Nur dieser eine Sommer
zu tun. „Auf, auf, wieder ans Werk!“ verkündete sie und hob wieder ihr Ende der Tischlerplatte an.
„Warum machen wir das alles eigentlich?“ beschwerte sich Emmi, wobei sie eine lange weiße Hautabschürfung am Arm begutachtete. „Wenn der Hurrikan vorbeizieht, müssen wir doch alles wieder abreißen!“
„Betrachte es als Versicherung. Falls wir auf diese Weise den Wettergöttern ein Schnippchen schlagen können, dann hat es sich gelohnt. Also, in die Hände gespuckt! Eine noch! Heb an bei drei! Eins … zwei … drei!“ Unter Aufbietung aller Kräfte wuchteten sie die Platte hoch, sodass sie das vordere Fenster bedeckte, und während Emmi festhielt, befestigte Cara die Schutzplatte schnell mit Hammer und Nägeln und ließ sich, als der Fensterschutz saß, kraftlos dagegen sinken. „So, fertig! Das war die Letzte! Feierabend!“
Cara warf das Werkzeug auf die Erde. Nach wie vor konnte man allerdings aus der gesamten Nachbarschaft wildes Gehämmer hören. Zwar besaßen viele Hauseigentümer inzwischen hurrikanfeste Fensterläden, doch die Unverbesserlichen vertrauten nach wie vor auf Tischlerplatten und Panzerklebeband, um die Fenster zu sichern und so dem Sturm zu trotzen.
„Sieht dir ähnlich, ausgerechnet in dieser Zeit mit Brett Schluss zu machen!“ Emmi stand vornüber gebeugt, die Hände auf die Knie gestützt, und schnappte nach Luft. „Seine Muskeln könnten wir jetzt gut gebrauchen.“
„Er hat telefonisch seine Hilfe angeboten.“
„Und du lässt ihn schnöde abblitzen? Schon wieder? Mensch, Mädchen, du hast wirklich ’ne Schraube locker!“
„Ich war’s nicht. Mama hat mit ihm gesprochen.“
„Aha! Verstehe!“
„Wäre doch eine Zumutung gewesen, ihn um Hilfe zu bitten, nachdem ich eben erst seinen Heiratsantrag abgelehnt habe! Das ging doch nun wirklich nicht.“
„Nee, allerdings nicht.“
„Außerdem hat er genug am Hals. Für ihn heißt es Luken dicht, Boote raus in ruhigere Gewässer. Der ist längst weg!“
Noch während sie sprach, erkannte sie die Doppeldeutigkeit ihrer Aussage und warf Emmi einen raschen Blick zu. Der Miene nach zu urteilen, war der Freundin diese Tatsache auch aufgefallen.
Cara holte den Eistee von der Veranda, um ihren Durst zu löschen, aber auch um ihre Verlegenheit zu überspielen. Toy hatte Trinkgläser, Eiswürfel und sogar frische kleine Minzezweige bereitgestellt. Das Mädchen, so schien es, entwickelte sich allmählich zu einer Art Lovie in Kleinformat.
Cara füllte den Eistee in die Gläser und hockte sich dann neben Emmi auf die Treppenstufen und reichte ihrer Freundin das Getränk.
„Danke!“ Emmi nahm einen gehörigen Schluck und musterte Cara eingehend. „Und wie fühlst du dich jetzt?“
„Eigentlich ganz gut. Alle Fenster verbarrikadiert, Notrationen und Krankenunterlagen verpackt. Und Mama verstaut alle Fotos und wichtigen Dokumente in einem Plastikbehälter, damit wir alles im Notfall mitnehmen können.“
„Ich rede nicht vom Wirbelsturm, du kleines Dummchen, sondern von der Sache mit Brett!“
„Ach so!“ Stirnrunzelnd stützte Cara die Ellbogen auf die Knie. „Na, es gibt keine Sache mit Brett mehr, oder?“
„Du hast sie nicht alle! Dass ihr zwei ganz wild aufeinander seid, das sieht doch jeder!“
Cara blickte in ihren Tee und stupste mit dem kleinen Finger die Eiswürfel an.
„Gott im Himmel! Deine Mama hat doch sicher ’nen Anfall gekriegt, als sie hörte, dass du ihn abgelehnt hast! Einen Heiratsantrag!“
„Komisch. Ich rechnete schon mit ’ner Gardinenpredigt über die Schrecken des Daseins als alte Jungfer, doch sie hat keinen Ton gesagt. Keinen Piep.“
„Echt?“
Cara dachte kurz nach und meinte dann: „Wäre das nicht ein seltener Glücksfall, wenn ich mit meiner Mutter so kurz vor ihrem Tode mal einer Meinung wäre?“
Sie schauten sich lächelnd an.
„Lieber vor ihrem Tod als gar nicht“, antwortete Emmi aus tiefster Seele. „Mäuschen, wieso tust du dir das an? Du schlägst dein Glück für immer in den Wind.“
„Kannst du mir mal verraten, warum alle Welt davon ausgeht, eine Frau könne nur ganz in Weiß mit einem Blumenstrauß glücklich werden? Dass ich nicht heiraten will, ist eher eine gefühlsmäßige Entscheidung. Mag sein, dass ich Bammel davor habe, alles Vertraute aufzugeben. Womöglich wäre ich etwas weniger konsequent, wenn ich Brett mit dreißig statt mit vierzig über den Weg gelaufen wäre. Vielleicht hätte ich mich da nicht so gegen eine Veränderung
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