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Nur der Tod sühnt deine Schuld

Nur der Tod sühnt deine Schuld

Titel: Nur der Tod sühnt deine Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Cassidy
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von Able Locksmith versprach, in einer Stunde jemanden zu ihr zu schicken.
    Während sie wartete, wusch sie das Frühstücksgeschirr ab und dachte über Grey nach. Komisch, sie war seltsam enttäuscht gewesen, als er einfach gegangen war, ohne sie zu fragen, wann sie sich das nächste Mal sehen, wann sie das nächste Mal miteinander schlafen würden.
    Obwohl sie bisher immer nach dem Prinzip gelebt hatte, niemals jemanden zu brauchen, nie jemanden so sehr zu begehren, dass sie enttäuscht werden könnte, wenn ihre Gefühle nicht erwidert wurden, fühlte sie sich mit Grey so verletzlich, beinahe ängstlich.
    Als die Küche aufgeräumt war, schob sie den Gedanken an ihn beiseite und ging in den Hausarbeitsraum, um Schmutzwäsche in die Maschine zu stecken. In Las Vegas hatte sie immer erst dann gewaschen, wenn sie keine sauberen Sachen mehr hatte. Aber jetzt musste sie an Molly denken, und Molly hatte Lieblingssachen, die sie so oft wie möglich anziehen wollte.
    Als sie das kleine pinkfarbene T-Shirt mit der Aufschrift »Princess Lollipop« hochnahm, musste Haley daran denken, dass Monica ihre Tochter oft Lollipop oder Lolly genannt hatte.
    »Lolly.« Sie flüsterte den Kosenamen, und Traurigkeit schnürte ihr die Kehle zu. Nie wieder würde sie die Stimme ihrer Schwester hören, nie wieder ihr freundliches Lächeln sehen oder sich kluge Ratschläge von ihr erteilen lassen können. Molly würde nie wieder die liebevolle Berührung ihrer Mutter spüren, nie wieder ihr Lachen hören.
    Haley stellte die Waschmaschine an und ging dann ins Wohnzimmer, um auf den Schlüsseldienst zu warten. Sie ließ sich aufs Sofa sinken und starrte auf die Fenton-Glas-Sammlung auf den Borden. Eine Tradition. Das war es, was Monica begründet hatte. Bestimmt hatte Monica noch andere Traditionen gepflegt, von denen Haley nichts wusste, aber wenigstens diese konnte sie fortführen.
    Sie stand vom Sofa auf, hockte sich vor die Wohnwand und betrachtete die verschiedenen Stücke, die an besondere Ereignisse in Mollys Leben erinnerten: das erste Lächeln, den ersten Schritt, den ersten Pups, den ersten Schultag.
    Haley runzelte die Stirn, als sie ein Stück sah, dass ihr bisher nicht aufgefallen war, eines, von dem Monica ihr auch nichts erzählt hatte. Ein Herz. Ein kleines blaues Herz. Es lag etwas abseits von den anderen Stücken. Sie nahm es und drehte es zwischen den Fingern. Wann hatte Monica es gekauft und aus welchem Anlass?
    Als es an der Tür klingelte, legte sie das Herz schnell auf das Bord zurück, um den Mann hereinzulassen, der hoffentlich dafür sorgen würde, dass sie sich in ihrem eigenen Heim wieder sicher fühlte.
    Der Schlosser brauchte zwei Stunden für die Arbeit. Dann schrieb er eine Rechnung, bekam einen Scheck ausgehändigt und übergab Haley die Schlüssel zu ihren brandneuen Türschlössern.
    Eine Viertelstunde, nachdem er gegangen war, klingelte es erneut an der Tür. Haley öffnete und sah sich dem Mann gegenüber, den sie auf dem Elternabend kennengelernt hatte. Sie wusste noch, dass er der Vorsitzende des Eltern-Lehrer-Ausschusses war, konnte sich aber nicht mehr an seinen Namen erinnern.
    Offenbar merkte er ihr ihre Verwirrung an. »Ich bin Jay Middleton. Wir haben uns letzten Freitag in der Schule kennengelernt, erinnern Sie sich?«
    »Ja, natürlich.« Sie bat ihn nicht herein, sondern trat lieber hinaus auf die Veranda. Monica hatte ihren Mörder ins Haus gelassen. Haley hatte nicht vor, denselben Fehler zu machen.
    Sie sah, dass er eine große Tragetasche in Händen hielt. »Was kann ich für Sie tun, Jay?«
    »Der Eltern-Lehrer-Ausschuss hat ein kleines Büro in der Schule. Heute Morgen habe ich einige Unterlagen durchgesehen und dabei ein paar persönliche Sachen von Monica gefunden. Ich dachte, Sie möchten sie vielleicht zurückhaben.« Er hielt ihr die Tasche hin.
    »Danke, das ist sehr aufmerksam von Ihnen.« Haley nahm sie entgegen.
    Jay Middleton machte keine Anstalten zu gehen. »Sie hören das sicher nicht zum ersten Mal, aber Sie ähneln Ihrer Schwester sehr«, sagte er. »Sie war eine schöne Frau.«
    »Ja, das war sie«, erwiderte Haley, der bei der Wendung, die die Unterhaltung nahm, unbehaglich zumute wurde.
    Er rührte sich nicht vom Fleck. Sein blondes Haar schimmerte in der Sonne. Einen Moment lang waren seine braunen Augen in die Ferne gerichtet. Dann sah er Haley wieder an.
    »Ich kann immer noch nicht glauben, dass sie tot ist«, fuhr er fort. »Immer noch erwarte ich, ihr Lachen zu

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