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Nur dieser eine Sommer

Nur dieser eine Sommer

Titel: Nur dieser eine Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Alice Monroe
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Palmer, kommt es im Leben auf mehr an, als lediglich materielle Besitztümer anzuhäufen. Sie sind bedeutungslos und machen einen nicht glücklich. Denk doch an deinen Vater, mein lieber Junge. Willst du deinen Kindern einmal ähnlich im Gedächtnis bleiben wie er dir?“
    Sie wurde von einem langen, heftigen Hustenanfall geschüttelt, gegen den sie machtlos war. Von Entsetzen gepackt, die Finger um die Armlehne des Schaukelstuhls geklammert, schaute Palmer hilflos zu. Als der Anfall endlich abflaute, wischte Lovie sich mit einem Tuch über die Lippen, das sie ständig bei sich trug. Dann schnappte sie nach Luft und richtete sich auf.
    „Mama, ich …“
    „Es geht schon“, flüsterte sie, während ihr Puls sich allmählich beruhigte. Noch einmal holte sie tief und zitternd Luft. „Vergeude nicht deine Zeit mit der Sorge um eine alte Frau. Deine Kinder spielen dort hinten am Strand. Geh und kümmere dich um sie! Sie brauchen dich! Sie sind deine wahren Schätze!“
    „Ich muss jetzt erst einmal etwas trinken – etwas möglichst Starkes.“
    Er erhob sich aus dem Schaukelstuhl, um sich einen Drink einzuschenken, besann sich dann eines Besseren, machte auf dem Absatz kehrt und stapfte auf und ab, offenbar so aufgebracht, dass Lovie am liebsten aufgestanden wäre und ihm eigenhändig den Drink geholt hätte, nur um die Wogen zu glätten. Doch sie merkte, dass ihr Sohn noch lange nicht fertig mit ihr war, und wappnete sich daher gegen eine erneute Kanonade von Vorwürfen.
    „Also, eins muss man dir lassen, Mama. Da hast du eine mordsmäßige Party auf die Beine gestellt. Von Feuerwerk verstehst du offenbar etwas!“ Er stieß einen schrillen Pfiff aus, der sie regelrecht zusammenfahren ließ. „Und was steht als Nächstes an? Setzen wir uns jetzt alle zu Tisch wie ’ne große, glückliche Familie?“
    Sie wollte etwas erwidern, wurde aber vom kehligen Bariton eines Besuchers an der Haustür unterbrochen. Es war Bretts Stimme. Sie erkannte es gleich.
    „Ich komme!“ rief sie gezwungen fröhlich, brachte ihren Sohn mit einem warnenden Blick zum Schweigen und stemmte sich hoch, um zur Tür zu eilen.
    „Alles Gute zum Unabhängigkeitstag, Miss Lovie“, sagte Brett, dessen Arme unter dem Gewicht eines gewaltigen Topfs gekochter Krabben schon langsam lang zu werden schienen.
    „Sie bringen auch noch etwas zu essen mit? Meine Güte, Brett, wir haben ja schon so viel, dass sich die Tische biegen! Wenn sie uns bloß nicht zusammenbrechen! Hoffentlich haben Sie auch ordentlich Hunger!“
    „Seien Sie unbesorgt! Ich war den ganzen Morgen mit dem Boot unterwegs und habe mir den Mund fusselig geredet. Also werde ich ihn heute Abend ausschließlich zum Essen benutzen.“ Er stellte die Krabben auf der Arbeitsplatte in der Küche ab und entdeckte dann Palmer. Sein sonnengebräuntes, wettergegerbtes Gesicht verzog sich zu einem Grinsen, das noch breiter ausfiel als sonst. „Mensch, Palmer!“ grüßte er, ehrlich erfreut über die Begegnung, und streckte die Hand aus.
    Zu Lovies Erleichterung ließ sich Palmer zu einem freundschaftlichen Begrüßungslächeln herab und schüttelte Brett die dargebotene Hand. Wenn es erforderlich war, konnte er sehr überzeugend auf umgänglich schalten. Lovie betrachtete die beiden Männer, die sich nach langer Zeit wieder trafen. Brett mit seinem windzerzausten Haar war der größere von beiden. Er hatte zwar zur Party noch geduscht und sich umgezogen, war jedoch ansonsten im üblichen Insel-Outfit erschienen: Khaki-Shorts und ein kurzärmeliges Hemd, das er offen über dem T-Shirt trug. Palmer bildete den eher konservativen Kontrast dazu: adrett gestutzte Frisur, teures Polohemd zu gebügelten langen Hosen. Lovie entging nicht, wie Palmer den Neuankömmling mit besonders scharfem Blick musterte, da er ja nun wusste, wie die Sache um seine Schwester und Brett stand. Nach kurzem Geplauder schaute Brett fragend zu Lovie hinüber.
    „Es ist ja so still hier! Wo sind denn alle hin?“
    „Unten am Strand. Ich habe Palmer eben vorgeschlagen, doch auch hinzugehen. Die Kinder amüsieren sich wie Bolle! Nun macht schon, ihr zwei!“
    „Bedauere, aber ich kann nicht“, lehnte Palmer höflich ab. „Ich muss mich noch bei verschiedenen Partys sehen lassen, bevor heute Feierabend ist. Aber geh du ruhig, Brett! Vielleicht stoße ich später dazu.“ Er drehte sich um und gab seiner Mutter einen flüchtigen Kuss auf die Wange.
    Bitter enttäuscht schloss Lovie die Augen. Als sie sie wieder

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