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Nur dieser eine Sommer

Nur dieser eine Sommer

Titel: Nur dieser eine Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Alice Monroe
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zu.
    Darryl guckte sie zunächst verdattert an, als traue er seinen Ohren nicht, lachte dann aber und schüttelte den Kopf. „ Schwangere sollen zuweilen ein bisschen austicken, habe ich gehört. Offenbar stimmt’s.“
    Sie atmete erleichtert auf und sog mit eingezogenem Kopf an ihrem Trinkhalm.
    „Also, ich weiß nicht recht“, fuhr Darryl fort. „Die Jungs werden langsam kribbelig. Die möchten los, lieber heute als morgen!“
    „Sollen sie doch“, murmelte sie.
    „Geht nicht. Wir fahren alle zusammen mit Hals Lieferwagen. Ist aber sowieso egal. Hal muss sowieso erst was mit seiner Alten regeln.“
    „Kriegt Amber ein Kind?“
    Darryl glotzte sie an, als wäre sie übergeschnappt. „Quatsch!“ fauchte er böse. „So dämlich ist die nicht!“
    Toy verspürte einen scharfen Stich und massierte sich den Bauch.
    „Mann, bin ich froh, wenn dieser ganze Baby-Zirkus endlich vorbei ist!“ Darryl rutschte auf seiner Sitzbank herum, streckte die Arme über die gesamte Breite der Rücklehne aus und fragte dann, wobei sich seine Augen zu Schlitzen verengten: „Was ist denn nun schon wieder?“
    Toy zuckte erschreckt zusammen. „Gar nichts!“
    Er stieß einen Seufzer aus, der eher wie ein Ächzen klang. „Ach, verdammt, tut mir Leid! War nicht nett von mir. Das kommt, weil du mir so fehlst! Weil ich nicht bei dir sein kann …“ Er schaute sie an. „Ein Mann lebt nicht von Pommes allein …“
    Sie lächelte ein wenig verschämt und trat ihm spielerisch unter dem Tisch gegen das Schienbein. „Ich vermisse dich doch auch! Der Arzt meint, wir können, na ja, wir können etwa eine Woche nach der Geburt wieder zusammen sein …“
    „Willst du wissen, was mich echt nervt? Dass ich dich nachts irgendwo draußen in der Pampa bei irgend ’nem Haus absetzen muss. Hab schon überlegt … vielleicht solltest du wieder bei mir einziehen.“
    „Das geht doch nicht!“ brach es aus ihr heraus. „Das wäre doch unanständig, Miss Lovie jetzt im Stich zu lassen! Und es dauert doch nur noch einen reichlichen Monat, bis das Baby da ist! Außerdem kannst du mich in diesem Zustand sowieso nicht leiden. Hast du oft genug angedeutet! Ich werde nur noch dicker und reizbarer; das hältst du doch nicht aus!“
    Seine Mundwinkel verzogen sich hämisch. „Da hast du ausnahmsweise mal Recht!“
    „Nur noch ein paar Wochen! Dann sind wir wieder zusammen! Du, ich und …“ Sie brach ab und hielt den Atem an.
    Es war Darryl am Gesicht abzulesen, dass ihm nicht entgangen war, was sie hatte sagen wollen. Er nahm die Arme von der Rücklehne und beugte sich über den schmalen Tisch. „Du und ich! Basta“, zischte er warnend. „So war’s immer, und so wird’s immer sein! Nur wir zwei!“
    In Toys Brust regte sich etwas. Sie hätte am liebsten laut aufgeschrien, unterdrückte diesen Impuls jedoch, indem sie rasch und heftig an ihrem Trinkhalm sog.
    Cara und ihre Mutter saßen derweil auf der Veranda des Strandhauses, hielten sich stumm bei den Händen und betrachteten einen außergewöhnlich schönen Sonnenuntergang. Cara nippte an ihrem Weißwein, während sich Lovie, eine Tasse Tee in der Hand, sanft in ihrem Schaukelstuhl wiegte.
    Der Gesang der Vögel erstarb; langsam verschwand die Sonne am Horizont, ein Anblick, der Cara melancholisch stimmte. Eigentlich sonderbar, hier so gemütlich und in stiller Zufriedenheit mit der Mutter zu sitzen! Und doch schön!
    Sie warf ihrer Mutter einen Blick zu. Die hohen Wangenknochen, scharf umrissen im Halbdunkel des Dämmerlichts, ließen Lovies Gesicht ernst und erhaben wirken. Was ihr wohl gerade durch den Kopf ging? Welche Gedanken mochten eine Frau, die nun vor dem Sonnenuntergang ihres Lebens stand, beschäftigen? Auch ich, dachte Cara, werde eines Tages dem Tod ins Angesicht sehen müssen. Wie werde ich mit der Situation umgehen? Sie war sich so unsicher, dass sie fröstelte.
    „Ist dir kalt?“ erkundigte sich Lovie.
    „Nein“, erwiderte Cara leise.
    „Die Luft ist ein wenig kühl.“
    „Das bildest du dir sicher nur ein, Mama. Ich zerfließe förmlich in dieser Schwüle. Die Insekten am Strand waren eine echte Plage.“
    Lovie seufzte. „Hoffentlich gibt es mich noch, wenn die Schmetterlinge kommen!“
    Außer einem gemurmelten „Hmm“ brachte Cara kein Wort hervor, und so wiegten sie sich weiter stumm in ihren Schaukelstühlen, während vom Meer das Rauschen der Brandung zu ihnen herüberdrang.
    „Woran denkst du?“ fragte Cara nach einer Weile.
    „Ich? An nichts

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