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Nur die Nacht war Zeuge (Mord Azur) (German Edition)

Nur die Nacht war Zeuge (Mord Azur) (German Edition)

Titel: Nur die Nacht war Zeuge (Mord Azur) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lawrenz
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begrüßte den frühen Besucher in erstaunlich fließendem Englisch. Er führte den Gast, der  ihm als amerikanischer Agent  angekündigt worden war, in den Raum, in dem der Leichnam aufgebahrt war. Vorsichtig nahm er das Tuch vom Leichnam, als ob er dem Toten noch wehtun könnte.
    Ken Bernstein blickte auf einen kleinen Mann mit schmalem Körperbau, kein Gramm Fett. Sein hypersensibles Naturell war auch noch im Tod zu erkennen.
    Ken Bernstein starrte stumm auf den Toten. Seine Gedanken arbeiteten fieberhaft. Woher kannte er den Mann. Plötzlich wusste er es. Sein Freund Rick, der Karikaturist, hatte ein Männchen kreiert und malte es mit Vorliebe auf Servietten, Bierdeckel oder was immer Bemalbares er in einem Restaurant fand. Dieses Männchen steckte in einer Eierschale, die kleine, flinke Füße trugen. Aus der Schale lugte nur der Kopf, ein spärlich bewachsener Kopf, jedes Haar einzeln aufgestellt. „Pillhuhn“ hatte Rick das Männchen genannt, das er einmal in einer Kneipe in Deutschland entdeckt hatte. Jetzt war das Pillhuhn tot. Ken Bernstein schüttelte verwirt den Kopf.
    „Eine halbe Portion, wer hat sich da die Mühe gemacht?“ sagte er leise und näselte stärker als gewohnt.
    „Einem dynamischen Manager gleicht er wenig“, war auch die Meinung des Pathologen, er rieb sich das Kinn. „Hier unten haben alle ihre Energie verloren, egal in welchem Körper. Ein bisschen Elektrizität, das ist der ganze Unterschied.“
    „Ist er ertrunken oder ist er ertrunken worden?“
    Der junge Pathologe lachte über die eigenwillige Formulierung.
    „Höchstwahrscheinlich hat man ihn ertrinken lassen, denn er hatte ein Schlafmittel verabreicht bekommen oder selber genommen, ein sehr starkes Schlafmittel, es können auch k.o.Tropfen gewesen sein. Man hat aber keine Reste davon in dem Glas Whisky gefunden, das auf dem Tischchen am Pool stand“, sagte der Pathologe. „Nehmen wir an, es war Mord“, fuhr er fort, „Monsieur Drachmann trinkt nach und nach das Schlafmittel und wird immer schläfriger. Sein Stuhl steht nahe am Pool, der Mörder kippt den halb Bewusstlosen einfach ins Becken. Ein Platsch, Monsieur Drachmann ist zu schwach, um sich zu retten, er geht unter. Er schluckt mehr und mehr Wasser, das führt zu Sauerstoffmangel, schließlich zur Bewusstlosigkeit. Bei den jetzigen Wassertemperaturen hätte er lange überleben können, da ihn aber keiner aus dem Wasser holte, ertrinkt er.“
    „Können Sie schon Angaben über die Todeszeit machen?“
    „Die Nachbarin gab an, dass sie nach zehn ein Plumpsen vernommen hat, sie weiß genau, dass es nach zehn war, denn sie hat extra auf die Uhr geschaut, um sich am Tag darauf bei der Verwaltung zu beschweren, nach zehn ist das Schwimmen im Pool nicht mehr erlaubt, geschweige denn das Springen in denselben“, sagte der Mediziner.
    Er ist also kurz nach zehn gestorben notierte Ken Bernstein auf seinen kleinen Block, den er immer in der Innenseite seines Jacketts trug, dann machte er sich auf nach Sophia Antipolis um der Agentur seinen Antrittsbesuch abzustatten. Harry Miller, Paul Katz und Anne-Sophie Marrais wären an Ort und Stelle hatte man ihm mitgeteilt.
     
     
     
    22.
     
    Der Taxifahrer schimpfte über die schlechten Auszeichnungen der Straßen in Sophia Antipolis. „Die neueste Technik verkaufen sie hier, aber in diesem Gestrüpp findet man sich schlecht zurecht. Da versagt sogar meine GPS.“
    „Hat hier jede Firma ein eigenes Gebäude“, fragte Ken Bernstein den Taxifahrer und blickte auf die ein- oder zweistöckigen Häuser, die sich mitten im Wald befanden.
    „Hier gibt es angeblich über 1000 Firmen, da werden schon mehrere in einem Gebäude sein“, erwiderte der Taxifahrer, gab dann aber zu, dass er hier noch nie gewesen war.
     
    Der Empfang der VMC Smith, Henderson bildete den Mittelpunkt der Agentur. Sie war nicht, wie so manche Werbeagentur in Paris, beeindruckend gestaltet, sondern einfach und sachlich, mit weißen Wänden und grauem Steinfußboden. Der rechte Gang führte zu den Zimmern der Kreativen, der linke zu den Beratern und ihren Sekretärinnen bzw. Assistenten.
     
    Am Empfang saß, völlig unüblich, keine Empfangsdame, sondern ein junger Mann, der sich ein wenig wie eine junge Dame benahm. Er war überaus freundlich, stellte sich als Jean-Stephane vor und bedauerte, dass Mr. Miller, Mr.Katz und noch ein Gentleman sich in einer Konferenz befanden, in der sie auf keinen Fall gestört werden wollten.
    „Ich bin aber

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