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Nur der Tod sühnt deine Schuld

Nur der Tod sühnt deine Schuld

Titel: Nur der Tod sühnt deine Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Cassidy
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genau wie Grey gesagt hatte, war sie ihr ganzes Leben vor diesen Erinnerungen davongelaufen. Aber jetzt war der Moment gekommen, sich dem Schmerz, den sie als kleines Mädchen empfunden hatte, zu stellen und Molly über ihren Schmerz hinwegzuhelfen.
    Haley stieg auf die zweite Sprosse, und Tränen liefen ihr über die Wangen. Sie weinte nicht um die Menschen, die sie verloren hatte, sie weinte, weil sie und Molly noch nicht zueinandergefunden hatten.
    Als sie auf die dritte Sprosse stieg, dann die vierte, verstand sie, dass Grey mit vielem recht gehabt hatte. Sogar jetzt noch verspürte sie den Impuls, davonzulaufen, fürchtete sie, niemals in der Lage zu sein, das Richtige für Molly zu tun. Aber zum ersten Mal war der Impuls, ihren Problemen ins Gesicht zu sehen und sie zu lösen, stärker.
    Als sie endlich oben am Baumhaus angelangt war, zitterte sie am ganzen Körper vor Anstrengung. Sie kletterte hinein und krabbelte ans andere Ende, so dass sie Molly, die sich unter einem der Fenster zusammengerollt hatte, gegenübersaß.
    Molly sah sie nicht an, sondern versteckte ihr Gesicht in den Händen. Plötzlich wurde Haley von ihren Gefühlen überwältigt. Monica war tot. Molly hasste sie. Sie hatte Grey fortgestoßen. Nichts in ihrem Leben hatte sie richtig gemacht.
    Sie schlug die Hände vors Gesicht und brach in haltloses Schluchzen aus. Wie sollte sie Molly beibringen, die richtigen Entscheidungen zu treffen, wenn sie es selbst nicht konnte? Wie sollte sie Molly beibringen, andere zu lieben, wenn sie selbst Angst vor der Liebe hatte?
    »Ich wollte doch nur, dass du mich liebhast«, schluchzte sie, das Gesicht immer noch in den Händen verborgen. »Aber ich mache alles falsch. Ich kann nicht kochen, und ich vergesse, deine Lieblingssachen zu waschen. Ich habe solche Angst, dass ich nicht gut genug für dich bin.«
    Haleys Schultern bebten, als sie nach Luft rang. »Manchmal denke ich einfach nicht daran, den Wecker zu stellen, und außerdem weiß ich überhaupt nicht, was du magst und was du nicht magst. Ich will ja alles richtig machen, aber ich habe keine Ahnung, was das Richtige ist.«
    Wieder wurde sie von einem Weinkrampf geschüttelt. Auf einmal spürte sie, wie Mollys kleine Hand nach ihrer griff. Sie hielt den Atem an und öffnete die Augen. Molly sah sie mit glänzenden Augen wissend an. »Du musst mich nur liebhaben«, sagte sie.
    »Oh, meine Süße, das tue ich.« Haley schloss Molly in die Arme und zog sie an sich. »Du weißt gar nicht, wie lieb ich dich habe und wie sehr ich mir wünsche, dass es dir gutgeht.«
    Sie saßen lange eng umschlungen da, während Haley stumme Tränen über die Wangen rollten, Tränen der Dankbarkeit. Sie spürte, dass dies ein Durchbruch war, dass die Beziehung zwischen ihr und Molly sich für immer gewandelt hatte.
    »Du hast gesagt, du kannst nicht hier hochkommen.« Es war Molly, die schließlich das Schweigen brach. »Du hast gesagt, du hast Angst.«
    »Ich glaube, meine Angst war nicht so groß wie mein Wunsch, bei dir zu sein.« Haley streichelte Mollys weiches Haar. Es war so tröstlich, die Wärme des Kindes zu spüren, das sich so vertrauensvoll an sie schmiegte. »Es tut mir leid, dass ich dich angeschrien habe. Das wollte ich nicht.«
    »Ich vermisse sie«, sagte Molly leise.
    Haley zog sie noch enger an sich. »Ich vermisse sie auch.«
    »Ich will manchmal über sie reden.«
    »Du kannst über sie reden, wann immer du willst. Sie war eine wunderbare Schwester, und ich weiß, dass sie auch eine wunderbare Mutter war.«
    »Du bist manchmal so fröhlich. Als ob du gar nicht traurig wärst, dass sie nicht mehr da ist.«
    Mollys Worte trafen Haley mitten ins Herz. »Ich habe versucht, fröhlich zu sein, damit du dich besser fühlst. Aber innerlich habe ich geweint.«
    Molly nickte. Die Antwort schien sie zufriedenzustellen. Dann atmete sie tief ein. »Ich habe was Blaues gesehen.«
    Haley erstarrte. Jetzt keinen Fehler machen, ermahnte sie sich. »Etwas Blaues?«
    »Wir haben Verstecken gespielt, und ich lag unter dem Bett, als der böse Mensch ins Haus kam. Mommy ist auf den Boden gefallen und hat mich gesehen. Sie hat mir gesagt, ich soll mich nicht bewegen und ganz still sein. Dann habe ich was Blaues gesehen. Und ein Messer.« Mollys ganzer Körper schien sich zu verkrampfen. »Dann war überall Blut, und ich habe die Augen zugemacht.«
    Sie rückte von Haley ab und sah sie an. Wieder schimmerten Tränen in ihren Augen. »Ich hätte meiner Mommy helfen sollen.

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