Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nur dieser eine Sommer

Nur dieser eine Sommer

Titel: Nur dieser eine Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Alice Monroe
Vom Netzwerk:
machen diese Renovierungsarbeiten unheimlich Spaß. Mir ist es so oder so Jacke wie Hose, also ist jeder rundum glücklich und zufrieden. Aber dieser ganze traditionelle Kram, der ist wohl nicht nach deinem Geschmack, was? Wie ich höre, stehst du mehr auf diesen modernen minimalistischen Stil.“
    Cara ließ den Blick durch die geschmackvoll eingerichteten Räumlichkeiten schweifen. Ob das noch stimmte, das mit dem minimalistischen Stil? Sie war sich nicht sicher. „Möglich“, antwortete sie und lächelte hintergründig. „Doch einer Dame steht das Vorrecht zu, ihre Meinung ändern zu dürfen.“
    „Na, hoffentlich hast du deine Einstellung zu Frogmore-Stew nicht auch geändert. Mensch, draußen im Garten brodelt ein Riesentopf, extra für dich. Müsste allmählich gar sein. Julia!“ rief er laut.
    Seine Frau lugte um die Ecke. „Was ist, Schatz?“
    „Besorg meiner Schwester mal was zum Knabbern. Ich kümmere mich derweil um den Eintopf. In ein paar Minuten gibt’s was zu essen!“ Er wandte sich um und zwinkerte Cara vielsagend zu. „Hab’s extra für dich zubereitet!“
    Es erfüllte Cara mit Freude, dass ihr Bruder das Lieblingsgericht seiner Schwester doch nicht vergessen hatte. Sie begleitete Julia in die Küche, um ihr beim Vorbereiten des Festmahls zu helfen.
    Später saßen sie alle beisammen im himbeerroten Esszimmer um die lange Mahagonitafel. Große weiße Kerzen flackerten ringsum, und der kristallene Lüster glänzte wie der Mond am Firmament. Man sprach über alte Zeiten. Genauer gesagt war es Palmer, der redete, während Cara sich zurücklehnte und ihm lauschte. Er thronte am Kopfende des Tisches, gab lustige Geschichten und Anekdoten zum Besten, erzählte von glücklicheren Kindheitsmomenten, die Bruder und Schwester gemeinsam erlebt hatten, sowohl im Elternhaus als auch am Strand. Mittlerweile war er der gleiche talentierte Geschichtenerzähler wie früher sein Vater. Diese Fähigkeit, mit Worten zu jonglieren, wurde kleinen Jungen im Süden schon beizeiten beigebracht und mit zunehmendem Alter immer ausgeprägter. Doch nur wenige verstanden es so gut wie Palmer, bestimmte Details auszuschmücken, farbige Ausdrücke zu verwenden, Menschen so präzise zu charakterisieren, dass man sich beim Zuhören die betreffenden Personen derart genau vorstellen konnte, als stünden sie in Fleisch und Blut vor einem. Alle Zuhörer beugten sich gespannt vor, während Palmer Vergangenes zum Leben erweckte. Fast hätte man meinen können, er erlebe alles beim Erzählen aufs Neue. Auch Lovie und Cara ließen sich zurück in die Vergangenheit entführen und ergänzten Palmers Schilderungen mit eigenen Bemerkungen.
    Toy hatte anfänglich versucht, die Gelangweilte zu spielen. Doch auch sie wurde in den Bann gezogen und hörte gespannt zu. Die beiden Kleinen verschlangen Palmers Geschichten mit der gleichen Hingabe wie den dampfenden Eintopf aus Krabben, Würstchen und Mais. Bei besonders komischen Passagen lachten sie dermaßen ausgelassen, dass sie sich den Mund zuhalten mussten, um nicht quer über den Tisch zu prusten. Selbst Toy wirkte mittlerweile entspannter, lächelte sogar oder stimmte auch mal in das Gelächter ein.
    Je später allerdings der Abend wurde und je mehr Wein durch Palmers Kehle floss, desto hektischer röteten sich seine Wangen. Seine sprühend temperamentvollen Erzählungen waren plötzlich mit einem verbitterten Unterton versehen, als er die düsteren Kapitel und Misstöne im Hause Rutledge ansprach. Ein Gefühl unangenehmer Gespanntheit machte sich breit, und fast konnte man hören, wie die Damen erleichtert aufseufzten, als Palmer seinen Stuhl zurückschob und sich erhob.
    „Was meint ihr – sollen wir noch eine Flasche öffnen?“ fragte er, schon leicht lallend, wobei er die leeren Weinflaschen einsammelte. „Ihr wartet hier. Bin gleich zurück!“
    Kaum hatte er den Raum verlassen, als Lovie ihrer Schwiegertochter einen strengen Blick zuwarf. Julia verstand und reagierte sofort. „Los, Kinder, Zeit fürs Bett! Gebt eurer Großmama und Tante Cara noch einen Gutenachtkuss, und dann ab! Flink wie die Häschen!“
    Es folgte eine Reihe schmatzender Küsschen und zärtlicher Liebesbekundungen, bis Julia sich entschuldigte, um die Kleinen zu Bett zu bringen.
    Auch Toy hatte Lovies Wink mit dem Zaunpfahl offenbar begriffen. „Ich bin echt müde, Miss Lovie. Macht es Ihnen was aus, wenn ich mich ein bisschen auf der Wohnzimmercouch ausstrecke und die Füße hochlege?“
    Lovie war

Weitere Kostenlose Bücher