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Nur dieser eine Sommer

Nur dieser eine Sommer

Titel: Nur dieser eine Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Alice Monroe
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schlicht an Erschöpfung verendet sind.“
    „Also, da darf man wohl mit Fug und Recht sauer sein“, sagte Cara und zerklatschte eine Mücke.
    „Na schön, dann marschiere ich ein allerletztes Mal rüber und bitte die Leute dort, ihre Außenleuchten auszumachen!“ Flo erhob sich ächzend. „Es soll uns schließlich keiner mangelnde Aufgeschlossenheit vorwerfen. Du bleibst hier, Mutter! Wirf für mich ein Auge aufs Nest! Ich bin sofort zurück!“
    „Ich rühre mich nicht vom Fleck“, erwiderte Miranda.
    Cara stellte amüsiert fest, über wie viel Zähigkeit die alte Dame verfügte. Dies war immerhin das vierte Nest in „ihrem“ Strandabschnitt, aus dem die Jungen flüchteten. Nicht ein einziges Mal hatte sie das Ereignis verpasst.
    „Heute Nacht sind die Sterne aber besonders hell, Tante Cara!“ Linnea schmiegte sich an Caras Schulter. „Da werden die Baby-Schildkröten bestimmt den Weg finden, ganz gleich, was geschieht. Meinst du nicht auch?“
    Cara lächelte auf das zarte, erwartungsvolle Gesicht herunter. Da Linnea inzwischen bereits mehrmals zu Besuch gekommen war, hatte sich eine enge Bindung zwischen Cara und ihrer Nichte entwickelt. Cooper hingegen fand es zu langweilig, still mit einem Damenzirkel bei einem Sandnest zu hocken, weshalb er es vorzog, daheim zu bleiben. Linnea aber machte es Spaß, mit der Tante bei den Schildkröteneiern zu wachen. Außerdem waren sie einkaufen gefahren, hatten sich gemeinsam die Nägel lackiert, Plätzchen gebacken oder sich einfach nur abends zu Lovie aufs Sofa gekuschelt und in ihren Lieblingsbüchern geschmökert. Dass es so erfüllend sein könnte, ein Kind in den Armen zu halten, hatte Cara nicht geahnt, und sie hätte nie im Leben gedacht, dass sie ein kleines Mädchen einmal so gern haben würde.
    „Glaubst du, sie kommen heute Nacht raus?“
    Die Kleine stellte die Frage bereits zum x-ten Mal, und Cara lachte leise in sich hinein. „Vielleicht, vielleicht auch nicht. Wir müssen halt abwarten“, antwortete sie und fuhr dem Mädchen durch das seidige Haar.
    Linnea rutschte ein Stückchen von ihr weg, kroch dicht ans Nest heran und beugte das Gesicht darüber. „Kommt raus, ihr Kleinen“, flüsterte sie. „Alles ist für euch bereit. Bitte kommt raus.“ Dann drehte sie den Kopf und fragte: „Um welche Zeit krabbeln sie denn wohl raus?“
    „Keine Ahnung. Vielleicht heute Nacht oder morgen Nacht.“
    „Ach, die werden schon kommen“, verkündete die Kleine dann und hockte sich wieder zu ihrer Tante. „Woher weißt du so viel über Schildkröten?“
    „Deine Oma Lovie hat mir ’ne Menge beigebracht. Die meisten von uns haben ihre Kenntnisse von ihr!“
    Mit dem Zeigefinger zeichnete Linnea Schleifen in den Sand und machte ein ernstes Gesicht. „Muss Oma Lovie sterben?“
    Cara war sprachlos. Wie sollte sie darauf reagieren? Hilfe suchend blickte sie sich um, aber scheinbar wollte niemand über dieses Tabuthema sprechen. Cara betrachtete das gespannte Gesicht ihrer Nichte, winkte das Mädchen näher heran und legte ihm den Arm um die Schultern.
    „Ja“, erwiderte sie wahrheitsgemäß. „Deine Großmutter wird bald nicht mehr unter uns sein.“
    „Lag ich also doch richtig. Ich habe nämlich mitangehört, wie Mama und Daddy drüber redeten. Daddy meint aber, es stimme nicht. Bist du denn ganz sicher?“
    „Es tut mir Leid, Mäuschen, aber es ist die Wahrheit.“
    Linnea überlegte einen Moment. „Warum behauptet Daddy dann, sie stirbt nicht?“
    Ja, warum? Das hätte Cara auch gern gewusst. Sie seufzte. „Manchen Menschen fällt es schwer, den Gedanken zu akzeptieren.“
    „Ach so.“ Und nach kurzer Pause fragte Linnea: „Und weshalb stirbt sie?“
    „Sie hat Krebs.“
    „Tu das weh?“
    „Zuweilen. Aber nicht allzu sehr.“ Noch nicht, dachte sie fröstelnd.
    „Wann stirbt sie denn wohl?“
    „Das kann man nicht genau sagen. Das ist wie mit dem Schildkrötennest. Es passiert, wenn’s passieren soll.“
    „Ach so!“
    „Mäuschen, hat deine Mama denn noch nie mit dir darüber gesprochen?“
    „Nein.“
    „Aha.“ Also wich Julia offensichtlich dem Thema aus. Cara wollte ihre Kompetenzen wahrlich nicht überschreiten, doch es lag auf der Hand, dass Linnea Antworten auf ihre Fragen erwartete. „Weißt du denn, was Sterben bedeutet?“
    „Aber natürlich!“ Linnea wirkte ein wenig pikiert. „Das heißt, dass Oma in den Himmel kommt.“
    Die Kinder besuchten wöchentlich den Gottesdienst. Vermutlich besaß die Kleine eine

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