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Nur die Liebe heilt

Nur die Liebe heilt

Titel: Nur die Liebe heilt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raeanne Thayne
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schräg wie die Szene heute Morgen, als sie durchs Küchenfenster gesehen hatte, wie ihr Dad Evie umarmte.
    Taryn wusste immer noch nicht, was sie davon halten sollte. Sie mochte Evie, jedenfalls meistens. Aber ihr Dad hatte keine Freundin gehabt, seit … nun, seit sie denken konnte. Aber vielleicht waren sie nicht zusammen. Vielleicht mochten sie sich einfach. Sie umarmte ihre Freunde auch immer. Früher zumindest.
    „Oh, seht mal“, rief Evie aufgeregt. „Maura und Sage.“
    Durchs Fenster sah Taryn, wie die beiden das Restaurant betraten, und ihr Magen zog sich zusammen.
    Die Augen ihrer Großmutter leuchteten auf. „Frag sie, ob sie sich zu uns setzen wollen. Wir können zusammenrücken.“
    Angst und Schuld krochen wie Schlangen durch Taryns Bauch. Sie wollte nicht, dass Laylas Mutter und Schwester an diesen Tisch kamen. Sie konnte ihnen nicht in die Augen sehen.
    Die beiden mussten sie hassen. Layla war tot, und sie war schuld daran. Layla hatte an diesem Abend überhaupt nicht mitgehen wollen, aber Taryn hatte sie überredet.
    Und dann noch alles andere.
    Alles war nur ihretwegen geschehen.
    Sie verlagerte unbehaglich das Gewicht und wünschte, einfach aufstehen und aus dem Café laufen zu können, ohne hinzufallen.
    „Geht es dir gut?“, erkundigte sich Evie leise.
    „Müde“, flüsterte sie. Gelogen.
    „Möchtest du lieber gehen?“, bot Evie mit besorgtem Blick an.
    Wenn sie lange genug stöhnte, würde Evie sie bestimmt nach Hause bringen. Das wäre eine Möglichkeit, aber nicht wirklich fair. Immerhin hatte ihre Grandma Geburtstag, und sie durfte ihr den Tag nicht ruinieren.
    „Nein. Noch nicht.“
    „Okay. Sag einfach Bescheid, wenn du nicht mehr kannst.“
    Vor allem im Kopf fühlte sie sich müde. Manchmal tat es richtig weh zu denken. Ihr ging es immer besser, und jeden Tag schienen ihre Gedanken weniger verwirrt und unklar zu sein. Teilweise lag es daran, dass sie jetzt nicht mehr so viele Medikamente nehmen musste. Aber anscheinend wurde sie tatsächlich langsam gesund. MitCharlie an ihrer Seite hatte sie sich wirklich große Mühe gegeben, aber vielleicht sollte sie das jetzt einfach lassen.
    Sie hatte es nicht verdient, gesund zu werden. Denn Layla war ihretwegen gestorben.
    „Wer ist denn jetzt im Buchladen, wenn ihr beide zusammen Mittag essen geht?“, fragte Evie, als Maura McKnight-Parker und ihre Tochter Sage sich zu ihnen setzten.
    Fast hatte sie damit gerechnet, dass Maura ablehnen würde, sich mit an den Tisch zu setzen, vor allem, nachdem sie Taryn entdeckt hatte. Aber nach kurzem Zögern hatte sich Maura gefasst und die Einladung angenommen. Evie wusste, wie schwer es für sie sein musste. Für Genevieve war der Anblick des Mädchens vielleicht unangenehm gewesen, aber für Maura musste er die himmelschreiende Erinnerung an alles sein, was sie verloren hatte.
    Man konnte ihren Schmerz direkt greifen, und Evie hätte am liebsten Mauras Hand gedrückt und ihr zugeflüstert, wie gut sie ihre Trauer verstehen konnte. Doch bisher hatte sie ihren Freundinnen noch keinen Ton über Cassie erzählt. Bei ihrer Ankunft in Hope’s Crossing war der Schmerz zu frisch gewesen, um darüber zu sprechen. Katherine wusste Bescheid, und das reichte zunächst. Und dann später war einfach nie der richtige Augenblick gekommen. Sie hätte ja schlecht mitten in einem Gespräch sagen können: Ach, und übrigens, ich habe eine behinderte Tochter adoptiert und sie zwei Jahre lang geliebt, und dann ist sie gestorben. Tut mir leid, dass ich das nie zuvor erwähnt habe.
    Doch warum hatte sie dann Brodie davon erzählt? Die Antwort auf diese Frage wusste sie selbst nicht so genau.
    „Ruth ist im Laden“, beantwortete Sage schließlich Evies Frage, als Maura schwieg. Mauras ältere Tochter lächelte, sie sah ein wenig feenhaft aus mit ihrem lockigen braunen Haar und den großen grünen Augen unter langen Wimpern. „Sie ist in diesem Sommer zum Glück immer wieder eingesprungen.“
    „Wer hätte das gedacht?“, murmelte Katherine. „Wie gut, dass Ruth die Arbeit im Buchladen so viel Freude macht.“
    Ruth Tatum war Claires Mutter, eine schwierige Frau, die sich bis vor ein paar Monaten den lieben langen Tag beklagt und die Fehler immer bei den anderen gesucht hatte. Das hatte sich geändert, seit sie sich unerwartet angeboten hatte, Maura in der Buchhandlung zu helfen – und dort nun regelrecht aufblühte.
    Diese verschneite Aprilnacht hat viele Leben auf ganz unerwartete Weise verändert, dachte

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