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Nur die Nacht war Zeuge (Mord Azur) (German Edition)

Nur die Nacht war Zeuge (Mord Azur) (German Edition)

Titel: Nur die Nacht war Zeuge (Mord Azur) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lawrenz
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Böses, man bleibt nicht wachsam.“
    „Er gab Ihnen den Eindruck, Ihr Freund zu sein?“
    „Ja“, sagte Anne-Sophie knapp, „es war ein großer Fehler von mir gewesen, ihm zu vertrauen. Nicht, dass ich die Harry Millers dieser Welt nicht durchschaue“, sagte sie dann wieder mit erhobenem Haupt, „sie denken nicht in Ländern oder Städten, sie denken in Kontinenten. Ein Problem hier in Sophia Antipolis ist so lästig wie eine Fliege. Harry Miller hat Aufgaben in Asien, erobert den australischen Markt, erschließt den osteuropäischen Raum. Sophia Antipolis ist ein Punkt in Europa und dieser Punkt soll ihm so wenig Ärger machen wie möglich. Mr. Miller hat seine Leute, die funktionieren müssen. Er lebt einzig und allein davon, die richtigen Menschen einzukaufen. Die große Frage ist, wie hat er dem CEO, Mr. Kaybody, die  VMC verkauft? Als Notlösung, weil Di- Star hier unten mehr brauchte als das kleine Abwicklungsbüro, das von Drachmann geleitet wurde. Wenn ja, haben sie uns benutzt und schieben uns nach getaner Arbeit wieder ab. Hat er hingegen Julien Villepin als Rausschmeißer und Ersatz für Piet Drachmann gesucht, hat er einen schwerwiegenden Fehler begangen, weil Julien zu schwach war, sich durchzusetzen, weil Julien nur ein Jahr ausgehalten hat und verschwand. Da er Julien weder die alleinige Geschäftsführung übertrug, noch nach seinem Auszuscheiden, ihn nicht behalten hat, verfestigt sich meine Theorie der Notlösung. Mich mussten sie als Zankhahn darstellen, die Frau, die  allen das Leben schwer machte. Mr. Miller hat uns benutzt, eventuell sogar, um seinen Kopf zu retten.“
    Mr. Miller ist sie 20 Jahren bei Smith, Henderson, wie kann sein Kopf da noch wackeln?“
    Sie vergessen, Mr. Miller war zwanzig Jahre bei Smith“, korrigierte Anne-Sophie Marrais den Detektiv. „Smith, Henderson gibt es erst seit ein, zwei Jahren und Mr. Kaybody ist ein Henderson-Mann.“
    „Sie vermuten, Mr. Kaybody ist Mr. Miller nicht wohlgesonnen?“
    „Das weiß ich nicht, aber es könnte sein. Ein neuer Chef bedeutet immer eine neue Beurteilung, das brauche ich Ihnen ja wohl nicht zu verraten. Mr. Kaybody als ehemaliger Henderson-Mann bevorzugt die Henderson-Leute, weil er sie kennt und ihnen vertraut. Mr. Calvin, um ein Beispiel zu nennen, war ein Smith-Mann, er musste seinen Hut nehmen, angeblich, weil er der brillanten Idee von Paul Katz nicht so richtig gefolgt ist. Anders gesagt, er kannte die Sorgen der Europa-Agenturen seit Jahren, ihre Freuden, ihren Stolz über die eigenen Prozente. Er wusste, was der Verlust der eigenen erwirtschafteten Prozente für sie bedeutete. Er hatte Mitleid mit ihnen. Paul Katz kannte die Agentur-Manager nicht, er hatte kein Mitleid, weil man mit fremden Menschen kein Mitleid hat.“
    Ken Bernstein kannte all die Machenschaften großer Unternehmen, ihre Killermethoden nur zu gut. Auch hier wurde guter Cop, schlechter Cop gespielt und nicht zu knapp.
    „Sie glauben ernsthaft, dass Mr. Miller das Schicksal von Mr. Calvin ereilen wird?“
    „Möglich, sehr gut möglich“, Anne-Sophie nickte energisch mit dem Kopf.
    „Und in welchem Zusammenhang könnte das mit dem Mord an Piet Drachmann stehen?“
    „Das weiß ich nicht. Nur eins ist mir klar, die ganze Sache hat etwas mit Harry Miller zu tun. Er war der Fadenzieher.“
    Ken Bernstein  atmete tief ein und noch geräuschvoller wieder aus. „Sie sind alle Fadenzieher, diese hochdotierten Tiere“, sagte er und zuckte mit den Schultern. „Sie meinen Harry Miller ist in die Sache verwickelt, ich jedoch meine, es hat irgendetwas mit der Di-Star zu tun.“
    „Warum nicht mit beiden?“ fragte sich Anne-Sophie und blickte nachdenklich zum Fenster hinaus. Die Sonne ging unter. Jeden anderen Abend genoss sie das Schauspiel.
    „Wann wurde der Vertrag mit der Di-Star unterschrieben?“
    „Das weiß ich nicht. Bis zum 17. Juni auf jeden Fall nicht. Und danach hat mich niemand mehr informiert.“
    „Menschen nicht mehr zu informieren, gehört zu den wichtigsten Waffen, Menschen zu mobben“, sagte Ken Bernstein und nickte mit dem Kopf. „Sie hatten aber doch eine Zeitlang die alleinige Geschäftsführung inne.“
    „Das war eine Farce“, sagte Anne-Sophie knapp. “Sie brauchten einen Namen für die Kunden, mehr nicht.“
    Ken Bernstein erwartete keine weitere Erklärung.
    „Und warum hat man diesem Pierre Chagrin gekündigt?“
    „Das kann ich Ihnen auch nicht beantworten, Drachmann wich meinen Fragen diesbezüglich aus,

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