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Nur der Tod sühnt deine Schuld

Nur der Tod sühnt deine Schuld

Titel: Nur der Tod sühnt deine Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Cassidy
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Zimmer und hob ab.
    »Ich habe dich gewarnt.«
    Die heisere, kehlige Stimme schien durch die Leitung zu kriechen, mit unsichtbaren Fingern Haleys Kehle zu umschließen und ihr die Luft abzudrücken.
    »Wer ist da?«, fragte Haley. »Verdammt noch mal, wer sind Sie?«
    »Der Tod, Haley. Bald komme ich dich holen.«
    Klick
, und die Leitung war tot.
    Ich habe sie gewarnt.
    Ich habe sie gewarnt.
    Ich habe sie gewarnt.
    Ich habe sie gewarnt.
    Ich habe sie gewarnt.
    Sie müssen sterben.
    Haley und Molly.
    Molly und Haley.
    Haley und Molly müssen sterben.

[home]
    19
    J emand beobachtete sie. Jemand, der sich Tod nannte.
    Haley legte auf und blickte sich im Zimmer um. Die Vorhänge waren zugezogen, doch das beruhigte sie nicht. Das Telefon hatte geklingelt, kurz nachdem sie das Haus betreten hatte. Sie ging noch einmal zur Eingangstür und überprüfte das Schloss. Dann sah sie nach, ob auch die Hintertür verschlossen war.
    Jemand beobachtete sie.
    Jemand hatte gesehen, wie sie aus Greys Wagen gestiegen war, die Haustür aufgeschlossen hatte und hineingegangen war. So musste es gewesen sein. Sie spürte es an dem kalten Schauer, der ihr über den Rücken lief.
    Aber wer? Einer der Nachbarn? Oder jemand, der sie von einem Auto aus beobachtete, aus einem Versteck in der Nähe?
    Haley wurde systematisch terrorisiert, und es war schwer, sich vor einem Unbekannten zu schützen, der sie ganz offensichtlich in den Wahnsinn treiben wollte.
    Es hatte sie beruhigt, als Tolliver ihr erzählt hatte, dass so etwas häufiger vorkam, dass Trauernde öfters von Verrückten gequält wurden. Aber die Vorstellung, dass jemand sie insgeheim beobachtete, verlieh ihrer Angst eine neue Dimension.
    Ab Montag würde sie auf dem Display sehen, von welcher Nummer aus sie angerufen wurde, und dann konnte, falls die Anrufe nicht aufhörten, entweder die Telefongesellschaft oder die Polizei etwas dagegen unternehmen.
    Ich habe dich gewarnt.
    Haley ließ das Licht im Wohnzimmer an und ging in ihr Schlafzimmer.
Der Tod, Haley. Bald komme ich dich holen.
    Der Tod kannte ihren Namen. Jetzt konnte sie sich nicht mehr einreden, dass der Anruf ein Streich war und sie nur ein zufälliges Opfer. Sie war gemeint. Sie, und niemand anders.
    Gestern noch hätte sie nicht gezögert, zum Telefon zu greifen und Grey anzurufen. Nur um seine tiefe Stimme zu hören, nur um zu wissen, dass er auf ihrer Seite war.
    Aber jetzt konnte sie ihn nicht anrufen. Es wäre nicht fair gewesen. Sie durfte ihn nicht mit einer Hand wegstoßen und mit der anderen zu sich heranziehen.
    Ich bin dabei, mich in dich zu verlieben.
Hatte er das wirklich gesagt? Sie versuchte, nicht mehr an seine Worte zu denken, während sie sich auszog und ihr Nachthemd überstreifte.
    Grey verwechselte Lust mit Liebe. Sie war die erste Frau, der er sich geöffnet hatte, seit der Tod seines Sohnes sein Leben zerstört hatte. Es war nur natürlich, wenn er sich einbildete, sie zu lieben.
    Und was sprach dagegen, dass sie dabei war, sich in ihn zu verlieben? Ihre Schwester war ermordet worden, sie bekam Drohanrufe, und ihre Nichte weigerte sich zu sprechen. Grey war der einzig Normale inmitten dieses ganzen Wahnsinns gewesen. War es da ein Wunder, wenn es ihr schwerfiel, ihn loszulassen?
    Haley legte sich ins Bett, ließ aber die Nachttischlampe an. Zum ersten Mal im Leben hatte sie Angst vor der Dunkelheit, vor dem, was dort auf sie lauerte.
    Sie starrte an die Decke und dachte über das nach, was Grey zu ihr gesagt hatte. Er hatte gesagt, selbst wenn er gewusst hätte, dass ihn am Ende unermessliches Leid und Verlust erwarteten, würde er auf keinen Tag, den er seinen Sohn geliebt hatte, verzichten wollen.
    Auch sie hätte auf keinen einzigen Tag, den sie mit ihrem Vater verbracht hatte, verzichten wollen, selbst wenn sie gewusst hätte, dass sie ihn verlieren, dass der Schmerz über den Verlust sie nie mehr loslassen würde. Wie gern hätte sie Greys kostenlose Analyse einfach abgetan. Wie gern hätte sie geglaubt, dass er Unsinn redete, dass er sie nicht gut genug kannte. Aber sie fürchtete, dass er recht hatte. Fast ihr ganzes Leben war sie vor etwas weggelaufen, vor jeder Beziehung, die sie hätte verletzen können.
    Und mit Grey hatte sie alles falsch gemacht, was man nur falsch machen konnte. Sie war vor ihm weggelaufen, und er hatte sie gehen lassen. Aber jetzt wollte sie sich zum ersten Mal umdrehen und zurücklaufen. Sie ahnte, dass sie heute Nacht den größten Fehler ihres Lebens gemacht

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