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Nur dieser eine Sommer

Nur dieser eine Sommer

Titel: Nur dieser eine Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Alice Monroe
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Blick über die Dünen und das Meer schweifen. Während der Nachmittag in den frühen Abend überging, betete sie um die Kraft, das, was sie sich vorgenommen hatte, in die Tat umzusetzen.
    Und so traf Palmer seine Mutter auf der Veranda an. „Hallo, Mama!“ rief er in seiner typischen lauten Art.
    Sie zuckte zusammen. Sie war so in Gedanken versunken gewesen, dass sie ihn nicht hatte kommen hören. Als sie sich umdrehte und sah, wie Palmers Augen beim Anblick der Mutter freudig aufleuchteten, machte ihr Herz einen Sprung. So hatte er sich immer verhalten. Sie wusste, er wäre für sie durchs Feuer gegangen, und es war umso bedauerlicher, dass er so oft seinen Jähzorn nicht unter Kontrolle halten konnte. Als er sich zu ihr hinunterbeugte und ihr einen Kuss auf die Wange gab, bemerkte sie seine starke Whiskeyfahne. Das verhieß nichts Gutes.
    „Nun schau sich einer bloß mal das Haus an!“ Er reckte den Hals, um die neue Veranda mit Pergola auch richtig begutachten zu können. „Ich traute meinen Augen kaum, als ich ankam! Sieht genauso aus, wie ich sie in Erinnerung habe, die Veranda! Da drüben in der Ecke haben Cara und ich stundenlang Monopoly gespielt!“ Lovie wusste, dass er an jene unbeschwerten Tage zurückdachte, als sich sorglose Stunden wie Perlen an einer Schnur aneinander gereiht hatten. „Unglaublich, was ihr da geleistet habt! Ich komme aus dem Staunen nicht heraus! Wie habt ihr das denn so schnell geschafft? Julia kann ja nicht mal ’nen Glaser auftreiben!“
    „Wir mussten zwar mächtig schuften, doch es hat einen Riesenspaß gemacht!“
    „Egal, wer das Ding hier gebaut hat“, sagte er und rüttelte prüfend an einem der Pergolapfosten, „erstklassige Arbeit! Hält ewig! Das schmeißt höchstens ein Wirbelsturm um.“ Er zwinkerte seiner Mutter zu.
    „Kennst du Brett Beauchamps noch? Dem haben wir das zu verdanken.“
    „Ach nee! Dem ollen Schlawiner? Den hab ich ewig nicht getroffen! Der hat das hier gebaut? Nicht zu fassen! Normalerweise riss er doch vor allem Sachen
ab
, wenn ich mich recht entsinne! Was treibt er denn heute so, wenn er nicht gerade an ’ner Veranda bastelt?“
    „Tja, um nicht lange drumherum zu reden: Er ist mit deiner Schwester liiert.“
    „Wie war das?“
    „Er und Cara sind sich näher gekommen.“ Sie zog bedeutungsvoll die Augenbrauen hoch. „Offenbar hat’s gefunkt.“
    „Gegensätze ziehen sich an, heißt es doch. Wie lange geht das denn schon?“
    „Ein paar Wochen erst. Aber ich mache mir Hoffnungen. Er ist keine schlechte Partie.“
    Da war Palmer weniger optimistisch. „Nie und nimmer. Cara ist ’ne unverbesserliche Jungfer. Außerdem gibt’s kein weibliches Wesen, das diesen alten Riesenfisch an Land ziehen könnte. Die Damen werfen schon seit Schulzeiten vergebens die Netze aus, das kann ich dir flüstern!“
    Lovie passte es nicht, dass er seine Schwester „eine unverbesserliche Jungfer“ genannt hatte. Die Bezeichnung hätte glatt von Stratton stammen können. „Abwarten“, erwiderte sie knapp.
    Palmer schaute in die Ferne. Sein Blick blieb an den Grundstücken haften. Die Hände in die Hüften gestemmt, stand er da und lächelte zweideutig. „Mein lieber Mann, da habt ihr den Laden aber prima in Schuss gebracht! Neuer Anstrich, neue Fensterläden, und den Garten habt ihr auch neu bepflanzt. Kommt mir ganz so vor, als trügest du dich mit Verkaufsabsichten!“
    „Keineswegs, mein Junge, im Gegenteil“, widersprach Lovie. „Das haben wir ausschließlich unseretwegen gemacht!“
    Er runzelte die Stirn, ließ sich bedächtig in einen Schaukelstuhl sinken, umfasste die Armlehne und wiegte sich ein paar Mal vor und zurück, wobei er seine Mutter fixierte.
    „Ich dachte, Mama, wir wären uns einig“, meinte er schließlich. In seiner Stimme schwang ein Unterton mit, als sei er die Sache allmählich leid. Für Lovies Geschmack klang es ziemlich herablassend.
    „Das habe ich auch geglaubt.“ Lovie erhob sich mühsam und schickte sich an, ihren Schaukelstuhl zur anderen Seite der Veranda zu schieben, aber Palmer sprang auf, nahm ihr den Stuhl ab und stellte ihn direkt vor seinen eigenen. Nachdem beide wieder saßen, schaukelten sie eine Weile wortlos vor sich hin, wohl wissend, dass sie beide nur Zeit zu gewinnen versuchten.
    Lovie ergriff schließlich als Erste das Wort. „Da wir unter uns sind, ist es wohl das Beste, wenn wir zwei die Sache ein allerletztes Mal bereden.“
    „Wenn’s sein muss“, antwortete er verstimmt. „Ich

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