Nur die Küsse zählen
alt.“
„Das heißt also nein?“
Ihr Lächeln schwand. „Ich war vorher nicht schwanger.“
„Okay. Man hat mir nämlich gesagt, ich wäre nicht sonderlich aufmerksam, was Dinge angeht, die nichts mit der Show zu tun haben. Aber mir wäre bestimmt aufgefallen, wenn du schwanger gewesen wärst.“
„Da bin ich mir sicher.“
Er schaute Hannah an. „Aber sie ist deine, oder?“
Dakota dachte darüber nach, ihm die Adoption zu erklären, beschloss aber, dass er nun auch wieder nicht so interessiert wirkte. „Sie ist meine, ja.“
„Okay. Fragst du wegen der Explosion?“
„Nein, aber ich frage wegen des Festivals.“
Geoff seufzte. „Ich schätze, das muss reichen.“
„Ich schätze, das wird es.“
Er ging.
Dakota lachte, trat an den Laufstall und nahm Hannah hoch. „Was für ein dummer Mann“, murmelte sie und drückte ihre Tochter an sich. Als sie die Stirn der Kleinen befühlt hatte, war sie erleichtert, dass sie kühl war. Das Antibiotikum wirkte schnell.
Am Morgen hatte ihre Mutter kurz hereingeschaut, um nach ihr zu sehen und sie davor zu warnen, dass Hannahs Fieber im Laufe des Tages steigen könnte. Dakota hatte für den Fall Paracetamoltropfen dabei. Bislang lief alles gut. Hannah hatte gegessen und schien weniger verängstigt auf die neue Umgebung zu reagieren.
Dakota setzte sich auf ihren Stuhl, wiegte ihr Baby auf dem Schoß und rief die Bürgermeisterin an, um mit ihr über eine Drehgenehmigung für das Festival zu sprechen.
„Wenn ich Nein sage, packt er dann seine Sachen und reist ab?“
„Vermutlich nicht.“
„Dann kann er meinetwegen drehen. Wie geht es Hannah?“
„Besser. Sie hat letzte Nacht ein paar Stunden geschlafen und isst auch gut.“
„Sehr schön. Du weißt, du kannst mich jederzeit anrufen, wenn du etwas brauchst.“
„Ja, ich weiß. Danke.“
Nachdem Dakota noch ein paar Anrufe getätigt hatte, schlenderte sie mit ihrer Tochter auf dem Arm durch die Produktionsräume. Niemand schien sich übermäßig für ihr Kind zu interessieren, was ihr nur recht war. Diese Leute kannten sie nicht.
Als sie an ihren Arbeitsplatz zurückkehrte, legte sie Hannah in den Kindersitz und stellte ihn so hin, dass sie durchs Fenster die morgendlichen Dreharbeiten beobachten konnte. Dakota bemühte sich, sich auf die Arbeit zu konzentrieren, aber alle paar Sekunden glitt ihr Blick zu Hannah.
Sie hatte ein Kind. Ein eigenes Kind. Noch konnte sie das Wunder gar nicht richtig begreifen.
Ein paar Minuten später kam Bella Gionni, eine der verfeindeten Gionni-Schwestern, in ihr Büro.
„Ich wollte mal sehen, wie es so geht.“ Bella war dunkelhaarig und ungefähr Mitte vierzig. „Wir alle haben uns gefragt, wie die erste Nacht wohl gewesen ist.“
„Gut“, erwiderte Dakota. „Hannah hat einigermaßen gut geschlafen. Sie fühlt sich schon besser. Ich glaube, ihre Ohren tun ihr nicht mehr ganz so weh.“
Sie verschwieg, dass Finn die Nacht bei ihr verbracht hatte. Jedes Mal wenn Hannah einen Laut von sich gegeben hatte, war Dakota aufgesprungen und ins Kinderzimmer gerast. Finn war immer an ihrer Seite gewesen, hatte ihr geholfen, das Fläschchen zuzubereiten und es sich zum Füttern im Schaukelstuhl gemütlich zu machen. Ohne ihn hätte sie es nicht geschafft.
„Kann ich sie mal auf den Arm nehmen?“, fragte Bella.
„Natürlich“, erwiderte Dakota. Die Ärztin hatte gesagt, sie solle Hannah so normal wie möglich behandeln. In Fool’s Gold hieß das, viele verschiedene Leute kennenzulernen.
Sie nahm das Baby aus dem Sitz. Bella streckte die Arme aus,und Hannah schien sich ihr entgegenzulehnen. Soweit Dakota es beurteilen konnte, genoss das kleine Mädchen die Aufmerksamkeit. Vielleicht hatte sie im Waisenhaus nicht genug davon bekommen.
„Wer ist denn dieses kleine hübsche Mädchen?“, gurrte Bella. „Bist du das? Ja, das bist du. Du wirst mal eine richtige kleine Herzensbrecherin.“
Dakota wusste, es war der erste von vielen, vielen Besuchen. Nicht nur, dass Bella zurückkommen würde, es würden auch andere vorbeischauen. Die Frauen der Stadt würden sich schon um sie beide kümmern.
Obwohl sie die Unterstützung schätzte und wusste, dass sie sich darauf verlassen konnte, war ihr sehr bewusst, dass es Finn gewesen war, der sie während der vergangenen Nacht davor bewahrt hatte durchzudrehen. Ihn bei sich zu haben hatte ihr alles bedeutet. Es war noch besser gewesen als Sex – was sie ihm so nie sagen würde, denn der Sex mit ihm war einzigartig.
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