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Nur dieser eine Sommer

Nur dieser eine Sommer

Titel: Nur dieser eine Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Alice Monroe
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Schildkrötenmuttis anvertrauen“, meinte Toy. „Wahrscheinlich spürt sie, dass man sich nach ihrem Verschwinden gut um ihre Jungen kümmert.“
    Trotz der Schwüle überlief Cara ein Frösteln. Sie hatte Angst um Toy, den nun ahnte sie plötzlich, was dieser jungen Frau durch den Kopf spukte.
    Die Schildkrötensaison neigte sich allmählich dem Ende zu. Morgens konnte Cara länger schlafen, da keine Meldungen über Schildkrötenspuren mehr eingingen. Insgesamt vierzig Gelegegruben gab es auf der Isle of Palms und auf Sullivan’s Island.
    So ruhig die Vormittage geworden waren, so hektisch wurden nun die Nächte. Cara und mit ihr die restlichen Aktivistinnen hielten ab sofort fast Nacht für Nacht Nestwache oder führten kleinere Touristengruppen zu den verschiedenen, nun bald schlupfreifen Brutgruben. Trotz aller Überwachung gelang es einigen besonders trickreichen Jungtieren, unbemerkt aus dem Nest zu flüchten. Meist krochen sie zu einem Zeitpunkt, an dem die Wächterinnen bereits übermüdet den Heimweg angetreten hatten, aus dem Nest und strebten dem Meer zu. Winzige Spuren, die zum Wasser führten, verrieten dann ihren nächtlichen Aufbruch.
    Für Cara war es der Sommer, den sie sich immer erträumt hatte. Sie liebte den Gesang der Vögel, wenn sie morgens aufstand, und die Arbeiten am Strand. Sie freute sich darauf, allein am Meer entlangzuwandern und nach Spuren Ausschau zu halten. Sie war mit sich selbst im Reinen wie noch niemals zuvor. Was ihr außerdem sehr gefiel, war die Kameradschaft, die unter den Aktivistinnen herrschte. Sie saß gerne im kühlen Sand und unterhielt sich über Gott und die Welt mit ihnen. Möglich, dass die Schildkröten der Gruppe Halt und Ziel vorgaben – man musste Regeln folgen und Probleme lösen –, doch ihre eigentliche Stärke lag im Zusammenhalt, in Zuneigung und gegenseitigem Vertrauen, das immer stärker wurde. Wenn sie im Mondlicht um ein Nest herumhockten, dann fühlte Cara sich als Teil eines eng verbundenen Kreises von Freundinnen.
    Am allermeisten bedeuteten ihr die wenigen kostbaren Augenblicke mit Brett, der ihr in den vergangenen Monaten so etwas wie Spontaneität beigebracht hatte. Wann immer ihnen danach war, sprangen sie beispielsweise einfach händchenhaltend in die Wellen, oder sie lachten, bis ihnen die Tränen kamen. Sie warfen den Kopf in den Nacken und schmetterten lauthals irgendein bekanntes Lied. Und bisweilen, bei Strandspaziergängen, wenn Bretts Augen im Mondschein glänzten, dann nahm er Cara einfach bei der Hand und führte sie weitab in die Dünen zu einem hinter Strandhafer verborgenen Platz, und unter dem weiten, offenen Himmel deckte er sie mit seinem Körper zu.
    War er nicht bei ihr, dann dachte sie an ihn. Beim Telefonieren kritzelte sie geistesabwesend seinen Namen dutzendfach auf den Block. Das T-Shirt, das er ihr einmal am Strand geborgt hatte, gab sie ihm nicht zurück, sondern sie schlief nachts darin, nur um ihn riechen zu können und von ihm zu träumen. Love-Songs, die im Radio gespielt wurden, waren ihrer Meinung nach eigens für sie komponiert worden. All diese für sie neuen Gefühle überwältigten Cara.
    „Du hast dich verliebt“, sagte Emmi ihr eines Nachts auf den Kopf zu, als sie gemeinsam am Strand Nestwache hielten.
    „Ach was! Das ist lediglich der Sommerflirt, den ich als junges Ding nie erlebt habe. Nicht Liebe, sondern Liebelei!“
    „Diese verliebte Art von Liebelei, die gibt’s nicht. Ich muss es schließlich wissen. Ich habe meinen Sommerflirt geheiratet.“
    „Das zählt nicht! Dein Sommerflirt entwickelte sich zu einer regelrechten Ganzjahresbeziehung. Ein Sommerflirt, das kann man schon aus der Bezeichnung schließen, muss mit dem Ende des Sommers enden.“
    „Ach, du kennst also sogar die Definition?“
    „Aber sicher! So heißt es doch in irgendeinem Song. Wenn die Herbstwinde wehen oder so. Du hast das Lied bestimmt schon einmal gehört!“
    „Na schön, gehen wir alles mal einzeln durch und entscheiden dann, was es ist.“ Emmis streckte die Beine aus und zählte die Punkte auf: „Die Kulisse für eine Sommerromanze war schon mal passend, das lässt sich nicht bestreiten. Da hätten wir also zuallererst den Mond …“
    „Und zwar nicht irgendeinen, sondern den Mond von Carolina. Und der schien über einem Gewässer. Wir dürfen kein Detail vergessen.“
    „Einverstanden. Dann gab es noch Sonnenuntergänge und ein Boot.“ Emmi hakte mit dem Finger in der Luft Nummer zwei und drei der

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