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Nur dieser eine Sommer

Nur dieser eine Sommer

Titel: Nur dieser eine Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Alice Monroe
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letzte Wort haben! Und meist zeigten seine Drohungen ja auch Wirkung.
    Toy starrte das Telefon an und kaute auf ihrer Unterlippe herum. Mittlerweile war sie nicht mehr wütend. Nein, sie hatte Angst.
    Wenn Cara an Emmi dachte, dann fiel ihr auch gleich der Tag ein, an dem sie beide das Küssen gelernt hatten. Es war unter der Veranda von Emmis Elternhaus gewesen, in den Sommerferien nach der siebten Klasse. Zu dritt hatten sie auf dem kühlen Boden gesessen, sie, Emmi und Tom Peterson, der Schwarm der Klasse. Cara wusste zwar nicht mehr, wer das Spiel vorgeschlagen hatte, aber man drehte eine leere Flasche, die dann auf eine der Kandidatinnen wies. Daran erinnerte sie sich noch lebhaft. Die beiden Mädchen hatten darum gewetteifert, wer den ersten Kuss von Tom bekam.
    Auch wenn es Cara gewesen war, der dieser Triumph zuteil wurde, zeigte bei der nächsten Drehung der Flaschenhals jedoch auf Emmi. Und von diesem Moment an waren sie und Tom unzertrennlich gewesen. Beide besuchten dieselbe Oberschule und waren von nun an ein Paar. In den Sommerferien stieß Cara als dritte im Bunde hinzu, und so trieb das Trio sich herum. In erster Linie bestand ihre gemeinsame Beschäftigung in drei Dingen: Sie ließen sich bräunen, gingen abends ins Kino und drückten sich so oft wie möglich vor dem Schildkrötendienst. Nach dem Schulabschluss studierten Tom und Emmi an der University of South Carolina und schlossen unmittelbar nach Toms Examen den Bund der Ehe, wobei Cara als Trauzeugin fungierte.
    Danach hatte man sich aus den Augen verloren, wie es so oft geschieht, wenn man erwachsen wird und seiner eigenen Wege geht. Obwohl man sich über die Jahre nur selten schrieb oder miteinander sprach, erfuhr Cara doch durch Weihnachtsgrüße oder über ihre Mutter, dass Tom und Emmi nach Atlanta gezogen waren. Tom arbeitete dort in leitender Position bei Coca Cola. Sie hatten kurz hintereinander zwei Söhne bekommen. Anders als bei anderen Freundschaften, die mit der Zeit entstanden oder vergingen, hatte Cara immerfort gespürt, dass sie und Emmi etwas Besonderes verband.
    Als Cara jetzt den Strand erreichte, erblickte sie eine Frau, die auf einem riesigen Stück Treibholz saß und mit einem Stock im Sand stocherte. Um die Hüften herum war sie so breit wie der Baumstamm, auf dem sie hockte. Unter der Krempe ihres Sonnenhutes kräuselten sich kupferrote Locken. Als Cara sich näherte, wandte die Frau den Kopf und begann zu strahlen.
    „Cara!“
    „Emmi!“
    Mit einem Jauchzer schlossen sie einander in die Arme und wiegten sich sanft. Cara kam es vor, als würde die Zeit zurückgedreht. Plötzlich waren sie wieder dreizehn und Freundinnen für immer und ewig. Als sie einander losließen, hatte Emmi Tränen in den Augen. Sie musterte Cara kurz.
    „Meine Güte, du hast dich kein bisschen verändert“, stellte sie dann fest. Ihr Mund verzog sich zu einem breiten Lächeln.
    „Danke gleichfalls!“
    „Ach, geh mir weg, du Lügnerin!“
    Emmi hatte ziemlich zugelegt. Das zusätzliche Gewicht verteilte sich allerdings gleichmäßig über ihre an sich schon üppige Statur und ließ sie weniger dick als vielmehr groß erscheinen. Ihre Haut war zart gebräunt. Sommersprossen auf Nase und Wangen verliehen ihr eine jugendliche Frische. Nach wie vor strahlte sie gute Laune aus, und ihre grünen Augen funkelten vor Wiedersehensfreude.
    Eine Weile grinsten sie sich wortlos an, als könnten sie nicht die Augen voneinander lassen. „Hach, wie schön, dich mal wieder zu treffen“, befand Cara. „Wie lange ist das jetzt her?“
    „Ach Gott, Jahre! Jedenfalls zu lange.“
    „Furchtbar, wie die Zeit verfliegt.“
    „Du sagst es.“ Beide kicherten wie Schulmädchen. „Und du? Noch immer nicht unter der Haube?“ fragte Emmi.
    „Nö. Das liegt nur daran, dass du mir seinerzeit Tom vor der Nase weggeschnappt hast. Und danach …“ Sie zuckte die Achseln.
    Emmi lachte auf, doch Cara bemerkte, dass ihre Freundin dabei traurig guckte. „Wie geht’s ihm überhaupt? Ist er zu Hause? Ich würde ihn gerne begrüßen.“
    „Tja, wo der wohl stecken mag? Augenblick mal!“ Nachdenklich tippte Emmi sich mit dem Finger an die Lippen. „Gerade jetzt ist er irgendwo in Südamerika. Er arbeitet nach wie vor bei Coca Cola, leitet ’ne neue Produktionsstätte in Peru, saust dauernd hin und her. Meist hin. Mir fiel zu Hause die Decke auf den Kopf, also beschloss ich, auf die Insel zu fahren. Wir sehen uns im Sommer ohnehin nicht allzu oft.“ Sie buddelte

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