Nur dieser eine Sommer
brach ihr das Herz.
Und ich breche seins! Wie soll ich das bloß vermeiden?
Aufgelöst fuhr sie sich mit den Fingern durch die nassen Strähnen, raufte sich regelrecht das Haar.
„Ich habe dir doch erzählt, dass Richard mir ein Angebot gemacht hat. Erinnerst du dich? Ich war etwas überrascht darüber, dass du gar nicht wissen wolltest, was für ein Job das ist.“
Ihre Stimme hatte einen völlig anderen Klang angenommen, und er antwortete dementsprechend kühl: „Es hat mich nicht interessiert.“
„Na, sonst verfügst du doch immer über ein so feines Gespür“, meinte sie behutsam. „Dass du nicht gefragt hast, hat mich schon ein wenig gekränkt!“
Er richtete sich auf und hockte reglos wie ein Fels neben ihr.
„Also schön, dann frage ich jetzt. Was hat er dir angeboten?“
„Eine dicke Beförderung. Und der fetteste Köder ist: Ich kriege sie für den Auftrag, an dem ich so hart gearbeitet habe.
Mein
neuer Großkunde! Den habe
ich
akquiriert – und der Kunde will mich!“
„Ich
will dich!“
Sie schaute ihn enttäuscht an. „Ich habe schon zugesagt.“
Er wandte den Blick ab. „Glückwunsch!“
Er war zwar der Einzige, der ihr überhaupt zur Beförderung gratulierte, aber besonders herzlich klang es nicht.
„Warum quälen wir uns eigentlich die ganze Zeit so herum?“ entgegnete sie. „Es ist doch nicht so, dass damit zwischen uns Schluss wäre! Wir können genauso weitermachen. Dass wir nicht heiraten, heißt doch nicht, dass wir uns nicht mehr treffen!“
Es erschreckte sie, dass er so vehement den Kopf schüttelte. „Nein“, stellte er richtig, „dazu bin ich mir zu schade. Mit so etwas gebe ich mich nicht zufrieden.“
„Was hat denn das mit Zufriedengeben zu tun? Was soll an unserem augenblicklichen Verhältnis so problematisch sein? Es funktioniert doch! Beide legen wir auf unsere Unabhängigkeit Wert, nutzen gern unsere Freiräume. Erklär mir doch mal bitte, worin der Vorteil einer Ehe bestehen soll! In den Steuervorteilen? Geschenkt! Ich finde, die Ehe wird maßlos überbewertet. Typen wie du und ich fahren als Singles besser.“
„Dann beantworte mir folgende Frage: Wieso vergleichst du uns zwei permanent mit berühmten Kino-Paaren? Mr. Allnut und Rosie, Tarzan und Jane, das Liebespaar in der Blauen Lagune … Die sind doch zusammen, weil sie miteinander stärker und glücklicher sind als ohne einander.“
„Das ist Hollywood, nicht das Leben!“
„Woher weißt du, dass es im wirklichen Leben nicht ähnlich läuft, wenn du’s nie versuchst? Ich erzähle dir mal etwas aus dem richtigen Leben: Tiere kommen dauernd zusammen und paaren sich, um den Arterhalt zu sichern. Zumeist erfolgt ein bloßer Deckakt. Aber hast du mal gesehen, was geschieht, wenn das männliche Tier beim Weibchen bleibt und die beiden gemeinsam die Jungen aufziehen? Das geht dir unter die Haut, weil es so verdammt schön ist!“
„Und selten.“
„Genau deswegen ist es umso wertvoller!“
„Du vergisst dabei, dass ich Caretta heiße. Ich bin nach der Meeresschildkröte benannt, nach einem ausgesprochen einzelgängerischen Lebewesen also.“
Diesem Argument hatte er offenbar nichts entgegenzusetzen. Die Stirn gerunzelt, griff er nach seinen Sachen, stand auf und streifte seine Shorts über. Cara hörte, wie er den Reißverschluss hochzog.“
„Wo willst du hin?“
„Ich lege mich schlafen. Unter den Sternen.“ Er schlüpfte in seine Sandalen und entfernte sich von ihr.
„Nun lauf doch nicht weg!“ Als er weitermarschierte, rief sie ihm nach: „Wieso musst du immer so sein?“
Er blieb stehen und drehte sich zornig um. „Wie denn?“
„So stur!“
„Cara, vergib mir meine Unbeholfenheit. Aber du bist bislang die erste und einzige Frau, der ich einen Heiratsantrag gemacht habe, und du hast mir gerade einen Korb gegeben. Deshalb möchte ich gern allein sein, falls du nichts dagegen hast.“ Seine Augen verengten sich. „Du behauptest doch, dass wir so gut sind im Alleinsein, oder?“
„Warte! Falls ich Ja sagen würde – und ich betone: falls –, würdest du dann mit mir nach Chicago ziehen?“
„Nach Chicago? Wozu denn das?“
„Weil dort mein Arbeitsplatz ist!“
„Und ich habe einen Betrieb hier.“
„Aha. Na gut. Dann lautet die Antwort Nein.“
„Cara …“
„Warum darfst du einfach ablehnen, mir zu folgen, ich aber nicht?“ Sie merkte, wie er nach Worten rang, und fügte hinzu: „Wieso können wir nicht einfach so weitermachen, wie es bisher
Weitere Kostenlose Bücher