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Nur die Liebe heilt

Nur die Liebe heilt

Titel: Nur die Liebe heilt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raeanne Thayne
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ihr Lachen, ihre Lebensfreude, die Liebe, die sie mit vollen Händen verschenkte. Auch wenn sie damals schon gewusst hätte, wie alles endete, hätte sie auf diese zwei Jahre mit Cassie niemals verzichten wollen.
    Sie blieb stehen, um sich einen Moment auszuruhen, und drückte eine Hand auf den Schmerz in ihrer Brust, der nichts mit körperlicher Überanstrengung zu tun hatte.
    Sie konnte Hope’s Crossing von oben sehen, lieblich in dem frühen Morgenlicht. Es würde wieder ein schöner Augusttag werden, perfekt für einen Abstecher in den Schmuckladen.
    „Komm, Jacques“, rief sie und machte sich auf den Rückweg. Sie hatte gerade noch genug Zeit, um zu duschen und sich umzuziehen, bevor sie sich mit Brodie zu einem weiteren Bewerbungsgespräch treffen sollte. Sie musste sich beeilen. Seufzend joggte sie bergab. Ein paar Wildblumen blühten noch, indischer Malerpinsel und die allgegenwärtige Akelei, doch der bald einsetzenden Kälte würden auch sie nicht standhalten.
    Deswegen wollte sie den Anblick genießen, solange es noch ging. Aus irgendeinem Grund dachte sie jetzt an das hübsche Haus auf der Insel Burano bei Venedig, das im Morgenlicht ähnlich bunt geleuchtet hatte.
    Nachdem sie ihre Praxis geschlossen hatte, war sie eine Weile durch die Welt gereist. Venedig war der erste Halt auf ihrer Reise gewesen, und während eines Ausflugs nach Murano hatte sie die Glasbläser besucht, die vor Jahrhunderten auf die Insel auswandern mussten, weil die vorsichtigen Venezianer Angst vor der Brandgefahr hatten, die von Glasbläsereien ausgingen.
    Damals hatte sie eine kleine Tasche mit wunderschönen Glasperlen gefüllt, vielleicht aus einem Impuls heraus, vielleicht als eine Art Hommage an das Hobby, das Meredith und sie geteilt hatten. Und daraufhin begann sie, überall auf der Welt Schmuck zu sammeln: alten Modeschmuck in englischen Secondhand-Läden, Muscheln und kleine Steine in Afrika, feine silberne Perlen auf Bali. Als sie nach Amerika zurückkehrte, wusste sie, dass sie ihren Lebensunterhalt künftig mit dem Gestalten von Schmuck verdienen wollte.
    Es war richtig gewesen, ihren alten Beruf an den Nagel zu hängen, auch wenn sie ihn ab und zu vermisste. Und doch stand sie nun wieder da, wo alles begonnen hatte. Einmal mehr versuchte sie mit aller Kraft, das Schicksal eines Mädchens nicht zu nahe an sich heranzulassen.
    Als sie an eine steile Böschung kam, verlangsamte sie ihr Tempo. Hier lief sie immer besonders vorsichtig. Ein unbedachter Schritt, ein verknackster Knöchel, und ein unvorsichtiger Läufer konnte in die Tiefe stürzen. Kurz darauf stieß Jacques ein höfliches Begrüßungsbellen aus.
    Hoffentlich kein Stinktier – das wäre ja ein toller Start in den Tag. Vorsichtig ging sie näher zum Abhang. Sie entdeckte ein Mountainbike neben dem Pfad und etwas Gelbes auf einem felsigen Vorsprung. Ein Junge, wie ihr auf einmal klar wurde. Er stand direkt am Rand und starrte auf die etwa hundert Meter tiefer liegende Stadt.
    Es wäre ein Leichtes, hier den Tod zu finden. Ein falscher Schritt, ein kleines Stolpern – absichtlich oder unabsichtlich –, und das war’s.
    Sie dachte an ihre Mutter, die mit einer Überdosis Tabletten ihre körperlichen und emotionalen Schmerz zum Verstummen gebracht hatte, und beugte sich schnell vor. „Guten Morgen.“
    Der Junge musste Jacques’ Bellen gehört haben, und doch schien er überrascht, einen Menschen zu sehen.
    „Hey“, murmelte er.
    Charlie Beaumont trug schwarze Fahrradhosen und ein knallgelbes Oberteil, das einen scharfen Kontrast zu seinem düsteren Gesicht bildete.
    Sie mochte diesen Jungen nicht besonders. Wie denn auch, nachdem seinetwegen die Tochter einer Freundin gestorben und die Enkelin einer anderen schwer verletzt worden war. Aber etwas an seiner Körperhaltung, die hängenden Schultern und der verzweifelte Blick in seinen Augen, hielt sie davon ab weiterzugehen.
    „Ist der perfekte Tag für eine Radtour.“
    Er sah sie kühl an. „Ach ja?“
    „Fährst du hinauf zum Crystal Lake?“ Der Gletschersee lag noch etwa zwei Meilen höher und war ein beliebtes Ziel von Mountainbikern.
    „Weiß noch nicht.“ Seine Worte waren knapp, aber sie hatte das Gefühl, dass er nicht wirklich unfreundlich war. Sondern traurig, fast schon hoffnungslos.
    „Du bist Charlie Beaumont, richtig? Ich bin Evie Blanchard. Ich arbeite im String Fever , dem Schmuckladen in der Stadt. Ich kenne deine Mutter und deine Schwester.“
    „Schön für Sie“, sagte

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