Nur die Nacht war Zeuge (Mord Azur) (German Edition)
Honig waren auf dem Weg zum Tatort, dem Haus von Piet Drachmann in der Domaine des Jardins de Mandelieu. Heute, hatte man ihnen gesagt, wären die Nachbarn wieder anwesend und bereit, mit den amerikanischen Detektiven zu sprechen.
Irina Honig überlegte, wie der Mörder wohl angereist war. War er im eigenen Auto gekommen, war er zusammen mit Piet Drachmann gekommen oder hatte er wie sie ein Taxi genommen.
Monsieur Burgaud öffnete dem Taxi das Tor und wies auf ein zweites Tor hin, das 500 Meter weiter ebenfalls von ihm geöffnet werden würde. Monsieur Burgaud war, wie so viele Menschen hier über siebzig, braungebrannt und mit einer von der Sonne gegerbten Haut. Er bat Irina Honig und Ken Bernstein auf seine Terrasse, sie bot einen herrlichen Blick auf die Bucht von Cannes und die Iles de Lerins. Mandelieu ist preiswerter als Cannes, dachte Irina Honig, doch eine Villa mit diesen Vorzügen, diesem Blick und eigenem Pool hatte sicherlich ihren Preis, zwischen 600 und 800.000 Euro schätzte sie. Piet Drachmann verdiente, so weit sie das abschätzen konnte, erst seit ein zwei Jahren gutes Geld, wie hatte er seine Villa finanziert?
„Meine Frau hat einen Arzttermin“, erklärte Monsieur Burgaud die Abwesenheit seiner Frau, „aber ich kann Ihnen sicherlich auch weiterhelfen.“
„Sie waren am Tag der Ermordung nicht hier“, warf Irina Honig ein.
„Meine Frau hat mich über alles informiert“, erwiderte Monsieur Burgaud. „Sie hat nicht erkannt, wer bei Piet Drachmann zu Besuch war“, sagte er und führte die Detektive bis ans Ende des Grundstücks, um ihnen zu zeigen, dass man auf Piet Drachmanns Terrasse keinen Einblick hatte.
„Nur Besucher, die den Pool benutzen, kann man sehen. Aber den hat der Gast von Piet Drachmann nicht benutzt.“
„Nach zehn, hat Ihre Frau ein Plumpsen gehört, hat sie der Polizei gesagt. Da ist sie nicht auf den Balkon gegangen, um zu sehen, was passiert ist.“
„Nein, sie lag schon im Bett und die Rollläden waren heruntergelassen“, erklärte Monsieur Burgaud. „Man muss auch im ersten Stock die Rollläden nachts herunterlassen, hat man uns geraten. Leute die ihr Fenster im ersten Stock während der Nacht nicht schließen, bekommen schon mal ab und an ungebetene Besucher. Einem befreundeten Ehepaar von uns in Villefranche hat man in der Nacht, während sie schliefen, eine teure Uhr und den abgelegten Schmuck vom Nachtisch geklaut. Die Diebe waren angeblich so leise, dass sie nicht aufgewacht sind.“
Ken Bernstein schüttelte den Kopf über so viel Dreistigkeit.
„In welchem Jahr hat Piet Drachmann sein Haus gekauft, im gleichen Jahr wie Sie?“ fragte er.
„Wir haben 2005 gekauft“, sagte Monsieur Burgaud, „Drachmann hat, so viel ich weiß, ein Jahr später, also 2006, gekauft.“
„Die Häuser kosteten damals 800.000 hat man mich informiert“, sagte Irina Honig.“
„Nein, sagte Monsieur Burgaud, „700.000, wir haben 2005 700.000 bezahlt. Vielleicht waren sie ein Jahr später schon wieder im Preis gestiegen.“
Irina Honig überlegte, 2006 war Drachmann noch in New York, hatte er bereits gewusst, dass er beruflich hierher ziehen würde?
„Herr Drachmann war 2006 noch fest angestellt in New York, so weit uns bekannt ist“, sagte Irina Honig, „wie oft kam er hierher?“
„Gar nicht so selten, für jemand, der in New York lebte. Ich glaube einmal im Monat und zwei Wochen im August. Bei seinen Aufenthalten im August haben wir ihn kennengelernt und mal
zu uns eingeladen.“ Monsieur Burgaud schüttelte seinen Kopf in Erinnerung. „Er war ein uninteressanter Mensch, wie all diese Männer, die nur ihre Firma im Kopf haben und sich für nichts anderes interessieren. Er hat uns nicht zurück eingeladen und so kam es zu keiner weiteren Begegnung. Guten Tag und guten Weg, das war’s. Mehr kann ich Ihnen nicht über den Verstorbenen sagen.“
„Er hat Ihnen nicht erzählt, warum er hier gekauft hat, anders gefragt, wusste er 2006 schon, dass er mal hier wohnen und arbeiten würde?“
Monsieur Burgaud überlegte, aber er konnte die Frage nicht beantworten. „Viele kaufen hier, weil sie später einmal hierher ziehen wollen, wenn sie nicht mehr arbeiten. Wer es sich leisten kann, hat zwei Wohnsitze. Wir auch, wir wollen unsere Freunde in Paris nicht gänzlich verlieren.“
Ken Bernstein ging an den Gartenzaun, den die Grundstücke trennten. „Steigen Sie ruhig drüber, ich habe nichts gesehen“, ermunterte Monsieur Burgaud den Detektiv.
Ken
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