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Nur dieser eine Sommer

Nur dieser eine Sommer

Titel: Nur dieser eine Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Alice Monroe
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neuen Position für mich um. Ich bin recht optimistisch, dass sich etwas Passendes findet. Hoffentlich bald, sonst muss ich am Ende doch auf dein Angebot zurückgreifen.“
    „Jederzeit! Vergiss nicht, wir sind weibliche Blutsbrüder!“
    „Zum Glück existierten gewisse Gefahren damals noch nicht. Heutzutage muss man ja um sein Leben fürchten, wenn man sein Blut mit dem eines anderen vermischt!“
    „Gemacht hätten wir’s trotzdem!“
    „Weißt du, ich glaube, alles sollte so passieren. Vorsehung. Heute Morgen beim Aufwachen bin ich zu diesem Schluss gelangt. Wenn das mit Mama voriges Jahr passiert wäre, hätte ich nicht den Sommer über hier bleiben können. Jetzt ist das kein Problem.“
    „Hoppla, nicht so schnell! Ich kann dir nicht ganz folgen. Wenn
was
mit deiner Mutter passiert wäre.“
    „Sie hat Krebs.“
    Emmi fuhr vor Entsetzen kerzengerade hoch. „Miss Lovie? Nein!“
    „Ich hab’s auch gerade erst erfahren. Lungenkrebs. Allem Anschein nach haben sich bereits Metastasen gebildet, sodass man nichts mehr für Mama tun kann.“ Plötzlich versagte ihr die Stimme.
    „Mann, das darf doch nicht wahr sein! Ausgerechnet sie? So ein Mist!“
    Cara nickte. „Sie hat mich gebeten, den Sommer über bei ihr zu bleiben. Ich habe zugestimmt. Das meinte ich, als ich erzählte, jetzt, da sie mich gefeuert haben, sei es kein Problem, mich um sie zu kümmern. Voriges Jahr hätte ich mir nicht den ganzen Sommer frei nehmen können.“
    „Hättest du schon, wenn’s nötig gewesen wäre.“
    „Aber das hätte mich vermutlich den Job gekostet! Doch das sind Kinkerlitzchen, nicht wahr? Was bedeutet schon der Verlust des Arbeitsplatzes, wenn die Mutter stirbt?“
    Bekümmert schüttelte Emmi den Kopf. „Wie furchtbar traurig! Es tut mir in der Seele weh! Die ganze Insel wird trauern; schließlich kennt sie hier doch fast jeder als die Turtle Lady! Nur ihr haben wir’s zu verdanken, dass wir beobachten durften, wie die jungen Schildkröten schlüpften.“
    „Erinnerst du dich noch daran, dass sie immer ein Fähnchen aufstellte, wenn in irgendeinem Nest die Jungen kurz vorm Schlüpfen waren?“
    Emmi nickte und lächelte wehmütig. „Und damals hat sie den Jungtieren sogar ein wenig geholfen. Du entsinnst dich sicher, worauf ich anspiele. Heutzutage ist das strengstens verboten.“
    Von Verboten wusste Cara nichts, und sie interessierten sie auch nicht. Sie wusste nur, dass ihre Mutter im nächsten Sommer, wenn die Meeresschildkröten wiederkehrten, nicht mehr da sein würde. „Einfach unvorstellbar, dass sie stirbt! Man findet sich nur sehr schwer damit ab. Wenn ich sie angucke, dann denke ich: Na gut, sie ist krank. Aber dass ihr Leben zu Ende geht, das kann ich noch immer nicht fassen. Seltsam, doch plötzlich zieht sich so ein Sommer lang hin. Und dennoch – wenn ich mir überlege, dass es ihr letzter sein wird, dann kommt er mir erschreckend kurz vor.“
    „Versetz dich nur mal in sie!“
    „Das ist ja das Verblüffende! Sie hat offenbar kein bisschen Angst!“
    „Was macht sie …“
    Emmi wurde vom schrillen Begrüßungsruf einer Frau unterbrochen, die sich über den Strand näherte, und winkte ihr zu. „Florence ist im Anmarsch. Du erinnerst dich doch an Florence Prescott, oder?“
    „Na und ob!“ Cara blickte der Frau entgegen, die früher eine Art Tante für sie gewesen war. Auch sie schien kaum gealtert zu sein. Ihr schneeweißes Haar stand in scharfem Kontrast zur tiefen Bräune ihrer Haut. Sie trug ein grünes T-Shirt mit dem Aufdruck einer Meeresschildkröte und dem Schriftzug „Turtle Team“.
    Schon von Weitem konnte man sehen, dass Flo den Kopf schüttelte. „Ja, ist es denn die Möglichkeit?“ rief sie aus. „Caretta Rutledge, wie sie leibt und lebt! Wie geht’s dir denn, mein Schatz?“
    Cara stand auf und umarmte sie mit derselben Selbstverständlichkeit, mit der sie Flo früher begrüßt hatte, als diese öfter gänzlich ohne Vorwarnung auf eine Tasse Kaffee in die Küche hereingeschneit war. „Gut! Klasse schaust du aus! Oh, ich freue mich so, dich zu treffen!“
    „Du hast dich aber auch nicht zu deinem Nachteil verändert“, antwortete Flo, nahm ihre Sonnenbrille ab und musterte Cara von Kopf bis Fuß, wobei der Blick der blauen Augen wie ein Suchscheinwerfer auf und ab schwenkte. „Zumindest wirkst du nicht wie jemand, der dem Tod gerade von der Schippe gesprungen ist. Lovie hat mir erzählt, du wärst seit deiner Ankunft ziemlich krank gewesen.“
    „War ich auch,

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