Nur dieser eine Sommer
Parzelle ist in den letzten paar Jahren kometenhaft gestiegen.“ Palmers Augen nahmen einen merkwürdigen Glanz an. „Dein nutzloses Sommerhäuschen steht auf erstklassigem strandnahem Grund und Boden! Von solchen Grundstücken gibt’s auf der Insel nicht mehr viele – das dürfte auch dir bekannt sein. Wie dem auch sei, beim letzten Steuerbescheid schnellte mein Blutdruck in Schwindel erregende Höhen!“
Lovie reagierte bestürzt. „Aber hast du denn den Antrag auf Steuerermäßigung für mich nicht gestellt?“ fragte sie. „Das solltest du doch! Letzten Dezember, als ich hier auszog, habe ich dich darum gebeten!“
„Ich bin deinem Wunsch durchaus nachgekommen, aber trotzdem fiel die Steuerbelastung erheblich höher aus als sonst. Dein Geld ist zum größten Teil angelegt, Mama, und bei der augenblicklichen Lage auf den Aktienmärkten hast du nur begrenzte Mittel flüssig. Es ergibt schlicht und ergreifend keinen Sinn, das Sommerhaus noch länger halten zu wollen.“
„Ich brauche nicht viel.“
„Das ist nicht der springende Punkt. Lass mich ausreden. Ich habe meine eigenen Nachforschungen angestellt und weiß aus sicherer Quelle, dass die Bruchbude mindestens sieben-, wenn nicht achthunderttausend Dollar wert ist, egal, in welchem Zustand. Möglicherweise sogar noch mehr. Also, die Sache ist die: Direkt dir gegenüber liegen diese drei Supergrundstücke. Zwei davon wurden der Küstenschutzgesellschaft auf ewig als offenes Küstengelände gestiftet.“
Cara zog die Augenbrauen hoch. Das war ihr neu! Wenn es wirklich stimmte, erhöhte dies den Wert von Lovies Grundstück beträchtlich.
Palmer setzte seinen Vortrag fort. „Ich sehe die Dinge folgendermaßen: Falls es mir gelingen sollte, die dritte Parzelle, die sich direkt gegenüber von deiner befindet, zu erwerben, würden wir gemeinsam über zwei erstklassige Grundstücke verfügen. Ich könnte einfach auf gut Glück zwei Häuser darauf bauen lassen, eins direkt zum Meer, und zwar so, dass man vom zweiten Gebäude ebenfalls noch einen unverbauten Blick aufs Meer hat. Zwei solche Immobilien wären von unschätzbarem Wert. Die brächten uns Millionen!“
„Für mich ist das Land auch so schon von unschätzbarem Wert“, erwiderte Lovie leise.
„Na klar, Mama, ich weiß, wie sehr du daran hängst. Doch wir sollten das Eisen schmieden, solange es heiß ist! Wir müssen das verbliebene Grundstück kaufen, ehe es uns jemand vor der Nase wegschnappt!“
„Hast du denn eine Ahnung, wem es gehört?“ erkundigte sich Cara.
„Noch nicht, aber ich hab meine Leute darauf angesetzt. Ist nur ’ne Frage der Zeit, bis wir’s heraushaben“, antwortete Palmer.
„Ich soll also verkaufen? Sofort? Verstehe ich dich da richtig?“ hakte Lovie nach.
Cara schaute ihre Mutter an. Ein bestimmter Unterton in Lovies Stimme ließ sie aufhorchen, eine eiserne Kraft, die in der Frage verborgen lag. Palmer war in der Zwischenzeit krebsrot angelaufen. Seine Augen glichen denen eines Jagdhundes, der Blut geleckt hat.
„Ich finde, wir sollten es zumindest in Erwägung ziehen und mal überlegen, was dabei herausspringen könnte.“
Lovie wandte sich an Cara. „Bist du auch der Ansicht, ich sollte verkaufen?“
Cara hatte nicht damit gerechnet, dass man sie um ihre Meinung bitten würde. „Das ist deine Entscheidung!“
„Wieso fragst du
sie?“
fuhr Palmer hitzig dazwischen.
Cara wurde böse. „Als Mitglied der Familie steht mir doch wohl das Recht zu, mich zu dem Thema äußern zu dürfen!“
„Das Recht? Du glaubst, du kannst dich über zwanzig Jahre abseilen und hättest hier trotzdem noch Rechte?“
„Cara“, wiederholte Lovie nachdrücklich, sodass Caras Aufmerksamkeit von Palmer abgelenkt wurde. „Willst du, dass ich verkaufe?“
Nachdenklich schürzte Cara die Lippen. Zu ihren beruflichen Stärken gehörte die Fähigkeit, bei der Lösung eines Problems sämtliche Aspekte zu berücksichtigen. Als sie antwortete, klang ihre Stimme daher fest und entschlossen. „Wenn Palmer Recht hat und die beiden angrenzenden Parzellen sozusagen als küstennahes Naturschutzgelände und nicht als Bauland ausgewiesen sind, dann ist dein Grundstück Gold wert. Und krisensicher. Und Geld brauchst du nicht; zumindest dürftest du keine akuten finanziellen Sorgen haben.“ Sie guckte Palmer an. „Wenn ich mich nicht täusche, ist Mamas Geld in seriösen Wertpapieren angelegt. Falls ihre Blue-Chip-Aktien eines Tages nichts mehr wert sein sollten, dann geht das
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