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Nur die Nacht war Zeuge (Mord Azur) (German Edition)

Nur die Nacht war Zeuge (Mord Azur) (German Edition)

Titel: Nur die Nacht war Zeuge (Mord Azur) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lawrenz
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zusammen, aber er ist dann nach Amerika gegangen. Der Markt für Filmmusik ist dort interessanter und weit besser bezahlt.“
    „Und warum bist du nicht mitgegangen?“
    „Als Klotz am Bein“, sagte Anne-Sophie und lachte. „Ich kann nur in französisch schreiben. Mein Englisch ist gut, aber nicht gut genug.“ Nachdenklich goss sie heiße Milch in ihre Kaffee-Schale.
    „Hast du ihn in Amerika nicht wenigstens besucht?“
    „Er hat mich nicht eingeladen. Man muss eingeladen sein, findest du nicht?“
    „Und das war die große Liebe, deine große Liebe?“
    Anne-Sophie nickte. „Doch, es war die große Liebe, ich habe mich nie wieder mit jemandem so gut verstanden. Besser gesagt, nie wieder hat ein Mann mich so zum Lachen gebracht.“
    „Am Anfang unserer Beziehung haben Jessica und ich auch viel gelacht. Aber es wurde weniger und weniger. Jetzt schreien wir uns nur noch an“, sagte Ted und schaute in seine Kaffeetasse.
    „Das Ende einer Liebe erkennt man daran, dass man sich so wenig wie möglich sehen will, dass man sich so oft wie möglich aus dem Weg geht“, Ted seufzte. Das ewige Nörgeln von Jessica hatte ihn zermürbt. Immer war sie unzufrieden gewesen. Immer wollte sie etwas unternehmen, wenn er erschöpft von der Arbeit nachhause kam. Sollte er noch einmal heiraten, würde er nur eine berufstätige, voll berufstätige Frau nehmen, die abends auch todmüde war. Nachdenklich betrachtete er Anne-Sophie. Sie war ein toller Typ, aber mehr konnte er noch nicht über sie sagen, er war über das Scheitern seiner Ehe noch viel zu durcheinander.
    „A penny for your thoughts, ein Pfennig für deine Gedanken“, sagte Anne-Sophie und schaute Ted fragend an.
    „Entschuldige“, sagte Ted in seiner höflichen Art. „Du hattest recht, wir sind beide oder vielleicht bin nur ich es, der noch zu sehr mit seiner Vergangenheit belastet ist. Heute Abend will mich Harry Miller noch treffen. Wozu habe ich keine Ahnung.“
    „Bei Harry Miller muss man aufpassen“, sagte Anne-Sophie.
    Sie gab Ted zum Abschied einen langen, innigen Kuss, wagte aber  nicht zu fragen, ob er schon eine eigene Wohnung hatte oder noch mit seiner Frau zusammenlebte.
     
     
     
    14.
     
    Jessica Ambers saß zusammengerollt auf der Couch. Ted war am Freitag nicht aus Nizza zurückgekommen, er verbrachte sein Wochenende an der Côte d’Azur.
    Die Tränen stiegen in ihre Augen. Sie hatten über Scheidung gesprochen, aber musste er sich deswegen gleich ins Vergnügen stürzen. Er war ihr schon bei seiner letzten Reise nach Nizza verändert vorgekommen. Er war besser gelaunt, dennoch wich er Gesprächen aus. Wenn er diesmal zurückkam würde sie klare Linien ziehen. Entweder sie versuchten es noch einmal oder er musste das Haus verlassen. Er konnte nicht verlangen, dass sie auszog, schließlich sollte Ben in seiner Umgebung bleiben, wenigstens zunächst.
    Sie hatte Kopfschmerzen, seit Monaten litt sie unter Kopfschmerzen, ihr Mutter hatte gesagt, das käme davon,  dass sie keine Entscheidung träfe. Zu ihrer Mutter würde sie mit dem Kleinen nicht ziehen. Sie konnte die Ratschläge ihrer Mutter nicht ertragen. Ihre Mutter hatte sich scheiden lassen und dann hart gearbeitet. Sie hatte aber, von einigen Liebschaften abgesehen, nie wieder einen Mann gefunden, einen Mann mit dem man zusammenlebt. Es geht auch ohne Mann, hatte sie gerne als Erklärung gegeben und ausführlichst die Dramen, die sich in den Ehen ihrer verheirateten Freundinnen abspielten geschildert. „Was diese Frauen für ihr Ausharren zahlen, das würde ich nicht in Kauf nehmen“, war ihr Reden.
     
    Die Tränen stiegen wieder in ihre Augen, würde sie demnächst wie ihre Mutter allein mit ihrem Kind leben, würde sie eine Alleinerziehende werden, wie man Frauen in dieser Situation  bezeichnete. Würde sie unweigerlich wieder ins Berufsleben einsteigen müssen. Sie hatte wie Ted in der Werbung gearbeitet, als Texterin. Es war im Prinzip ein schöner Beruf, sich etwas auszudenken machte Spaß, aber sie war zu dünnhäutig für den Beruf. Martin, der Kreativdirektor, hatte den Neuen immer beigebracht, Ihr müsst sehr sensibel sein, denn nur sensible Mensch können wirklich kreativ sein, gleichzeitig aber müsst ihr ein dickes Fell entwickeln, um die Kritik zu ertragen, die alle glauben, äußern zu müssen. Ihr müsst ertragen, dass der Kunde, der König ist und Eure Arbeit ablehnt, oft kann er das nicht begründen, schlicht und einfach, weil er einen anderen Geschmack hat,

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