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Nur dieser eine Sommer

Nur dieser eine Sommer

Titel: Nur dieser eine Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Alice Monroe
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spielte die Rolle der Jane mit großem Vergnügen, besonders in dem Moment, als sie einen angefaulten Hühnerkopf so an einem Bindfaden in den Bachlauf senkte, wie es Brett ihr gezeigt hatte. Nach mehrmaligem Heben und Senken gelang es ihr tatsächlich, einige tropfnasse Krabben zu fangen, die sich hartnäckig mit den Scheren an den Köder klammerten. Caras Fischkünste reichten zwar nicht ganz an die ästhetische Perfektion von Bretts Netzwürfen heran, aber es war dennoch ein befriedigendes Gefühl, eigenhändig zum Gelingen des Festmahls beigetragen zu haben.
    Im Schein der allmählich sinkenden Sonne durchkämmten die beiden den Strand auf der Suche nach Brennholz für ein Lagerfeuer. Als das Feuer dann loderte, kochten sie die Krabben und tranken dazu gekühlten Wein aus der Kühlbox. Und als das Mahl beendet war und der Vollmond endlich seinen Platz zwischen den Sternen eingenommen hatte, da ergriff Brett Caras Hand und half ihr galant auf.
    „Was wird denn das jetzt?“ fragte sie.
    „Wir tanzen.“
    „Das ist nicht dein Ernst! Ich tanze miserabel“, wehrte sie ab. „Ich habe zwei linke Füße!“
    „Nun komm schon!“
    „Brett, ich hab seit der Highschool nicht mehr Shag getanzt!“
    „Tanzen ist wie Radfahren. Das verlernt man auch nicht.“
    „Okay, ich geb’s zu – ich habe es nie richtig gekonnt.“
    „Dann bringe ich es dir bei.“
    Er bückte sich zu dem mitgebrachten Kassettenrekorder hinunter, ein vernehmliches Klicken ertönte, und schon erklang der vertraute Sound von Beach Music, unvergessliche Songs und Evergreens wie „My Girl“ oder „Sweet Carolina Girls“.
    „Während der Schulzeit haben wir nie miteinander getanzt“, stellte er fest. „Das wollte ich heute Abend nachholen.“
    Sie lachte hell auf. „Das ist ja, als wäre ich wieder sechzehn!“
    „Gut, dass wir uns nicht näher kannten, als du sechzehn warst. Damals hättest du mich womöglich nicht ausstehen können!“
    „Das glaubst du doch selbst nicht“, neckte sie.
    Er hob die Hand und schob ihr eine Strähne aus der Stirn. „Das war wirklich ernst gemeint. Ich bin heilfroh, dass wir uns erst jetzt näher kommen, Caretta.“
    Er blickte ihr lange in die Augen. Von vorübergehender Panik ergriffen, befürchtete sie, er könne ihre alberne Fassade durchschauen und erkennen, dass sie sich in seiner Gegenwart ungewöhnlich hilflos und unsicher fühlte, als wäre sie tatsächlich wieder auf der Schule und habe ein Rendezvous mit diesem unglaublichen Mann, von dem sie ihr ganzes Leben geträumt, den sie immer gesucht hatte – allerdings an den falschen Stellen.
    Wieder ergriff er ihre Hand und führte sie durch die schwierigen Schrittfolgen des Shag.
    „Jetzt drehen! Anders herum! So ist’s richtig“, wies er sie an. „Na, wer sagt’s denn? Und ob du tanzen kannst!“
    Sie kicherte zwar albern, bekam aber allmählich ein Gefühl für den Tanz. Bei Beach Music, einer alten Kombination aus Rhythm and Blues, Big-Band-Jazz und Pop, wiegte man sich fast von ganz allein in den Hüften, und die Füße bewegten sich wie von selbst. Fasziniert von dem erdigen Beat und dem Lob von Brett, verlor Cara schnell ihre Unsicherheit und überließ sich der Musik. Lachend und tanzend sprachen sie über Tanzpartys ihrer Schulzeit, auf denen sie allerdings nie gemeinsam gewesen waren. Abwechselnd nannten sie die Namen von damals beliebten Pop-Gruppen, von alten Freunden, von den Diskotheken, die damals angesagt gewesen waren. Während sie alte Zeiten wieder aufleben ließen, erfuhren sie etwas vom Leben des anderen, das bisher unterschiedlich und doch ähnlich zugleich verlaufen war.
    Und als er schließlich aufhörte zu tanzen und ihr einen Blick voller Verlangen und Sehnsucht zuwarf, da brauchte er nicht lange zu fragen. Er musste nur vorausgehen zu dem sich in der Brise leicht bauschenden weißen Zelt, das sich auf der Dünenkrone an die Kiefernstämme schmiegte.
    Die Jungschildkröten orientieren sich stets am hellsten Lichtschein. In der Natur ist dies das weiße Licht des Mondes oder der Sterne über dem Ozean. Künstliche Beleuchtung kann die Jungtiere verwirren und in die Irre leiten, zum Beispiel in dichtes Strandgras oder auf belebte Straßen. Das bedeutet für die Kleinen den sicheren Tod.

18. KAPITEL
    „I sst du die noch?“
    Toy schaute auf die vor ihr stehende Schale Pommes Frites mit Ketchup. Das Baby nahm mittlerweile so viel Platz im Bauch ein, dass Toys Magen wie ein Pfannkuchen zusammengequetscht wurde. Dabei

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