Nur die Liebe heilt
geschockt über Charlies plötzliches Auftauchen gewesen.
Claire kam gerade mit einem kleinen Päckchen aus dem Büro. Ihr Mund klappte auf. Beinahe wäre sie gestolpert. Alex warf eine Tasse Perlen um, mit denen sie gerade arbeitete. Und Katherine starrte ihn einfach nur an.
„Schaut mal, wer hier ist.“ Evie schlug einen fröhlichen Ton an. „Ich habe Charlie heute Morgen auf dem Woodrose-Mountain-Weg getroffen. Er hat nach Taryn gefragt, und da habe ich erzählt, dass wir uns alle heute im Schmucklanden treffen. Er wollte vorbeikommen und Hallo sagen.“
Alex’ grüne Augen glühten vor Wut, aus Katherines Gesicht war eine eisige Maske geworden.
Okay. Das war dann wohl die schlechteste Idee ihres Lebens gewesen. Manchmal ließ sie sich von ihrem Mitgefühl und guten Absichten einfach überwältigen.
So war sie schon immer gewesen, auch früher, als sie auf ihre zwei Jahre jüngere Schwester aufpassen musste. Kümmere dich um Elizabeth, Evaline. Du bist die Ältere. Lass sie nicht zu weit ins Wasser gehen. Du bist für sie verantwortlich.
Und dann hatte sie versagt. Sie war nicht da gewesen, um Lizzie zu schützen, und konnte nur noch hilflos im Krankenhaus neben ihrem Bett sitzen und mitansehen, welche schrecklichen Schmerzen Lizzie wegen ihrer Verbrennungen zweiten und dritten Grades leiden musste – und sie hatte auch nicht die Infektion verhindern können, die schließlich zu ihrem Tod führte.
Und Cassie. Trotz all der Liebe und Pflege hatte sie dieses Kind nicht retten können.
Vielleicht würde sie eines Tages klug genug sein, es erst gar nicht mehr zu versuchen.
Aber was jetzt? Irgendwie musste sie dieses Problem, das sie sich selbst zuzuschreiben hatte, ja lösen. Doch bevor ihr auch nur die geringste Idee kam, hörte sie eine Stimme.
„Char-lie. Hi.“ Taryn sprach die Worte sehr langsam, aber deutlich. Und zu Evies Überraschung hörte sie auf, Jacques zu streicheln, und streckte dem Jungen die Hand hin. Ihr Lächeln war breit und ehrlich.
Charlie sah auf ihre Hand und dann wieder zu Evie, als ob er sie um eine Anleitung bitten wollte.
„Hey, Tare. Ähm, wie läuft es so?“ Er schüttelte ihre Hand.
„Ging schon mal besser“, erwiderte Taryn.
Charlie versteifte sich und schien schon wieder bereit, aus dem Laden zu fliehen, doch da verzog Taryn den Mund zu einem Grinsen. „Dir?“, fragte sie.
„Ähm, alles okay.“
Okay. So weit, so gut. Niemand schleuderte irgendwelche Sachen auf ihn, obwohl Alex so aussah, als wollte sie ihm am liebsten mit ihrer Zange die Augen ausstechen.
„Hier ist die elastische Schnur“, sagte Evie, als sich das Schweigen etwas zu lange ausdehnte. „Claire, wo ist der tolle Fimo-Schmuck, von dem du gesprochen hast?“
Das schien die Spannung ein wenig zu lockern. Diese Wirkung hatte sie beim gemeinsamen Schmuckfertigen schon öfter bemerkt.
„Hier, bitte schön“, sagte Claire einigermaßen steif. „Die sind gerade erst von unserem Lieferanten in Oregon reingekommen.“
Evie sah bewundernd in die Schachtel voller Fimo-Figuren in allen möglichen Formen und Farben. „Wow. Du hattest recht, die sind wirklich wunderschön. Ich glaube, sie passen gut zu den neuen Abstandshaltern.“
Die Schmucksteine klickten leise, als Claire die Schachtel etwas abrupt auf den Tisch stellte.
„Welche möchtest du nehmen, Taryn?“
Evie schüttete eine Handvoll auf den Tisch, und nach einem kurzen Moment begann Taryn, sie zu durchsuchen. Nach etwa einer Minute pflückte sie mühsam ein pinkfarbenes Gänseblümchen aus dem Stapel, danach ein grünes Röhrchen mit pinken Tupfen.
„Ah, perfekt“, sagte Evie. Und dann, ohne nachzudenken, stellte sie einen Stuhl neben Taryn. „Hier, Charlie. Vielleicht kannst du Taryn helfen, das Armband zu machen.“
„W-wie?“ Er fuhr herum, als ob sie ihn aufgefordert hätte, im Garten ein paar Hasenbabys totzutreten. „Ich kenne mich mit so was gar nicht aus.“
„Ich zeige dir, wie es geht. Zuerst musst du in der Schachtel nach weiteren Figuren suche, die so aussehen wie die beiden. Fang mal mit jeweils zehn an, obwohl wir vielleicht gar nicht so viele brauchen. Ich denke, wir nehmen das einfache A-B-C-B-Muster, was denkst du, Taryn? Gänseblümchen, Abstandshalter, grünes Röhrchen, Abstandshalter, Gänseblümchen, Abstandshalter und so weiter. Hier. Ich mache es mal vor.“
Sie fädelte schnell genug Figuren auf, um zu demonstrieren, was sie meinte, dann reichte sie ihm die Schnur. „Du bist dran. Taryn, deine
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