an, den sie im Telefonbuch fand. Ein Mitarbeiter

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