Nur dieser eine Sommer
nicht glauben“, sagte sie und machte es sich zunächst auf der Matratze bequem, um die Spannung ein wenig zu erhöhen.
Lovies Augen funkelten vor Neugier.
„Er hat mir angeboten, wieder einzusteigen. In meinen alten Job. Inklusive Beförderung! Erinnerst du dich? Die Sache mit der Fastfood-Kette, an der ich vor der Entlassung dran war? Ich hab’s dir doch erzählt! Nun, sie haben den Auftrag bekommen und wollen mich als Projektleiterin zurück! Außerdem soll ich mit in die Geschäftsleitung einsteigen!“ Erst jetzt konnte sie ihr Glück fassen und strahlte.
„Mensch, super!“ rief Toy.
Cara schaute sie an und nickte. „Ich habe auch hart daran gearbeitet, um den Auftrag an Land zu ziehen! O Mama, das ist ’ne Riesensache für mich!“
Lovie wirkte überrascht. „Soll das heißen, der junge Mann ist den ganzen weiten Weg hergekommen, nur um dir ein Stellenangebot zu unterbreiten?“
„Ja, natürlich! Was hast du denn gedacht?“ fragte Cara verblüfft.
„Na, ich hatte angenommen, er wolle dir einen Heiratsantrag machen!“
„Heiratsantrag?“
„Wieso guckst du mich so an? Das ist doch normalerweise der Grund, wenn ein Mann so unangemeldet und stürmisch hereinplatzt! Zumindest war’s in meiner Generation so!“ Sie wiegte den Kopf. „In deiner Generation allerdings … da weiß man nie. Alles ist so anders. Ich hatte den Eindruck, du wärst von ihm ganz angetan. Bist du nicht bereits ein paar Jahre mit ihm liiert?“
„Schon“, erwiderte Cara zögernd. „Unsere Beziehung lief auch eine Zeit lang ziemlich gut. Aber eine Mrs. Selby werde ich nicht, verlass dich drauf!“
„Woher willst du das wissen?“
„Weil wir vom Leben unterschiedliche Dinge erwarten.“
„Und wie wär’s mit Mrs. Brett Beauchamps?“ schlug Toy vor.
Diesmal blieb Cara vollkommen gelassen. „Ich habe tatsächlich den ein oder anderen Gedanken daran verschwendet“, gestand sie zur allgemeinen Überraschung, „doch in dem Augenblick, als Richard mir die Beförderung anbot, da war mir klar, was ich wollte. Da habe ich zugegriffen.“
Lovie zog eine Grimasse. „Brett ist so ein feiner Kerl! Und ihr zwei versteht euch so prima. Bist du sicher, dass du wirklich weißt, was du möchtest?“
„So gut wie jeder andere, schätze ich.“
„Aber so ganz allein zu leben, Cara! Das fällt einer Frau doch schwer! Jede Frau braucht einen Mann, der sie liebt und für sie sorgt. Du wirst schließlich nicht jünger!“ Sie schnalzte mit der Zunge und schüttelte bekümmert den Kopf. „Wenn du doch nur einen guten Ehemann fändest!“
Caras euphorische Hochstimmung verflog im Nu. Ein nur zu vertrautes, beklemmendes Gefühl schnürte ihr die Kehle zu, und sie wäre fast wieder in alte Verhaltensmuster zurückgefallen und hätte sich schweigend abgewandt. Doch so wollte sie nicht mehr reagieren. Sie atmete tief ein und schaute ihre Mutter lange und eindringlich an.
„Mama, du begreifst es wirklich nicht, was?“
„Was verstehe ich nicht?“
„Wie es heute um Frauen wie mich oder wie Toy bestellt ist.“ Sie warf dem Mädchen einen verschwörerischen Blick zu. „Du hast ein privilegiertes Leben geführt. Für uns gilt das nicht. Für uns bezahlt niemand einfach so die Krankenversicherung oder kommt für unsere Miete auf. Wir müssen selbst für uns sorgen. Weißt du, zuweilen scheint es mir so, als habest du vergessen, dass ich mir meinen Lebensunterhalt die meiste Zeit selbst verdient habe.“
„Was willst du damit sagen?“
Cara fixierte sie scharf. „Daddy und du, ihr habt mir nicht das Studium finanziert und mich auch nicht bei der Einrichtung meines ersten Hausstandes unterstützt. Nicht einen Dollar hattet ihr nach meinem Weggang für mich oder für meine Ausbildung übrig. Und ich war erst achtzehn! Wie Toy jetzt“, fügte sie mit Nachdruck hinzu. „Es hat Jahre gegeben, und gar nicht mal so wenige, da stand ich mit einem Bein auf der Straße. Ich habe sehr, sehr hart arbeiten müssen, um dorthin zu gelangen, wo ich jetzt bin. Es dauert lange, bis einem eine solche Position angeboten wird wie jetzt mir.“ Sie holte hörbar und tief Luft. „Das ist ein großer Augenblick in meinem Leben.“
Lovie guckte sie aus großen, verständnislosen Augen an.
„Und da wünscht du dir nichts anderes, als dass ich einen guten Mann finde?“
Cara stand auf, ging zum Fenster und schaute hinaus. Wie immer rollten die Wogen im nimmermüden, monotonen Rhythmus heran. Sie drehte sich um und schlang die Arme fest um
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