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Nur dieser eine Sommer

Nur dieser eine Sommer

Titel: Nur dieser eine Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Alice Monroe
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ganze Land unter. Also“, schloss sie und wandte sich wieder Lovie zu, „wenn du mich fragst: Tu das, was dir Spaß macht. Es ist dein Leben und dein Land. Hab Freude daran!“
    Lovies Miene entspannte sich, und ihr Mund verzog sich zu einem sanften Lächeln. In ihrem Blick lag so etwas wie Erleichterung.
    Doch Palmer ließ nicht locker. „Und du hast nicht zufällig selbst Interesse an dem Strandhaus?“
    Es war eine bösartige Unterstellung, die Cara tief traf. Sie sah ihre Mutter an. Lovie hatte sich vorgebeugt und wartete sichtlich gespannt auf die Antwort.
    „Nein.“ Cara meinte es ehrlich. „Es gehört Mama. Ich hoffe, sie wird dort noch lange glücklich und zufrieden leben.“
    Palmer lehnte sich im Stuhl zurück und verschränkte die Hände über dem Bauch. „Ach, tatsächlich? Ich für meinen Teil finde es, gelinde gesagt, sonderbar, dass du ausgerechnet jetzt, nach all den Jahren, wieder auftauchst und plötzlich Interesse für die Familie und das Sommerhaus zeigst!“
    Cara ließ sich nicht provozieren, denn der Alkohol sprach aus ihrem Bruder. „Wie bereits erwähnt, bin ich auf Mamas ausdrücklichen Wunsch hergekommen. Falls du fürchtest, ich wäre auf Beute aus oder wollte mir etwas unter den Nagel reißen, kann ich dich beruhigen. Mir geht’s finanziell nicht schlecht; reich bin ich zwar nicht, aber für mich langt’s. Ich habe immer schon auf eigenen Beinen gestanden, wie dir bekannt sein dürfte.“ Sie lehnte sich ebenfalls zurück und fügte mit ironischem Lächeln hinzu: „Mein Geld habe ich auf die althergebrachte Weise verdient – mit harter Arbeit. Ich brauche keine Almosen von Mama.“
    „Schwesterherz“, erwiderte er gedehnt, „wenn hier einer Geld auf die althergebrachte Weise gemacht hat, dann ich. Ich hab’s nämlich geerbt.“ Er lachte laut über seine eigene Bemerkung, wodurch die Spannung im Raum etwas nachließ, obwohl sie weiterhin unterschwellig zu spüren war. Mit Unschuldsmiene wandte er sich wieder seiner Mutter zu. „Mama, sei vernünftig! Ganz abgesehen von der finanziellen Lage, müssen wir in Erwägung ziehen, dass es dir eines Tages nicht mehr so gut geht wie heute. So hübsch du auch bist – wir werden alle nicht jünger! Da draußen so ganz allein, das ist einfach zu riskant. Wir wohnen in der Stadt, deine Ärzte ebenfalls. Falls dir etwas zustößt, dauert es ewig, bis dir wirksame Hilfe zuteil wird. Was wäre das für ein Sohn, der seine Mutter in dieser Lebenssituation sich selbst überlässt?“
    „Ich weiß deine Fürsorge sehr wohl zu schätzen“, entgegnete Lovie steif, „aber ich bin nicht allein. Die Damen vom Schildkröten-Team schauen regelmäßig vorbei, und Toy kümmert sich um mich.“ Sie unterbrach sich jäh, weil sie wohl bedauerte, den Namen erwähnt zu haben.
    Palmer stieg jedoch sofort auf das Thema ein. „Das stört mich ja gerade! Was wissen wir eigentlich über das Mädel? Die könnte dich doch glatt nach Strich und Faden ausnehmen!“
    „Um Gottes willen …“, stöhnte Lovie kopfschüttelnd und schlug die Hände vors Gesicht.
    „Und selbst wenn sie die Pfoten vom Tafelsilber lässt – wie soll dir eine beistehen, die so hochschwanger ist, dass sie kaum laufen kann? Die ist doch kaum alt genug, um sich selbst zu versorgen! Ach, zum Kuckuck!“ Palmer schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. „Es passt mir nicht, dass meine Kinder mit so einer Umgang pflegen. Ich möchte noch nicht einmal, dass die sich in meinem Haus aufhält! Was soll denn meine Linnea denken?“
    Ob Toy etwas mitbekommen hatte? Cara guckte über die Schulter. Eigentlich war Palmers Gezeter kaum zu überhören gewesen. Sie rechnete mit einer geharnischten Antwort ihrer Mutter, doch Lovie schien zu schrumpfen und ließ die Schultern hängen – ein sicheres Zeichen der Resignation. In Cara kochte der gerade erst überwundene Ärger wieder hoch. Sie explodierte und stauchte ihren Bruder zusammen, und zwar in einem Ton, der schon die Teilnehmer so mancher Vorstandssitzung das Fürchten gelehrt hatte: „Es reicht, Palmer! Du kennst das Mädchen nicht einmal, und dennoch verurteilst du Toy, weil sie in anderen Umständen ist? Ein Esel schilt den anderen Langohr, wie? Ich kann mich da an einen Vorfall erinnern! Ist ein paar Jährchen her …“
    Hektische Flecken tauchten auf Palmers Gesicht auf, doch er besaß immerhin so viel Anstand, verlegen den Kopf zur Seite zu wenden.
    „Aha, du entsinnst dich also noch“, stellte Cara fest. Sie verzichtete darauf,

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