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Nur die Liebe heilt

Nur die Liebe heilt

Titel: Nur die Liebe heilt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raeanne Thayne
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Aufgabe ist es, jeweils die Figur oder den Abstandshalter hochzuhalten, den du haben möchtest – mit der rechten Hand. Und so ruhig, dass Charlie die Schnur durchziehen kann. Verstanden?“
    „Ja“, sagte Taryn. Sie schien tatsächlich begeistert von der Idee zu sein – was Evie niemals erwartet hätte.
    Und dann richtete jeder seine Aufmerksamkeit wieder auf sein eigenes Projekt an dem Werktisch, wobei Evie die gelegentlichen bösen Blicke Richtung Charlie durchaus bemerkte.
    Der Junge sagte zuerst kein Wort, doch irgendwann begann er, Taryn von einem neuen Film zu erzählen und von einem Wasserfall, den er auf einer Fahrradtour zum Silver Strike Reservoir entdeckt hatte.
    Es war jedes Mal sichtlich anstrengend für Taryn, nach einem neuen Fimo-Steinchen zu greifen, aber sie gab nicht auf. Mit vor Konzentration gerunzelter Stirn kämpfte sie so lange, bis sie es fest zwischen Daumen und Zeigefinger hielt, damit Charlie die Schnur hindurchfädeln konnte.
    Genau genommen waren die beiden wirklich süß, aber Evie befürchtete, dass nur sie am Tisch so dachte.
    „Ich habe gestern was Neues angefangen, eine elegante Draht-Perlenkette. Ich gehe schnell hinauf und hole sie. Hannah ist ja sowieso noch nicht hier.“
    Niemand antwortete ihr, entweder waren sie alle zu konzentriert oder ignorierten sie einfach. Sie konnte nur hoffen, dass Ersteres der Fall war und sie mit ihrer verrückten Idee nicht gerade ihre Freundschaften aufs Spiel setzte. Sie steuerte auf die Hintertür zu und wollte sie gerade zuziehen, als Claire ihr hinterherkam.
    „Was hast du vor, Evie?“, flüsterte Claire.
    „Ich hole meine Kette.“
    „Du weißt genau, was ich meine. Mit Charlie Beaumont.“ Claire zeigte durch das Fenster, und Evie konnte sehen, dass Charlie und Taryn ihre beiden dunklen Köpfe zusammengesteckt hatten.
    Sie seufzte. „Er ist doch selbst fast noch ein Kind, Claire. Jeder in der Stadt behandelt ihn wie den Antichristen.“
    „Hast du vielleicht Layla vergessen? Sie ist seinetwegen tot. Meine Kinder wären auch beinahe ums Leben gekommen.“
    Claire ging es inzwischen wieder gut, aber auch sie war gemeinsam mit ihren Kindern in diesen Unfall verwickelt gewesen. Charlie hatte sie bei dem Versuch, während eines Schneesturms der Polizei zu entkommen, von der Straße abgedrängt. Sie waren mit dem Wagen ins Wasser gestürzt. Hätte Riley sie nicht gerettet, wären Claire und ihre Kinder an diesem Tag in dem eisigen Wasser erfroren.
    „Natürlich habe ich Layla nicht vergessen oder sonst etwas aus dieser schrecklichen Nacht! Charlie Beaumont hat wirklich einen schlimmen Fehler gemacht, vor allem, weil er Alkohol getrunken hatte. Seinetwegen hat sich das Leben so vieler Menschen vollkommen verändert. Ich weiß das.“
    „Warum also hilfst du ihm? Er sollte im Gefängnis sitzen und nicht frei herumlaufen, als ob nichts geschehen wäre.“
    „Es ist nicht so, dass ihm die ganze Sache nicht zu schaffen macht, Claire.“
    „Toll. Dann meinetwegen Jugendarrest.“
    Offenbar sah Claire doch nicht immer nur das Gute im Menschen, stellte Evie fest, und fand es beinahe erfrischend, dass ihre Freundin auch mal wütend auf jemanden sein konnte.
    Aber was sollte sie dazu sagen? Durch Charlies Fehler hatte Claire körperliche wie auch seelische Verletzungen davongetragen. Noch immer fiel es ihr schwer, mit dem verletzten Handgelenk Schmuck zu fertigen, auch wenn ihr trotz der Schmerzen wunderschöne Stücke gelangen.
    „Tut mir leid“, sagte sie leise. „Ich hätte ihn nicht einladen sollen. Ich dachte einfach nur, dass es gut für Taryn sein könnte. Ich habe das Gefühl, dass sie ihre Freunde schrecklich vermisst.“
    Claire wirkte ein wenig besänftigt. Wieder warf sie einen Blick zurück in den Laden, wo Taryn gerade über einen Witz von Charlie lachte.
    „Ich kann mir vorstellen, wie hart es für eine Fünfzehnjährige ist, zu allem anderen auch noch ihr soziales Umfeld zu verlieren.“
    „Es ist meine Schuld, dass er hier ist. Soll ich ihn bitten zu gehen?“
    Claire dachte einen Moment nach, dann seufzte sie. „Wenn es Taryn wirklich hilft, dann ist es wohl in Ordnung.“
    „Ich hätte dich erst um Erlaubnis fragen sollen. Tut mir leid.“
    Zu ihrer großen Erleichterung kam Claire auf sie zu, um sie zu umarmen. Tränen stiegen Evie in die Augen, und die Anspannung in den Schultern, die sie zuvor gar nicht wahrgenommen hatte, ließ ein wenig nach.
    „Du musst mich nicht um Erlaubnis fragen, wenn du Leute in den

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