Nur dieser eine Sommer
ihre Finger im Spiel, wenn du jetzt deine Finanzen selbst regelst?“
„Sie hat’s mir empfohlen“, gab Lovie ehrlich zu, um Cara dann, als sie die Entrüstung in seinem Blick bemerkte, zu verteidigen. „Diese Art von Selbstständigkeit hält sie für etwas ganz Normales! Du übersiehst eben, dass sie sich erfolgreich in einer Männerdomäne behauptet hat! Ich begreife nicht, was daran so bedrohlich sein soll. Aber um dich aufzuklären: Sie hat es zwar vorgeschlagen, die Sache dann aber nicht mehr erwähnt. Das brauchte sie nämlich nicht. In den vergangenen Wochen hat sie mir vorgelebt, wie man offensiv mit seinen Ängsten umgeht. Konfrontationen bin ich früher am liebsten ausgewichen; das weißt du. Stets habe ich zu allem, was die Männer in meinem Leben entschieden haben, Ja und Amen gesagt. Wahrscheinlich war das in meiner Generation einfach so üblich. Also, niemand steckt irgendwo dahinter. Wenn überhaupt, dann hast du dir alles selbst zuzuschreiben.“ „Weil ich dir zum Verkauf riet? Weil ich dich bat, wieder bei mir einzuziehen, damit ich mich um dich kümmern kann? Ist die Vorstellung denn so furchtbar?“
„Offen gestanden, ja. Ich habe dir wieder und wieder mitgeteilt, dass ich nicht mehr in der Stadt wohnen möchte. Hier bin ich glücklich, hier in meinem Strandhäuschen. Ich brauche jetzt Ruhe und Abgeschiedenheit. Du aber willst mich dazu bewegen, das zu tun, was
du
für richtig hältst und was für dich die einfachste Lösung ist, ohne Rücksicht auf meine Bedürfnisse und Wünsche. Das hier …“, sie beschrieb mit dem Arm einen Kreis und wies auf die Veranda und den Garten, „… hat Cara veranlasst, und zwar auf ihre Kosten und völlig ohne Hintergedanken. Einzig aus dem Grunde, um mir eine Freude zu machen, um mich ein bisschen aufzuheitern.“
„Da spielen garantiert noch andere Motive eine Rolle“, stellte er verächtlich fest.
Lovie wurde wütend. „Es reicht, Palmer! Primrose Cottage gehört mir! Ich habe ansonsten alles aufgegeben, was mir lieb und teuer war, und zwar mehr, als du dir vorstellen kannst. Nur ein einziges Mal im Leben habe ich wahres Glück erfahren, und aus dieser Zeit blieb mir nur das kleine Cottage. Schon dein Vater hat versucht, es mir wegzunehmen, aber ich habe darum gekämpft! Er wusste nämlich, warum ich so daran hing! Deshalb hat er mich so kaltherzig behandelt. Doch das bestärkte mich erst recht in dem Entschluss, mich nicht von ihm kleinkriegen zu lassen. Alles habe ich ihm gegeben: mein Haus, mein Geld, und auch, wie ich jetzt erkenne, meine Selbstachtung. Doch meine Erinnerungen und mein Herz, die konnte er mir nicht nehmen, und dieses Strandhaus auch nicht. Und da kommst du und verlangst, ich solle es dir einfach übereignen? Ja, glaubst du denn, ich würde kampflos aufgeben? Mein Junge, ich bin schon mit ganz anderen Gegnern fertig geworden!“
Palmer wirkte wie vor den Kopf geschlagen, und als er endlich die Sprache wiederfand, irrte sein Blick wild suchend umher. „Kannst du mir verraten, was hier eigentlich vorgeht? So habe ich dich ja noch nie erlebt! Kein Wort hast du bisher gegen Daddy gesagt! Warum hätte er dir alles wegnehmen sollen? Menschenskind, du warst doch seine Frau! Ihr wart doch vierzig Jahre verheiratet!“
„Ich habe jedes einzelne Jahr gezählt!“
„Dann teil mir endlich mit, was das alles soll!“
„Es hat dich nicht zu interessieren, Palmer!“
Zunächst schien er gekränkt, doch dann fasste er sich wieder. „Aha, da haben wir’s also! Ich soll nichts erfahren. Nur Cara, die weiß Bescheid, jede Wette! Offensichtlich läuft seit Caras Heimkehr plötzlich einiges anders.“
Wie wahr, dachte Lovie. Seine Beobachtung stimmte, wenn auch aus völlig anderen Gründen, als er sich einbildete. „Palmer, du musst deine Träume von der Bebauung dieser Grundstücke beerdigen! Ich habe auch Ashton Etheridge aufgesucht und alles notariell beurkunden lassen. Die Sache ist erledigt – nach meinem Tod erbt Cara Primrose Cottage. So problematisch unser Verhältnis in der Vergangenheit auch war, sie ist meine Tochter, und man kann es nur recht und billig nennen, wenn ich ihr dies Haus mit Grundstück hinterlasse.“
In Palmers Augen trat ein seltsames Leuchten.
„Ich vermute, du hast jetzt den Eindruck, dass all das, was du über die Jahre für mich getan hast, nichts mehr zählt“, fuhr Lovie fort. „Aber du täuschst dich. Ich verhehle nicht, dass du hart arbeitest und gut für deine Familie sorgst. Andererseits,
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