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Nur dieser eine Sommer

Nur dieser eine Sommer

Titel: Nur dieser eine Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Alice Monroe
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fragte Toy, die sich, weil ihr Bauch mittlerweile so stark angeschwollen war, wenig elegant in den Sand plumpsen ließ.
    Cara freute sich, sie endlich wieder bei einem der Gelege zu sehen, schließlich hatte Toy die letzten Male nicht mitbekommen, wie die Jungen das Nest verließen. Cara hatte schon befürchtet, die junge Frau könnte die Lust daran verloren haben, was angesichts der bevorstehenden Geburt nicht verwunderlich gewesen wäre.
    „Nur eine leichte Vertiefung im Sand. Aber schon seit ’ner ganzen Weile keine Veränderung.“
    Linnea kroch noch einmal an das Gelege heran. „Kannst du nicht noch mal nachgucken? Bitte?“
    Cara tat der Kleinen den Gefallen und richtete den roten Schein der Lampe auf das Nest. Plötzlich hielt sie den Atem an. Die kleine konkave Delle hatte sich tatsächlich vergrößert. Alles drängte sich nun um die Brutgrube, um einen Blick zu erhaschen, und tatsächlich, vor ihren Augen passierte es!
    Linnea krampfte die Hände wie zum Gebet zusammen. „Los, los, los!“ forderte sie fieberhaft.
    „Na, die kommen ja tatsächlich noch diese Nacht“, stellte Emmi fest.
    „Da kannst du Gift drauf nehmen“, bestätigte Miranda.
    „Klasse“, quietschte Linnea, die es vor Aufregung kaum noch aushielt.
    Die hellen Lichter weiter oben am Strand, die den Turtle Ladies vorher noch Kummer bereitet hatten, erloschen plötzlich.
    „Hut ab, Flo“, flüsterte Emmi. „Genau im richtigen Moment.“
    „Wie viele sind denn wohl da drin?“ erkundigte sich Linnea. „Was meinst du?“
    „Dieses Gelege wurde ja von uns umgebettet, also kennen wir die Anzahl genau. Einhundertsechs Eier waren drin!“
    „Wieso bleibt denn die Schildkrötenmutter nicht beim Nest?“ fragte das Mädchen.
    „Weil die das schon seit Jahrmillionen so machen.“
    „Das ist aber traurig“, seufzte Linnea. „Die Kleinen so sich selbst zu überlassen.“
    Toy rutschte näher heran. „Es ist wirklich traurig, wenn man’s recht bedenkt. Nicht nur für die Jungen, sondern auch für die Mutter. Sie muss sie schließlich verlassen und sieht sie nie wieder.“
    „Ehrlich gesagt, ich bezweifle, dass sie sich darüber groß den Kopf zerbricht“, meinte Emmi. „Die folgt einfach dem uralten Ruf der Natur.“
    Toy war damit nicht einverstanden. „Hat doch mit Natur nichts zu tun, wenn eine Mutter ihre Kinder im Stich lässt!“
    „Doch, das ist ein völlig natürlicher Reflex“, erklärte Brett in seiner gelassenen Art. „Die Natur kennt zwei Arten von Fortpflanzungsverhalten. Es gibt Tiere, die betreiben maximalen Fortpflanzungsaufwand. In dieser Gruppe wird viel Zeit und Mühe auf eine nur kleine Zahl von Nachwuchs verwandt. Elefanten oder Delfine gehören dazu. Dann existieren noch die Tiere mit minimalem Reproduktionsaufwand. Die produzieren eine große Menge an Nachwuchs und überlassen ihn dann sich selbst. Das wird als Vorbeugeüberhang bezeichnet. Der Zweck liegt darin, dass dieser zahlenmäßig große Nachwuchs für natürliche Feinde ein Überangebot darstellt, sie also gar nicht alle fressen können. Auf diese Weise überlebt die Art. In dieser Gruppe finden wir zum Beispiel die Fische, Frösche oder eben die Schildkröten. In der Biologie zählt nicht das Individuum, sondern nur die Spezies.“
    Cara boxte ihm spaßhaft gegen den Arm. „Den kann man nirgendwohin mitnehmen!“
    „Wieso? Ich beantworte lediglich Fragen“, entgegnete er.
    Alle lachten.
    „Und wozu rechnet man die Menschen?“ erkundigte sich Toy. „Was ist mit denen?“
    „Die Menschen gehören zu beiden Kategorien“, erläuterte er. „Sie haben die Qual der Wahl.“
    Toy nagte an ihrer Lippe und kratzte mit den Fingern im Sand herum. „Ich fände es besser, wenn die Mutter bei ihren Jungen bleiben würde. Sie nicht auch?“
    Cara, der das Drängende in Toys Stimme aufgefallen war, guckte erst das Mädchen und dann Brett an.
    „Nee, eigentlich nicht“, gab er unbewegt zurück. „Diese Vorgehensweise hat den Schildkröten das Überleben ermöglicht, und deshalb gibt es sie schon sehr, sehr lange.“
    Toy hörte mit dem Kratzen auf und strich den Sand glatt.
    „Einer uralten Sage zufolge“, dozierte Emmi, „ruht die Welt auf dem Rückenpanzer einer alten Schildkröte, und diese uralte Schildkrötenmama passt auf alle Eier auf, nachdem die anderen Schildkrötenmütter sich davongemacht haben. Ein schöner Gedanke!“
    „Irgendwie kommt es mir so vor, als würde das Schildkrötenweibchen die Eier auch den menschlichen

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