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Nur dieser eine Sommer

Nur dieser eine Sommer

Titel: Nur dieser eine Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Alice Monroe
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die Erleichterung anzumerken: „Gute Idee. Mach dir den Fernseher an, wenn du möchtest. Aber richte dich nicht erst häuslich ein! Wir brechen bald auf!“
    Toy verschwand. Kurz darauf tauchte Palmer mit einer neuen Flasche auf, von der er den Staub abwischte.
    „Junge“, begann Lovie und faltete ihre Serviette zusammen, „lass es gut sein für heute. Es war ein wunderbarer Tag. Ich kann dir gar nicht genug danken.“
    Palmer verharrte mitten in der Bewegung. „Nein, nein, ihr geht noch nicht!“ Seine Stimme klang bittend und bockig zugleich. Er trat an den Tisch und entkorkte die Flasche. „Der Abend fängt doch gerade erst an! Und außerdem lässt du dich so selten blicken, Mama!“ Plötzlich schaute er verblüfft in die Runde, als wäre ihm gerade erst aufgefallen, dass jemand fehlte. „Wo sind denn die Kinder hin?“
    „Julia bringt sie zu Bett“, erwiderte Lovie.
    Er runzelte die Stirn. Seine Augen blitzten zornig. „Wieso hat es das dumme Weibsbild denn damit so eilig?“ Er machte einen Schritt auf das Treppenhaus zu und brüllte: „Julia!“
    Konsterniert verfolgte Cara das Schauspiel.
    „Ja?“ ertönte es eine Spur zu fröhlich.
    „Was zum Teufel treibst du da oben?“ herrschte Palmer sie an.
    „Ich stecke die Kleinen ins Bett. Es ist spät!“
    „Nicht so laut, Palmer“, mahnte Lovie gelassen und ruhig. „Du krakeelst hier ja herum, als wärst du auf dem Fischmarkt! Nun lass Julia mal schön die beiden schlafen legen!“
    „Schlafen können sie immer noch! Erst einmal sollen sie mehr mit dir zusammen sein!“
    Cara lief es bei diesem hässlichen und nur zu vertrauten Anblick eines Mannes, den zu viel Wein aggressiv gemacht hat, eiskalt den Rücken hinunter.
    „Nach dem langen Tag fielen ihnen ja schon die süßen Äuglein zu. Die zwei sind schließlich noch klein und brauchen ihre Nachtruhe. Und ich alte Frau muss jetzt auch ins Bett. Im Übrigen ist es mit dem Auto nur ein Katzensprung von euch zu mir. Du kannst meine Enkelchen vorbeibringen, wann immer du möchtest.“
    Palmer wiegte den Kopf. „Ist nicht das Wahre, ohne dich hier im Haus. Du hast einen guten Einfluss auf die Kinder. Julia mag ja ’n liebes Mädchen sein, aber – unter uns – dein Niveau hat sie nicht!“
    Konnte das die Möglichkeit sein? Er blamierte seine Frau vor Mutter und Schwester! Cara musterte ihn scharf.
    „Wieso bist du überhaupt fortgezogen?“ lallte er weiter. „Das hier ist doch dein Heim genauso wie meins!“
    „Wie edelmütig“, meinte Cara sarkastisch.
    „Na, stimmt doch“, verteidigte er sich wütend. „Ich wollte nicht, dass sie sich eine neue Wohnung sucht.“ Unsicher schenkte er Cara nach, wobei er einiges verschüttete. Dann fügte er beinahe schmollend hinzu: „Sie wollte es ja nicht anders!“
    „Richtig“, bestätigte Lovie begütigend und zog ihr Glas weg. „Ich weiß, du hättest es gern gesehen, wenn ich geblieben wäre. Das ehrt dich. Doch ganz ehrlich, ich könnte gar nicht glücklicher sein als dort, wo ich jetzt lebe. Ich habe mein kleines Sommerhaus schon immer geliebt.“
    „Geliebt? Geliebt hast du
dieses
Haus“, widersprach Palmer, wobei er sein Glas füllte.
    Cara und Lovie wechselten einen besorgten Blick.
    „Aber da du schon einmal davon angefangen hast“, fuhr er fort und machte es sich auf seinem Stuhl bequem, „lass uns vernünftig darüber reden.“ Er verlagerte seinen Oberkörper nach vorn, stützte sich schwer mit beiden Ellbogen auf den Tisch, schaute Lovie von unten an und sagte, schon etwas friedfertiger: „Also gut, ich möchte schlicht und ergreifend Folgendes: Mama, komm zu uns zurück! Dass du so weit vom Schuss auf deiner Insel hockst, das gefällt mir nicht. Hier im Hause könnte ich mich besser um dich kümmern.“
    „Ich fühle mich dort sehr gut aufgehoben.“
    „Was denn, in der alten Hütte? Die steht doch kurz vorm Einsturz, ist ’ne wahre Mausefalle! Menschenskind, ein ordentlicher Windstoß, und das ganze Ding wird vom Fundament gefegt!“
    „Das kleine Cottage hat so viele Wirbelstürme überstanden, dass ich sie gar nicht mehr zählen kann!“ protestierte Lovie.
    Palmer hob beschwichtigend die Hand. „Die Bausubstanz ist ja nur eine Sache. Ein Hausmädchen anzuheuern, während du genauso gut hier bei uns wohnen könntest, das ist schon etwas anderes. Trotzdem – alles kleine Fische, verglichen mit dem gewaltigen Hieb, den der jüngste Bescheid über die Grundbesitzsteuer uns versetzt hat. Der Verkehrswert der kleinen

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