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Nur dieser eine Sommer

Nur dieser eine Sommer

Titel: Nur dieser eine Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Alice Monroe
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läuft nichts mehr! Das dürfte ihm heute Abend auch klar geworden sein.“
    Er betrachtete sie mit seinen glänzenden blassblauen Augen, doch sie konnte nicht sagen, was er wohl dachte. Zu Caras Überraschung stapfte er in die Garage zurück und erschien gleich darauf erneut mit einem Helm, diesmal jedoch mit einem kleineren, weißen Modell.
    „Setz den auf“, befahl er und hielt ihr den Sturzhelm hin.
    Unschlüssig trat sie von einem Bein aufs andere, kam aber dann seiner Aufforderung nach, während er seinen schwarzen Helm überstülpte, sich auf die Maschine schwang und die Hände fest um die Lenkergriffe legte. Er trug lange Jeans und schwere Stiefel.
    „Nun mach schon!“
    Gespannt darauf, wohin die Fahrt wohl gehen mochte, nahm sie auf dem gebogenen Sattel Platz und rutschte etwas nach vorn, bis ihre Oberschenkel die von Brett berührten. Die Arme um seine Taille geschlungen, verschränkte sie fest die Finger und stemmte die Füße auf die Fußrasten.
    „Festhalten!“
    „Wo geht’s denn hin?“
    „Ich will dir was zeigen.“
    „Alles klar!“
    Sie spürte, wie er kurz den Arm bewegte, und aufbrüllend erwachte die mächtige Maschine zum Leben. Cara hielt sich krampfhaft fest, ihr Herz tat einen Sprung, und sie kam nicht einmal dazu, Brett zu beichten, dass dies ihre erste Fahrt auf einem Motorrad war – das Moped zählte ja nicht. Die Angst verwandelte sich in Nervenkitzel, als Cara sich an Bretts Rücken schmiegte, und dann schoss die Harley los, dass der Kies nur so spritzte. Sie fuhr unter dumpfem Dröhnen aus der Einfahrt hinaus und röhrte den Boulevard hinunter. Im verglühenden Licht der Sonne, die sich rot auf die dunkelviolett schimmernden Marschen senkte, überquerten sie die Verbindungsbrücke. Verzückt kauerte Cara hinter Brett und staunte. Um die ganze Welt war sie gereist, doch nirgendwo versank die Sonne mit solcher Pracht hinter dem Horizont wie hier in South Carolina.
    Es war ein herrlicher Abend, wie gemacht für eine Tour mit dem Motorrad. Der Mond stand schon am Himmel. Cara war, als rausche sie wie auf einem Pfeil durch den seidig warmen Wind. Sie klammerte sich, als ginge es um ihr Leben, an Brett fest, leidenschaftlicher als je bei einer Umarmung zuvor. Unter ihnen vibrierte die Maschine; der Motor dröhnte in ihren Ohren; die Luft roch nach Leder und feuchter Erde, nach grünem Gras und Meer. Cara verspürte dieselbe innige Verbindung mit der Landschaft wie damals im offenen Motorboot auf dem Intracoastal Waterway.
    Die Brücke führte hinüber nach James Island, wo die Straße allmählich breiter wurde und sich wie eine Allee unter riesigen, über und über bemoosten Eichen am Wasser entlangschlängelte. In der Zwischenzeit war es dunkel geworden, und Mondlicht sickerte durch das Laubwerk. In völligem Gleichklang der Bewegung legten Cara und Brett sich in die Kurven, richteten sich, wie von unsichtbarer Hand gezogen, wieder auf, um dann die nächste anzuschneiden. Nach etwa einer Stunde Fahrtzeit erreichten sie ihr Ziel. Brett bremste ab und hielt schließlich an.
    „Da wären wir“, sagte er und stellte den Motor ab.
    Sie ließ Bretts Taille los, setzte den Helm ab und schüttelte ihr Haar. Noch immer hallte das Dröhnen der Maschine in ihren Ohren, und ihre Schenkel fühlten sich ganz taub von den Vibrationen des Motorrads an. Doch nachdem sie von der Harley heruntergeklettert war und einige Minuten aufrecht gestanden hatte, normalisierte sich ihre Wahrnehmung wieder, und sie konnte das Zirpen der Insekten und das Quaken der Frösche hören. Brett nahm den Motorradhelm ab, hängte ihn an den Lenker und ging ein paar Meter am Straßenrand entlang zu einem kleinen, neben der Fahrbahn errichteten weißen Kreuz. Dort blieb er stehen, zog eine zerdrückte gelbe Rose aus der Tasche seiner Lederjacke und legte sie vor das Kreuz. Cara hielt sich im Hintergrund. Sie spürte, Brett brauchte jetzt Zeit für sich allein.
    Geraume Zeit verweilte er dort. Es wurde merklich kühler. Autos sausten vorbei. Das Licht ihrer Scheinwerfer huschte über Bretts Gesicht. Schließlich wandte er sich zu Cara um und winkte sie zu sich.
    Der Kies am Straßenrand knirschte unter ihren Schritten; dann lief sie über weicheren Boden, blieb am Fuß des Kreuzes stehen, ganz dicht neben Brett, und spürte, wie er ihr den Arm um die Taille legte und sie an sich presste.
    „Sie hieß Ashley Carter“, sagte er. „Wir lernten uns als Erstsemester am College kennen, bei einem Einführungsseminar in den

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