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Nur der Tod sühnt deine Schuld

Nur der Tod sühnt deine Schuld

Titel: Nur der Tod sühnt deine Schuld
Autoren: Carla Cassidy
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aber dann wusste ich, dass unsere Ehe keine Chance mehr hatte. Sarah hasste mich dafür, dass ich den Söhnen anderer Menschen helfen konnte, aber für meinen eigenen Sohn nichts hatte tun können. Ich war dafür ausgebildet, die Warnsignale wahrzunehmen, doch als es darauf ankam, war ich unfähig, ihren Sohn zu retten.«
    »Aber das ist unfair«, protestierte Haley.
    Zum ersten Mal, seitdem sie aufgewacht waren, lächelte Grey. »Vielleicht. Aber es zeigte mir, wie sehr Sarah und ich uns über die Jahre voneinander entfernt hatten. Als wir unseren Sohn begruben, waren wir beide allein. Sarah kam es nie in den Sinn, auf mich zuzugehen, um ihren Schmerz mit mir zu teilen. Jeder trauerte für sich, obwohl wir doch eigentlich Trost im anderen hätten finden sollen. Als sie mir schließlich sagte, sie würde mich verlassen, war ich beinahe erleichtert.«
    Plötzlich erhob Grey sich, seine Züge hatten sich etwas entspannt. »Weißt du, es ist zwar sicherer, niemanden zu lieben, nie jemanden nahe an sich heranzulassen. Man wird dann nicht verletzt. Aber so will ich nicht leben. Obwohl Dannys Leben so tragisch geendet hat, würde ich doch auf keinen Tag, den ich ihn geliebt habe, verzichten wollen. Zieh deine Schuhe an, ich bringe dich nach Hause.«
    Er tat nur, um was sie ihn gebeten hatte, aber auf einmal war Haley unsicher, ob sie wirklich gehen wollte. Ob sie es nicht den Rest ihres Lebens bereuen würde, wenn sie jetzt ging.
    »Ich könnte hierbleiben.«
    »Nein, nicht so. Nicht jetzt.« Haley holte schnell ihre Schuhe, als sie Greys distanzierten Blick sah, der ihr sagte, dass es zu spät war. Er zwang sie, das zu tun, was sie in der Vergangenheit immer getan hatte. Er zwang sie zu fliehen.
    Während der Fahrt herrschte drückendes Schweigen. Es war die längste Viertelstunde, die Haley je erlebt hatte. Sie konnte sich nicht erinnern, wann ihr das letzte Mal die Worte gefehlt hatten, aber jetzt wusste sie nicht, was sie sagen sollte.
    Auch Grey schien nicht reden zu wollen. Es war, als habe es ihn körperlich und geistig erschöpft, ihr von den dunkelsten Tagen seines Lebens zu erzählen.
    Er war ihr Fels gewesen. Vom ersten Tag an hatte er ihr mit seiner ruhigen Art und seiner Unterstützung Halt gegeben. Bei ihm hatte sie Zuflucht gefunden, wenn der Wahnsinn um sie herum unerträglich geworden war. Zum ersten Mal in ihrem Leben wollte sie ein Fels sein, wusste jedoch nicht, wie.
    Er bog in ihre Einfahrt ein, schaltete den Motor aber nicht aus. Stattdessen machte er das Fernlicht an und wandte sich ihr zu. »Ich warte, bis du im Haus bist.«
    »Du könntest mit reinkommen.«
    »Das könnte ich. Aber ich tue es nicht.« Er sah wieder durch die Frontscheibe nach draußen. »Ich habe dir gesagt, dass ich dabei bin, mich in dich zu verlieben. Aber ich will nicht ein Mann unter vielen sein, vor dem du meinst, davonlaufen zu müssen. Vielleicht ist es besser, wenn wir uns eine Weile nicht sehen.«
    Haleys Herz setzte für einen Schlag aus, und ihr Mund wurde trocken. Eigentlich sollte sie erleichtert sein, dass dieser Beziehung, so kurz sie auch gewesen war, ein hässliches Ende erspart blieb. Dass sie sich wie Erwachsene benahmen und das taten, was für sie beide am besten war.
    »Okay, wenn du meinst.« Sie wollte gerade die Tür öffnen, als Grey eine Hand auf ihre Schulter legte. Haley drehte sich um und sah ihn an.
    »Haley, dieser Alptraum, den du immer wieder hast …« Im Licht des Armaturenbretts war Greys Gesicht nur schwach zu erkennen. »Ist dir je der Gedanke gekommen, dass das, was hinter dir her ist, das Leben sein könnte? Die Liebe? Erst wenn du dich umdrehst und dich ihm stellst, wirst du echtes Glück kennenlernen.«
    Haley wusste nicht, was sie erwidern sollte. Also öffnete sie die Autotür und stieg aus. Als sie zur Haustür ging, fragte sie sich, wie ein Abend, der mit einem Dinner und romantischem Sex begonnen hatte, sich in eine Tragödie hatte verwandeln und mit einem unerwartet schmerzhaften Abschied hatte enden können.
    Als sie die Tür aufschloss, zwang sie sich, nicht zurückzuschauen. Sie ging ins Haus und gab den Sicherheitscode ein, damit der Alarm nicht ausgelöst wurde. Dann stand sie eine ganze Weile im Eingangsbereich einfach da und kämpfte gegen die Tränen an, die ihr in den Augen brannten.
    Als sie das Wohnzimmer betrat, klingelte das Telefon. Sie zuckte erschrocken zusammen und beäugte das Gerät argwöhnisch. Ob es Grey war, der sie aus dem Auto anrief?
    Sie rannte durchs
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