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Nur der Tod sühnt deine Schuld

Nur der Tod sühnt deine Schuld

Titel: Nur der Tod sühnt deine Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Cassidy
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hören, wenn ich ins Büro komme, ihr lächelndes Gesicht zu sehen, wenn sie mir von ihrer neuesten Idee für eine Spendenaktion berichtet.«
    »Ich kann auch nicht glauben, dass sie tot ist«, erwiderte Haley und trat einen Schritt zurück.
    »Haben Sie sich schon eingelebt?«
    »Ja, danke. Die Nachbarn sind sehr freundlich zu mir.«
    Er maß sie mit dem schnellen, abschätzenden Blick eines Mannes, der einem Abenteuer nicht abgeneigt ist. »Wenn Sie jemanden suchen, der Ihnen die Stadt zeigt, rufen Sie mich an.«
    »Danke, das mache ich. Vielleicht können Sie und Ihre Frau einmal auf einen Drink vorbeikommen«, sagte Haley strahlend. »Ich habe gehört, sie soll ganz reizend sein.«
    Das war offenbar nicht die Antwort, die er sich erhofft hatte. Mit einem gemurmelten »Ja, das wäre nett« trat er den Rückzug an und ging die Verandatreppe hinunter.
    Haley brachte die Tragetasche in ihr Schlafzimmer und stellte sie aufs Bett. Dann ging sie in die Küche, holte ihre Handtasche und die Autoschlüssel und machte sich auf den Weg zum Polizeirevier, um mit Detective Tolliver zu sprechen.
    Während der Fahrt dachte sie über Jay Middleton nach. Er war ein gutaussehender Mann, und es war offensichtlich, dass Monica und er viel Zeit miteinander verbracht hatten. Hatten sie lediglich zusammengearbeitet, oder war da noch etwas anderes zwischen ihnen gewesen?
    Lächerlich, dachte Haley. Es war absolut lächerlich von ihr, auch nur daran zu denken, Monica könnte ein Verhältnis mit einem verheirateten Mann gehabt haben. Selbst für Haley war so etwas tabu, und Monicas Moralvorstellungen waren sehr viel strenger gewesen als Haleys.
    Aber Haley erkannte einen Schürzenjäger, wenn sie ihn sah, und Jay Middleton war ganz sicher einer. Hatte er mehr von Monica gewollt, und Monica hatte seine Avancen zurückgewiesen? Hatte sie vielleicht sogar gedroht, es seiner Frau zu sagen?
    Kaum zu glauben, dass Haley Pleasant Hill früher einmal für langweilig und provinziell gehalten hatte. Ein hinterhältiger Mord, ein wütender Teenager und ein Spanner … und das alles in einer kleinen, ruhigen Sackgasse.
    Der Vorsitzende des Eltern-Lehrer-Ausschusses war ein Kotzbrocken, der Nachbar von gegenüber ein seltsamer kleiner Mann mit schwitzigen Händen, und in der vergangenen Nacht war jemand in ihre Küche geschlichen und hatte versucht, sie und Molly zu töten.
    Langweilig? Provinziell? Alles andere als das.
    Ob alle Menschen, mit denen sie bis jetzt zu tun gehabt hatte, auch die waren, für die Haley sie hielt? Oder wohnte in einem von ihnen etwas Böses, das erst Ruhe gab, wenn sie und Molly tot waren?

[home]
    16
    D etective Tolliver führte sie in den Vernehmungsraum, den sie schon von ihren letzten Treffen kannte, und deutete auf einen Stuhl. Er sagte kein Wort, bis sie saßen und Haley die Plastiktüte auf den Tisch gelegt hatte.
    »Haley, ich weiß, wie sehr Sie sich wünschen, dass wir den Mörder Ihrer Schwester fassen, aber Sie können deswegen nicht jeden Tag hierherkommen. Wenn es etwas Neues gibt, rufe ich Sie an.«
    »Deswegen bin ich gar nicht hier. Haben Sie gehört, was letzte Nacht in meinem Haus passiert ist?«
    Tolliver runzelte die Stirn. Die Falten in seinem Gesicht waren tiefer als das letzte Mal, als sie ihn gesehen hatte. »Ich habe gehört, dass Ihr Herd gebrannt hat.«
    »Mein Herd hat nicht einfach so gebrannt. Das war ein Mordversuch«, sagte Haley, verärgert, dass der Vorfall von der Polizei heruntergespielt wurde. Genau aus dem Grund hatte sie herkommen und persönlich mit Tolliver sprechen wollen. »Ich wusste doch, dass das passieren würde. Ich wusste doch, dass mich die Beamten gestern Nacht nicht für voll genommen haben.« Sie versuchte, ihren Ärger hinunterzuschlucken. »Ich dachte, wenigstens Frank hätte mir geglaubt.«
    »Hören Sie, im Moment bin ich mit zwei Mordermittlungen gleichzeitig beschäftigt. Bitte haben Sie Verständnis, wenn ich nicht auf dem Laufenden bin, was genau gestern Nacht passiert ist und was die Beamten Ihnen geglaubt oder nicht geglaubt haben. Ich habe den Bericht nicht gelesen. Frank hat den Vorfall mir gegenüber heute Morgen lediglich kurz erwähnt. Ich hatte noch keine Gelegenheit, mit ihm zu sprechen.«
    Haleys Ärger wuchs. Sie war nahe daran, die Fassung zu verlieren. »Sie brauchen den Bericht nicht zu lesen. Ich bin hergekommen, um Ihnen alles zu erzählen.« Und das tat sie, von Beginn an, als sie aufgewacht war, bis zu dem Moment, als die aufnehmenden Beamten

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